Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/1

Steinmarder: Aufenthalt, Weſen. Nahrung. 595

Umgebung beſteht, mit dieſer im Vereine aber einen kugeligen Behälter bildet, welcher zuweilen mit Federn, Wolle, Haarwerk, auh wohl vollſtändig mit Flachs ausgepolſtert wird.“

Lebensweiſe und Sitten des Hausmarders ſtimmen vielfah mit denen des Edelmarders überein. Er iſt in allen Leibesübungen Meiſter und ebenſo lebendig, gewandt und geſhi>t, ebenſo mutig, liſtig und mordſüchtig wie jener, klettert ſelbſt an glatten Bäumen und Stämmen hinauf, verſteht es, weite Sprünge zu machen, ſ{hwimmt mit Leichtigkeit, weiß zu {leihen und ſih durch die engſten Riben zu zwängen. Fm Winter ſchläft er, laut Müller, ſolange ex nicht beunruhigt wird, bei Tage in ſeinem Lager; im Sommer dagegen geht er in der Nähe desſelben nicht ſelten au<h angeſichts der Sonne auf Naub aus und wagt ſi bis in entferntere C Gärten und Felder. „Geheimnisvoll iſt ſein Wandel. Wie ein Schatten huſcht er vorüber und weiß die kleinſte Erhöhung zu benußen, um ſich zu de>en. _ Kommt er einmal in Verlegenheit, ſo daß er im erſten Augenbli>ke der Überraſchung nicht weiß, wohinaus er ſeinen Rü>zug antreten ſoll, dann ni>t er wie ein altes Weib ſonderbar mit dem Kopfe, ſte>t denſelben in etwa vor ihm befindliche Vertiefungen, zieht ihn aber raſh wieder zurü>, wirft ſih wohl auch in eine verteidigende Stellung und zeigt das blendendweiße Gebiß. Auch habe ih ihn in ſolhen Augenbli>en gleich dem Fuhſe in ähnlichen Lagen die Augen zudrü>en ſehen, als ob er irgend einen Schlag erwarten müſſe. Auf ſeinen Raubgängen iſt ex ebenſo kühn und verwegen wie liſtig und ſchlau. Kein Taubenſlag iſt ihm zu hoch: ex erreicht ihn, und ſei es auf Umwegen der ſhwierigſten Art. Eine Öffnung, welche den Kopf durhläßt, genügt an Weite auh dem ganzen Leibe. Auf ſ{hle<ten Dächern hebt ex zuweilen die Ziegel auf, um zur Beute zu gelangen.“

Seine Nahrung iſt faſt dieſelbe wie die des Edelmarders; gleichwohl wird er weit ſ{ädlicher als dieſer, weil er viel mehr Gelegenheit findet, dem Menſchen merïbare Verluſte beizubringen. Wo er nur irgend kann, \{leiht er ſih in die Wohnungen des Hausgeflügels ein und würgt hier mit unerſättliher Mordluſt. Außerdem fängt er Mäuſe, Ratten, Kaninchen, allerhand Vögel und, wenn er im Walde jagt, Eichhörnchen, Kriechtiere und Lurche. Eier ſcheinen fürx ihn ein Le>erbiſſen zu ſein, und auh an Früchten aller Art, Kirſchen, Pflaumen, Birnen und Stachelbeeren, Vogelbeeren, Hanf und dergleichen findet er Gefallen. Gute Obſtſorten muß man vor ihm ſchüßen und erreicht dieſen Zwe> einfa<h dadurch, daß man, ſobald man den Unfug wahrnimmt, den Stamm mit Tabakſaft oder Steinöl beſtreicht. Hühnerhäuſer und Taubenſchläge muß man aber durch feſtes Verſchließen vor ihm bewahren und dabei bedacht ſein, jedes nur halbwegs große Nattenloch zu ſtopfen. Außer dem Schaden, welchen er den Geflügelbeſißern anrichtet, wird er no< beſonders deshalb ſehr läſtig, weil er die bedrohten Tiere ſo erſchre>t/ daß ſie, d. h. die glü>li<h entkommenen, lange Zeit gar niht wieder in den Stall gehen wollen. Seine Mordluſt wird zur förmlichen Raſerei, und das Berauſchen des Marders im Blute ſeiner CE ſcheint thatſächlih bez gründet zu ſein. Nach von ihm angerichteten Blutbädern in Taubenſchlägen und Hühnerſtällen hat man, laut Müller, den Marder in ſolchen Behältern wie in einem Schlupfwinkel ſchlafend angetroffen. _Vor einigen Fahren“, erzählt dieſer Gewährsmann, „wurde ein Zaubenſchlag in der Nähe Alsfelds geplündert. Sämtliche Tauben ließen ihr Blut. Der Marder wurde, offenbar berauſcht, tags darauf in einer He>e nahe den Gebäuden angetroffen und zwar in einem Zuſtande eigentümlicher Blödigkeit und Dummheit, ſo daß er ohne Mühe und Liſt erlegt werden konnte. Bei ſolchen Gelegenheiten verachtet ex das Fleiſch, und Der Kopf mit dem wohlſ<hme>enden Hirn iſt noh das einzige, was er als Nachtiſch verzehrt. Übrigens 1 er da, wo es möglich iſt, mehrere Körper nah, um für künftige Tage zu ſorgen.“

Gewöhnlich beginnt die Rollzeit drei Wochen Ende Februars. Dann hört man noh öftérs als

päter als die des Cdelmarders, meiſt zu

nſſtt das kazenartige Miauen des Tieres 38*

np ſo