Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/1

Dachs. Honigdachs. 657

nächſten Verwandten, erſcheint auh von oben nah unten abgeplattet, der Nücken iſt breit und fla, die Schnauze lang, die kleinen Dhren treten mit ihren Muſcheln wenig über das Fell hervor, die Augen ſind klein und tiefliegend, die Beine kurz und ſtark, natſohlig und die Zehen der Vorderfüße mit langen Scharrkrallen verſehen.

Man hat mehrere Arten der Gattung unterſchieden; wir beſchreiben jedoch aller Lebensweiſe, wenn wir die der bekannteſten am Vorgebirge der Guten Hoffnung und in Mittelafrika ſowie der in Jndien lebenden Art ſchildern.

Der Honigdachs oder Ratel (M elliyora capensis, Gulo, Mustela, Viverra und Ratelus capensis, Ursus, Taxus, Meles, Viverra und Lipotus mellivora, Ratelus typicus) erreiht ausgewachſen eine Länge von reichlih 70 em, wovon auf den verhältnismäßig ſehr langen Schwanz etwa 25 em zu rehnen ſind. Die Behaarung iſt lang und ſtraff; Stirn, Hinterkopf, Na>en, Nü>ken, Schultern und Schwanz ſind aſhgrau, Schnauze, Wangen, Ohren, Unterhals, Bruſt, Bauch und Beine ſchwarzgrau gefärbt, ſcharf von der oberen Färbung abgegrenzt. Gewöhnlich trennt ein hellgrauer Randſtreifen die Nückenfärbung von der unteren, und dieſer Streifen iſt es hauptſählih, welcher den afrikaniſchen Honigdachs von dem indiſchen unterſcheidet.

Der Natel lebt in ſelbſtgegrabenen Höhlen unter der Erde und beſizt eine unglaubliche Fertigkeit, ſolche auszuſcharren. Langſam und ungeſchi>t, würde er ſeinen Feinden kaum entgehen können, wenn er niht die Kunſt verſtände, wenigſtens in mürbem Boden ſih förmlih in die Erde zu verſenken, d. h. ſich ſo raſh eine Höhle zu graben, daß er ſih unter der Erdoberfläche verborgen hat, che ein ihm auf den Leib rü>kender Widerſacher nahe genug gekommen iſt, um ihn zu ergreifen. Er führt eine nächtliche Leben8weiſe und geht des Tages nur ſelten auf Naub aus. Auf unſerem Jagdausfluge na<h den Bogosländern wurde er zweimal geſehen, jedesmal gegen Abend, jedoch ehe die Sonne niedergegangen war. Nachts dagegen ſtreift er langſam und gemächli< umher und ſtellt kleinen Säugetieren, namentli<h Mäuſen, Springmäuſen und dergleichen, oder Vögeln, Schildkröten, Shne>en und Würmern nach, gräbt ſi<h Wurzeln oder Knollengewächſe aus oder ſuht Früchte. Eine Liebhaberei beſtimmt ſeine ganze Leben8weiſe: er iſt nämlich ein leidenſhaftliher Freund von Honig und aus dieſem Grunde einer der eifrigſten Bienenjäger.

Jn baumleeren Gegenden Afrikas bauen die Bienenarten hauptſächlih in der Erde und zwar in verlaſſenen Löchern aller Art, wie es bei den Hummeln und Weſpen ja auch der Fall iſt. Solche Neſter ſind nun für den Honigdachs das Erwünſchteſte, was er finden kann, und er macht ſih, wenn er einen derartigen Schaß entde>t hat, mit Luſt darüber her. Die Bienen wehren ſi< zwar nah Kräften und ſuchen ihn mit ihrem Stachel beſtmöglichſt zu verwunden; ſein dicht behaartes, ſehr ſtarkes Fell aber iſt gegen Bienenſtihe der vorzüglichſte Schild, welchen es gibt, weil es auf der Fettſchicht unter ihm lo>er aufliegt wie kaum bei einem anderen Tiere. Man verſichert, daß ſich der Natel förmlich in ſeinem Balge herumdrehen könne. Die Bienen ſind vollkommen ohnmähtig ſolchem Feinde gegenüber, und dieſer wühlt nun mit Gier in ihren Wohnungen umher und labt ſi<h nah Behagen an dem köſtlichen Fnhalte derſelben. Sparrmann berichtet über die Art und Weiſe der Jagden unſerer Honigdachſe ergößliche Dinge, von denen weiter nichts zu bedauern iſt, als daß ſie bloß auf Erzählung dec Hottentotten und holländiſchen Anſiedler gegründet und niht wahr ſind.

„Die Vienen“, ſagt jener Reiſende, „geben dem Honigdachſe wenn auch nicht die einzige, ſo doh die hauptſächlihſte Nahrung, und ihr Feind iſt mit großer Schlauheit begabt, die unterirdiſchen Neſter aufzuſpüren. Gegen Sonnenuntergang verläßt er ſeine Höhle, in welcher ex den Tag verträumte, und ſchleiht umher, um ſeine Beute von ferne zu beobachten, wie das der Löwe auch thut. Er ſett ſich auf einen Hügel hin, ſ{<hügt ſeine Augen

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Brehm, Tierleben. 3. Auflage. Tk.