Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/1

Mink: Zähmbarkeit. Fang. Nevz: Vorkommen. 631

Jn dieſen Nachrichten iſ eigentlich alles enthalten, was wir bisher vom Nerze erfahren haben. Die Furcht, daß er in Deutſchland gänzlich ausgerottet fei, iſt nah und nach ziemlich allgemein geworden, glü>licherweiſe jedoch niht begründet. Der Nerz kommt in Norddeutſchland allerorts, obgleich überall nur ſehr vereinzelt, noh vor. Seine eigentliche Heimat iſt das öſtliche Europa, Finnland, Polen, Litauen, Rußland. Hier findet man ihn von der Oſtſee bis zum Ural, von der Dwina bis zum Schwarzen Meere und nicht beſonders ſelten. Ju Beſſarabien, Siebenbürgen und Galizien lebt er auh. Fn Mähren gehört er, laut Feitteles, zu den ſehr ſeltenen Tieren, kommt aber hier und da noch vor; in Schleſien wird er ebenfalls dann und wann gefangen. Zu Ende des vorigen Fahrhunderts wurde er ab und zu no< in Me>lenburg und in der Mark Brandenburg bemerkt. Fn den Fagdregiſtern der Grafen Shulenburg-Wolfsburg wird er regelmäßig mit aufgeführt. Man erlegte ihn in den Sumpfniederungen der Aller. Fn dieſem Jahrhundert iſt er ſehr ſelten geworden, jedoch immer noh einzeln vorgekommen. Nah Blaſius wurde im Fahre 1852 ein Nerz im Harz in der Grafſchaſt Stolberg gefangen, nah Hartig ein anderer im Fahre 1859 in der Nähe von Braunſchweig und ein dritter bei Ludwigsluſt in Me>lenburg erlangt. Hier ſoll er, mir gewordenen übereinſtimmenden Nachrichten zufolge, überhaupt niht gerade ſelten ſein, mindeſtens jährlih erbeutet und zu Markte gebracht, beziehentlich ſein Fell an die Kürſchner verkauft werden. Daß er im Holſteiniſchen vorkommt, wußte man, ohne jedo<h Sicheres mitteilen zu können. Um ſo erfreulicher war es mir, von einem naturwiſſenſchaſtlih gebildeten Weidmanne, Förſter Claudius, folgende Nachrichten zu erhalten.

„Soviel mir bis jeßt bekannt geworden, kommt der Nerz in der Umgebung Lübe>s auf einem Flächenraume von nur wenigen Geviertmeilen, hier aber nicht ſo ſelten, vor, daß er niht jedem Jäger von Fach unter dem Namen Menk, Ottermenk, wenigſtens oberflählich bekannt wäre. Als nördliche Grenze dieſes Verbreitungsgebietes könnte man etwa den Himmeldorfſee, als ſüdliche den Schallſee, als öſtliche den Daſſower See betrachten. Jmmerhin tritt ex zu vereinzelt auf, und ſein Raulwerk wird hierzulande auch zu ſ{hle<t bezahlt, als daß man ihm beſondere Aufmerkſamkeit ſchenken ſollte. Jh erinnere mich niht, gehört zu haben, daß man ihm mit eigenen Lofſpeiſen nachſtellt oder beſondere Fangwerkzeuge, welche ſein Aufenthalt am Waſſer geſtatten würde, Flügelreuſen z. B., gegen ihn in Anwendung bringt. Er gerät faſt immer nur dur< Zufall in die Hand des Jägers und dies ſelten anders als zur Winterzeit, da nur dann dem Raubzeuge nahgegangen wird, ſein Gebiet auch häufig nur bei Froſt betreten werden kann. Und ſo iſt leider über ſein Verhalten in der anderen Hälfte des Fahres, welche dem Naturforſcher ungleih wichtigere Aufſchlüſſe zu bieten hat, wenig oder ni<hts mit Sicherheit zu erfahren. Mir iſt ein einziger Fall zu Ohren gekommen, daß Junge in einem Baue gefunden wurden. Sonſt kommt er höchſtens auf der Entenjagd einmal vor die Flinte, und dann wird er niht geſchont, weil ſein Balg auh im Sommer gut iſt. Bei dieſer Gelegenheit wurde vor einigen Jahren hier in der Nachbarſchaft ein Menk, dem die Hunde von der Waſſerſeite aus zuſeßten, von dem Kopfe einer hohlen Weide herabgeſchoſſen.

„Der Nerz liebt die bruchigen und ſchilfreihen Umgebungen von Seen und Flüſſen, wo er, wie der Fltis, ſeine Wohnung auf einer Kaupe oder dammartigen Erhöhung im Gewurzel von Erlenbäumen, doh gern in mögli<hſter Nähe des Waſſers, anlegt und mit wenigen Ausgängen, welche na< der Waſſerſeite münden, verſieht. Fluchtröhren nach einer anderen Richtung oder gar Gänge nah benachbarten Kaupen ſind hier niht anzutreffen. Während der Zltis, aus dem Baue geſtört, ſich durchaus nicht zu Waſſer jagen läßt, ſondern ſtets ſein Heil in der Flucht auf dem Lande ſucht, wo er Schlupfwinkel in hinreichender Menge cennt, fällt der Menk unter ſolchen Umſtänden ſofort und zwar in ſenkre<hter Richtung ins Waſſer und verſhwindet hier den Bli>ken. Bemerkenswert iſt, wie ex ſich hierzu ſeiner Läufe