Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/1

608 Vierte Drdnung: Naubtiere; dritte Familie: Marder.

ſich immer hindrehen muß, endlih ſ{<lüpft er an ihm vorüber und hält den Shwanz nah ihm hin. Der Naß will hineinbeißen, der Fuchs hat ihn ſchon eiligſt weggezogen, und jener beißt in die Luft. Febt thut der Fuchs, als ob er ihn niht beobachte; der Naß wird ruhig, ſchnuppert umher und beginnt an einem Kaninchenſchenkel zu nagen. Das iſt dem böſen Feinde ganz re<t. Auf dem Bauche kriehend kommt er von neuem herbei, ſeine Augen funkeln, die Dhren ſind geſpibt, der Schwanz iſt in ſanft wedelnder Bewegung: plöglich ſpringt er zu, pa>t den ſhmauſenden Rag beim Kragen, ſchüttelt ihn tüchtig und iſt verſ<hwunden. Der Naß, um nicht länger geſhaberna>t zu werden, wühlt in die Erde und ſucht einen Ausweg. Vergebens! Der Fuchs iſt wieder da, beſ<nuppert das Loch, beißt plößlih dur< und fährt dann ſchnell zurü>.“ Ein ſolches Schauſpiel, bei welchem weder der eine noh der andere Schaden leidet, dauert oft ſtundenlang und erwe>t mit Necht die Heiterkeit der verſammelten Zuſchauer.

Gegenwärtig gilt es unter allen Naturforſchern als ausgémacht, daß das Frett (Putorius furo, Mustela und Foetorius furo) nihts anderes als der dur< Gefangenſchaft und Zähmung etwas veränderte Abkömmling des Fltis iſt.

Man kennt das Fretthen zwar ſeit den älteſten Zeiten, aber bloß im gezähmten Zuſtande. Ariſtoteles erwähnt es unter dem Namen Fktis, Plinius unter dem Namen Viverra. Auf den Balearen hatten ſi<h einmal die Kaninchen ſo vermehrt, daß man den Kaiſer Auguſtus um Hilfe anrief. Er ſendete den Leuten einige Viverrae, deren Jagdverdienſte groß waren. Sie wurden in die Gänge der Kaninchen gelaſſen und trieben die verderblichen Nager heraus in das Net ihrer Feinde. Strabon erzählt die Sache noh umſtändlicher. Spanien hatte faſt keine ſhädlichen Tiere, mit Ausnahme der Kaninchen, welche Wurzeln, Kräuter und Samen freſſen. Dieſe Tiere hatten ſich ſo verbreitet, daß man in Rom um Hilfe bitten mußte. Man erfand verſchiedene Mittel um ſie zu verjagen. Das beſte blieb aber, ſie durch afrikaniſche Katen (unter dieſem Namen verſtehen alle alten Naturforſcher die Marder), welche mit verſchloſſenen Augen in die Höhlen geſte>t wurden, aus ihrem Baue zu vertreiben. Zu Zeiten der Araber hieß das Frett bereits Furo, wurde auh ſhon, wie Albertus Magnus berichtet, in Spanien zahm gehalten und wie heutzutage verwendet.

Das Frett ähnelt dem Fltis in Geſtalt und Größe. Es iſt zwar etwas kleiner und ſ<wächliher als dieſer, allein ähnliches bemerken wir bei vielen Tieren, welche nur in abhängigen Verhältniſſen von den Menſchen, alſo in der Gefangenſchaft, leben. Die Leibeslänge beträgt 45 cm, die des Schwanzes 13 cm. Dies ſind genau die Verhältniſſe des Fltis, und au< im Bau des Gerippes weicht es niht weſentlih von dieſem ab. Gewöhnlith ſieht man das Frett in Europa bloß im Kakerlakenzuſtande, d. h. weißli<- oder ſemmelgelb, unten etwas dunkler gefärbt, und mit hellroten Augen. Nur wenige jehen dunkler und dann e<t iltisartig aus. So viel iſt ſicher, daß bis jeßt ſharſe Unterſchiede zwiſchen Fltis und Frett noh nicht aufgefunden werden ktonnten, und daß alle Gründe, welche man für den Beweis der Selbſtändigkeit unſeres Frettchens zuſammenſtellte, als nicht ſtihhaltig betrahtet werden müſſen. Als Hauptgrund gilt die größere Zartheit und Froſtigkeit, die Sanftmut und leichte Zähmbarkeit des Frettes gegenüber den uns befannten Eigenſchaften des Jltis. Allein dieſer Grund iſ meiner Anſicht nach ſo wenig beweiſend wie die übrigen; denn alle Kakerlaten ſind eben <hwächli<he, zarte Weſen. Einige Naturforſcher nahmen feſt an, daß das Frett ein Afrikaner ſei und ſi< von Afrika aus über Europa verbreitet habe, waren abex nicht im ſtande, dieſe Meinung durc irgend welche Beobachtung zu unterſtüßen. Das Frett findet ſi< alſo bloß in der Gefangenſchaft und wird von uns einzig und allein für die Kaninchenjagd gehalten; nur die Engländer gebrauchen es auc zur Nattenjagd und