Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/1

Naſſe. Ginſterkaye. 999

Siz zeigt ſich beſonders in den Morgen- und Abendſtunden lebendig. Durch Vorhalten von Nahrung kann man ſie freilih jederzeit munter machen, und namentlich ein in ihren Käfig gebrachter lebender Vogel oder eine Maus erwe>t ſie augenbli>lich. Doh legt ſie ſich dann immer bald wieder auf ihr weiches Heulager hin; wenn ihrer mehrere ſind, eine dicht neben die andere, wobei ſie ſich gegenſeitig mit den Shwänzen bede>en. Ein Pärchen pflegt ſich ſehr gut zu vertragen; gegen andere Tiere aber zeigt ſih die Naſſe höchſt unfriedfertig. Auf Katen und Hunde, welche man ihr vorhält, fährt ſie mit Fngrimm los. Aber auch, wenn viele ihre8gleichen zuſammengeſperrt werden, gibt es ſelten Frieden im Naume. Eine Geſellſchaft dieſer Tiere, welche ih im Tiergarten von Notterdam beobachtete, lag fortwährend im Streite. Eine hatte das Schlupfhäuschen im Käfig eingenommen und fauchte, ſobald ſih eine ihrer Gefährtinnen demſelben nahte; eine andere, welche an heftigen Krämpfen litt und dabei jammervoll ſtöhnte, wurde von den übrigen zuerſt aufmerkſam betrachtet, hierauf berohen und endlih wütend gebiſſen. Auch dieſe Art hat ſih wiederholt in unſeren Tiergärten fortgepflanzt.

Die Untergattung der Ginſterkaßen (Genetta) kennzeihnet ſich durch ſehr geſtre>ten Leib, einen kahlen Längsſtreifen auf den Sohlen, fünfzehige Vorder- und Hinterfüße mit zurü>ziehbaren Krallen, langen Schwanz und mittelgroße Dhren, ſtimmt jedoch im Gebiſſe vollſtändig mit den Zibethkaßen überein. Jn der Aftergegend befindet ſich eine ſeichte Drüſentaſche, von welher zwei beſondere Abführungsgänge am Nande des Aſters münden. Viele ſi ſehr ähnliche Arten bewohnen Aſien und Afrika, von wo aus eine nah Europa herübergekommen zu ſein ſcheint.

Die bekannteſte Art iſt die Ginſter- oder Genettkaße (Viverra genetta, Genetta vulgaris, afra und bonapartei, Viverra maculata), die einzige in Europa vorfommende Zibethkaze und hier mit zwei Manguſten Vertreter ihrer ganzen Familie. Sie hat im allgemeinen noh ziemlih viel Ähnlichkeit mit den geſchilderten Verwandten, und auch die Färbung iſt faſt dieſelbe. Jhr Körper erreicht eine Länge von 50, der Schwanz mißt 40, die Höhe am Widerriſte beträgt 15—17 cm. Der auf ſehr niederen Beinen ruhende Leib iſt außerordentlih ſchlank, der Kopf klein, hinten breit und durch die lange Schnauze ſowie die furzen, breiten und ſtumpf zugeſpizten Ohren ausgezeihnet. Die Seher haben einen Kaßenaugenſtern, welcher bei Tage wie ein Spalt erſcheint. Die Aſterdrüſe iſt ſeicht und ſondert nur in geringer Menge eine fette, nah Moſchus riechende Feuchtigkeit ab. Die Grundfärbung des furzen, dihten und glatten Pelzes iſt ein ins Gelbliche ziehendes Hellzrau; längs der Leibesſeiten verlaufen jederſeits 4—5 Längsreihen verſchiedenartig geſtalteter Fle>en von ſ<warzer, ſelten rötlihgelb gemiſchter Färbung, über die obere Seite des Halſes vier niht unterbrochene, in ihrem Verlaufe ſehr veränderliche Längsſtreifen. Kehle und Unterhals ſind lichtgrau; die dunkelbraune Schnauze hat einen lichten Streifen über dem Naſenrüden, einen Fle>en vor und einen kleinen über den Augen; die Spißen des Oberkieſers ſind weiß. Der Schwanz iſt ſieben- bis ahtmal weiß geringelt und endet in eine ſhwarze Spiße.

Das eigentliche Vaterland des äußerſt zierlihen und doh dabei ſo raub- und mordluſtigen, biſſigen und mutigen Tierchens bilden die Länder des Atlas. Allein es kommt auch in Europa und zwar vorzugsweiſe in Spanien und im ſüdlichen Frankreich vor. Schon in Spanien iſt die Ginſterkaße ſtändiger Bewohner geeigneter Aufenthaltsorte, obgleih man ihr nur höchſt ſelten begegnet. Sie findet ſi<h ebenſowohl in wald- und baumloſen wie in bewaldeten Gebirgen, kommt jedo<h auch in die Ebenen herab. Feuchte Oute in der Nähe der Quellen und Bäche, buſchreiche Gegenden, ſehr zerklüftete Bergwände und dergleichen bilden bevorzugte Aufenthaltsorte. Hier ſtöbert ſie der einſame Jäger zuweilen au< bei Tage auf; gewöhnlich aber iſt ſie wegen der Gleichfarbigkeit ihres Felles mit dem Gefklüſte