Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/1

Ginſterkaße: Lebensweiſe. Bewegungen. Zähmbarkeit. 557

mit unfehlbarer Sicherheit, würgt ſie unter beifälligem Knurren ab und beginnt dann die Mahlzeit. Beim Freſſen ſträubt ſie den Balg, als ob ſie beſtändig befürchten müſſe, ihre Beute wieder zu verlieren. Auch das Klettern verſteht ſie ausgezeihnet, und ſelbſt im Waſſer weiß ſie ſi< zu behelfen.

Über ihre Fortpflanzung im Freien iſ nichts bekannt; an gefangenen hat man beobachtet, daß das Weibchen nur ein Junges wirft; dieſe Zahl dürfte jedoh ſ{<werli<h mit der eines Wurfes von wildlebenden Müttern übereinſtimmen.

Die Ginſterkaße läßt ſich ſehr leicht zähmen, denn ſie iſt gutmütig und ſanft. Doch ſchläft ſie den Tag über viel. Mit ihresgleihen verträgt ſie ſih gut. Zank und Streit fommt zwiſchen zwei Ginſterkaßen niht vor; man darf ſogar verſchiedene Arten desſelben Geſchlechts zuſammenſperren. Eine thut, was die andere beginnt, ohne ihr dadurch läſtig zu fallen. Selbſt beim Freſſen geht es meiſt friedlich zu: jede nimmt das ihr zunächſt liegende Fleiſchſtü>, ohne futterneidiſh zu knurren und zu fauchen, wie ſo viele Naubtiere thun. Das Lager teilen mehrere gefangene gemeinſchaftlih, und oft ſicht man die ganze Geſellſchaft im Schlafe zu einem förmlichen Klumpen verknäuelt.

Jn der Berberei benußt man ſie und no< mehr ihre Verwandte, die blaſſe Ginſterfate, in derſelben Weiſe wie unſere Hauskaße: als Vertilger der Natten und Mäuſe. Man verſichert, daß ſie jenem Geſchäfte mit großem Eifer und Geſchi> vorſtehe und ein ganzes Haus in kurzer Zeit von Ratten und Mäuſen zu ſäubern verſtünde. Jhre Reinlichkeit macht ſie zu einem angenehmen Geſellſchafter, ihr Zibethgeruch, den ſie nah kurzer Zeit dem ganzen Hauſe mitteilt, iſt für europäiſche Naſen faſt zu ſtark. Jmmerhin mögen Ausnahmen vorkommen. Von Tſchintſchotſcho, der ehemaligen Station der Güßfeldtſchen LoangoExpedition, berichtet Pehuel-Loeſche: „Zibethkaßen und Genetten hielten wir mehrfach. Erſtere ſind ret unliebenswürdige Tiere, denen nie re<ht zu trauen iſt, und deren Geruch überdies höchſt unleidlih wird, leßtere aber werden außerordentlih zahm, hören auf ihren Namen, laufen ihrem Pfleger wie Hunde ſelbſt am hellen Tage nah und gewähren durch ihr ganzes Weſen ungeinein viel Vergnügen. Die Bewegungen des unverhältnismäßig langgeſtre>ten und langſ<hwänzigen, aber ſehr kurzbeinigen Tieres mit dem feinen, klugen Kopf, dem glatten, graugelben, dur mattſhwarze Fle>en verzierten Pelz ſind fo zierlih und gewandt, ſo beſtimmt und kraftvoll und zugleih fo geſchmeidig, daß man nie müde wird, ihm zuzuſhauen, mag es nun in wellenförmiger Bewegung entlang hüpfen oder zu unglaublicher Länge geſtre>t gleich einer Schlange oder Eidechſe auf irgend etwas zuſchleichen. Fn unſerer Hauptbara>e hatte ſih ein halbwüchſiges häuslih eingerichtet und ſchien an den leider in Unzahl vorhandenen Natten reihlihe Nahrung zu finden. Wenn wir des Abends im Verſammlungszimmer plaudernd bei einander ſaßen, kam es häufig auf dem unteren Dachbalken gelaufen, lugte neugierig herab und ſchnellte ſi< dann mit einem anmutigen Sprunge auf den Tiſch. Dort glitt es, leiſe helle Töne von ſi gebend, in ſeiner behenden Weiſe von einem zum andern, ließ ſih kurze Zeit ſtreicheln und ne>en und verſhwand bald ebenſo, wie es gekommen war.“

Das Fell der Ginſterkage wird als Pelzwerk verwendet. Nach dem Siege Karl Martells über die Sarazenen im Jahre 7832 bei Tours erbeutete man viele Kleider, welche mit jenem Pelze verſehen waren; es ſoll dann, wie Pennant erzählt, ein Orden der Ginſterkaze geſtiftet worden ſein, deſſen Mitglieder die erſten Fürſten waren.

Die Alten ſeinen unſere Kate niht gekannt zu haben; wenigſtens iſt es ſehr zweifelhaft, ob Oppian unter ſeinem „kleinen, geſche>ten Panther“ ſie verſteht. Fſidorus Hispalenſis und Albertus Magnus aber erwähnen ihrer und berichten, daß ſchon zu damaliger Zeit ihr Pelz ſehr geſhäßt wurde.

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