Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/1

Malayiſcher Palmenroller. Larvenroller. 563

bero<h ihn von allen Seiten, wollte ihn jedoh nicht freſſen, vielleicht, weil er niht hungrig war. Nach der Mahlzeit hatte er gewöhnlich die beſte Laune und ließ ſih einigermaßen auf Liebkoſungen ein, ohne jedo< dur dieſe beſonders beglü>t zu werden. Bei Tage lief er faſt beſtändig und ſuchte ſi dazu den wärmſten und bequemſten Plaß aus, welhen er finden konnte. Des Nachts wurde er munter, zeigte aber weder große Behendigkeit noh Lebendigkeit. Auf dem Schiffe war er bald eingewöhnt. Er lief überall umher und bediente ſih dabei ſeines Shwanzes, wenn auh in beſchränkter Weiſe, weil derſelbe nur ein untergeordnetes Greifwerkzeug iſt. Wenn er ſih ſelbſt überlaſſen war, fand man ihn am Morgen gewöhnlih auf dem weichſten und wärmſten Pfühl kaßenartig zuſammengerollt liegen. An ſeinen Pfleger konnte er eigentlih nie gewöhnt werden, und jede Berührung, Liebkoſung, ja ſelbſt das den meiſten Säugetieren ſo angenehme Krauen der Haare war ihm höchſt läſtig.“

Jch habe dieſen Schilderungen hinzuzufügen, daß einzelne Muſangs ſih mit gleichartigen wohl vertragen, während andere niht einmal geſchle<tlihe Rückſihten nehmen, ſondern über jeden Zukömmling wütend herfallen und auf Leben und Tod mit ihm kämpfen. Letzteres ſcheint die Regel zu ſein, erſteres die Ausnahme. Ein Paar, welches ih pflegte, vertrug ſih ausgezeihnet und entzweite ſih niht einmal beim Freſſen. Es zeugte wiederholt Funge, fraß dieſelben aber jedesmal auf, ob gemeinſchaftlich oder nicht, wage ih nicht zu entſcheiden, glaube jedo<h den Vater mehr als die Mutter verdächtigen zu dürfen.

Die Muſangs kommen bei Tage ſelten zum Vorſchein. Erſt gegen Abend zeigen ſie ſih, thun anfänglih verſ<hlafen, werden nah und nah munter und ſind mit Einbruch der Dämmerung gewöhnlich ſehr rege. Sie laufen dann in ihrem Käfig auf und nieder, jedoch ſelten mit der Behendigkeit verwandter Raubtiere, ſondern mehr gemächlich, gleichſam überlegend. Sie klettern auh geſchi>t auf den für ſie hergerichteten Zweigen umher. Gewöhnlih halten ſie ſi ruhig und ſtill; an ſhönen Abenden dagegen laſſen ſie gern ihre Stimme, ein wohllautendes „Kuk kuf“ vernehmen. Bei ihren Angriffen auf lebende Tiere, welche in ihren Käfig gebracht werden, gehen ſie höchſt vorſichtig zu Werke. Sie ſchleichen ſich langſam an das ſih bewegende Tier heran, beriechen es längere Zeit und fahren endlich, dann aber blißſ<hnell, auf dasſelbe los, beißen mehrmals nacheinander heftig zu, werfen es na< dem Erwürgen vor ſi hin, beriehen es nohmals und beginnen nunmehr erſt mit dem Freſſen. Früchte aller Art verzehren ſie ebenſo gern wie Fleiſch.

Über die Greiffähigkeit des Shwanzes. der Rollmarder ſind mir gerechte Zweifel aufgeſtoßen. Fh habe bei meinen Gefangenen niemals bemerkt, daß ſie mit ihm irgend etwas an ſih herangezogen hätten.

Eine in China und auf Formoſa lebende Art, der Larvenroller (Paradoxurus laryatus, Gulo laryatus, Vivyerra und Paguma laryata), wurde von Gray ihres großen, aber kurzen, dreie>igen Fleiſhzahnes und einiger unweſentlichen Eigentümlichkeiten des Schädelbaues halber als Vertreter einer beſonderen Untergattung, Paguma, aufgeſtellt, beſißt jedoh noh alle gewichtigen Merkmale der Gruppe. Jn der Größe kommt der Larvenroller ſeinen Verwandten etwa gleih. Die Färbung ſeines dichten und reihlihen Haarfleides iſt am Kopfe größtenteils ſ{<hwarz, an den Wangen, den Unterkiefern, der Kehle und dem Halſe aber grau, am Oberkörper gelblihgrau. Von der na>ten Naſenſpiße an läuft ein weißliher Streifen über die Stirn zum Hinterkopfe, ein anderer zieht ſi<h unter den Augen und ein dritter über denſelben dahin. Die Dhren, die Shwanzſpiße und die Füße ſind ſ<hwarz. Das an der Wurzel düſtergraue, oberſeits faſt ſchwarze Haar hat einen dunkeln Ring vor der weißlihen Spiße. Verſchiedene Abweichungen der Geſamtfärbung

gehören wie bei anderen Arten der Gattung niht zu den Seltenheiten. 36 *