Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/1

562 Vierte Drdnung: Raubtiere; zweite Familie: Schleichkazen.

geradlinig und kreuzweiſe durchſchnitten wird, ſonderbare, weißliche Kotklumpen eines Tieres liegen, welche ganz und gar aus zuſammengeba>enen, übrigens aber unbeſchädigten Kaffeebohnen beſtehen. Sie ſind die Loſung des Muſang, welcher bei den Bergbewohnern als Hühnerdieb berüchtigt iſt, aber ebenſo von Früchten, beſonders von ſolchen verſchiedenartiger wilder Palmen, lebt und vor allem gern die Kaffeegärten während der Fruchtreife beſucht, hier auh am häufigſten von den Javanen gefangen wird. Er genießt die fleiſchige, ſaftige Hülle der Früchte und gibt dann die unverdauten Kerne wieder von ſih. Nach Verſicherung der Favanen liefern dieſe, weil das Tier wahrſcheinlich die reifſten Früchte fraß, den allerbeſten Kaffee. Außerdem lebt der Muſang von Vögeln und Kerbtieren, fängt viele Wildhühner, ſaugt zahmem und wildem Geflügel die Eier aus und ſcheint auf lebtere beſonders erpicht zu ſein. Geht man des Abends ſpät in dem immer ſtiller werdenden Kaſfeewalde ſpazieren, ſo trifft man ihn zuweilen an, wie er zwiſchen den Bäumen dahinſpringt. Er iſt fröhlich, beſonders in der Jugend ſehr flüchtig, geſhmeidig in ſeinen Bewegungen und leiht zu zähmen. Fn der Gefangenſchaft begnügt er ſi<h wochenlang mit Piſang und wird bald ſo anhänglih an das Haus, daß man ihn frei umherlaufen laſſen kann, Dem Pfleger, welcher ihn füttert und ihm zuweilen ein Hühnerei reiht, läuft ex auf Spaziergängen nah wie ein Hund und läßt ſih von ihm greifen und ſtreicheln.“ Weiteres erzählt Bennett: „Am 14. Mai 1833 erhielt ih einen Muſang von einem Eingeborenen, welcher in der Nähe der Küſte von Java mit ſeiner Beute an unſer Schiff und zu uns an Bord kam. Das Tier war noh jung; ſein Futter beſtand in Piſang und anderen Früchten, aber er verzehrte auh Fleiſh und namentli<h Geflügel. Mein Muſang war zahm und ſpielluſtig wie junge Käßchen. Er legte ſih auf den Nüken, vergnügte ſih mit einem Stücke Bindfaden und ließ dabei einen leiſen trommelnden Ton hören. Sehr häufig ſpielte er mit ſeinem langen Schwanze oder mit einem anderen Gegenſtande, welcher ihm gerade in den Weg kam, ganz in der Weiſe, wie wir es an jungen Käßchen beobachten. Wurde er aber beim Freſſen geſtört, ſo ſtieß er höchſt unwillige Laute aus und gab ſein eigentliches Weſen zu erkennen. Scharfe, quiekende Schreie ſowie ein leiſes Murxmeln vernahm man zur Nachtzeit, zumal wenn ex hungrig und durſtig war. Das Waſſer trank ex lappend, wie Hunde oder Kagzen thun, nahm ſi<h dabei wenig in aht und ſeßte oft ſeine Vorderfüße, während ex trank, in die Waſſerſchale. So ſpielluſtig er war, wenn man ihn in Ruhe ließ, ſo ungehalten zeigte er ſich, falls er geſtört wurde. Er war ein mürriſches, ungeduldiges Geſchöpf, und wenn man ihm nicht allen Willen that, wurde er überaus wütend oder zeigte ſih vielmehr in einer Weiſe, welche man nicht gut beſ<hreiben kann. Grimmig ſ{hnappte er dann nah der Hand, welche man ihm näherte, und gewiß würde er tüchtig zugebiſſen haben, wenn ſeine jungen Zähne ihm dies geſtattet hätten. Dabei blies er die Wangen auf und ſträubte ſeinen langen Bart, eine Art von eigenfinnigem Schreien und Knurren ausſtoßend. Wenn man ihn geſtört oder mit der Hand berührt hatte, le>te er ſein Fell mit der Zunge glatt und ſchien dann gern die Dunkelheit zu ſuchen. „Zuweilen ſtieß er, wenn er ſi< langweilte, laute, gellende Schreie aus, ſo daß man ihn über das ganze Schiff hören konnte, und an Tagen, wo er ſih ſelbſt verſte>t hatte, fand man ihn gewöhnlih hierdur< auf. Bei Nacht war der Lärm noh ärger. Er lief dann umher und quiekte und ſhxie ohne Ende, ſo daß es unmöglih wax, dabei einzuſchlafen. Um dem vorzubeugen, gab ich ihm ſpäter immer einige Flügelknochen zu freſſen, womit ex ſi<h während der ganzen Nacht zu unterhalten pflegte. Er fraß alles Vogelfleiſh ſehr gern, noh lieber manche Früchte. Sobald ex etwas erhalten hatte, trug er es augenbli>li<h in eine E>e und knurrte und ſchnaufte jeden an, welcher ſih ihm näherte. Eine Störung beim Freſſen konnte ex durchaus nicht vertragen und ſuchte ſie in jeder Weiſe abzuwenden. Eines Morgens erhielt er einen Fiſh. Er wälzte ihn hin und hex, beäugte und