Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/1
656 Vierte Ordnung: Raubtiere; dritte Familie: Marder.
im Garten aufſuchte und, nah oberflächlichem Zerkauen, mit den Steinen verſhlu>te, waren ſeine Lieblingskoſt. Rohes Fleiſch verdaute er weit langſamer als Füchſe und Hunde, fraß es jedoh mit Gier, ſelbſt das von Kaßen, Füchſen und Krähen, welch leßteres ich ihm vorzugsweiſe reihte. Jndes hatte ſein ganzes Benehmen durchaus nichts RNaubtierartiges, und wenn ex zur Herbſtzeit ſo ſtill gefräßig an ſeinem Troge ſtand und im Vollgenu}ſe mit den Lippen ſchmaßte, erinnerte er mi< immer an ein kleines chineſiſches Maſtſchweinchen.
„Die Ausführbarkeit einer förmlichen Dachszüchterei hien mir damals keine Schwierigkeiten zu haben, und ih möchte den Verſuch, Dachſe zu züchten, noch heute allen denen empfehlen, welche niht, wie Schreiber dieſer Zeilen, eine Abneigung gegen Dachsbraten haben. Zu Anfang Oktober ſtellte ſich bei meiner Fähe unverkennbar der Fortpflanzungstrieb ein; doh ſchien es mir, als ob die Dauer der Nanzzeit nicht über einige Tage hinausginge. Leider wollte ein eigener Unſtern, daß es mir troß aller Bemühungen nicht gelang, in der Umgegend meines Wohnortes einen männlichen Das aufzutreiben. Mehrere junge Dachſe, welche ih aufzuziehen verſuchte, waren beim Einfangen beſchädigt worden und gingen, troß ihres anſcheinend geſunden Äußeren, ſpäter an inneren Verlebungen ein: kurz, meine Fähe blieb ohne Gatten.
„„Lroß vieler lobenswerten Cigenſchaften des Dachſes möchte ih denſelben doch nicht als Haustier für jedermann empfohlen haben, am allerwenigſten aber als Spielkameraden für Kinder. Abgeſehen von ſeinen oft ſehr derben Späßen, hat er die üble Gewohnheit, vor unliebſamen Erſcheinungen aufs heftigſte zu erſhre>en. Er fährt dann zitternd und ſhnaufend eine Stre>e zurü>, ſträubt das Haar und ſchießt aus reiner Verzweiflung tollkühn auf den Gegenſtand ſeines Schre>ens los.
„Mein guter Kaſpar fand an einem ſchönen Herbſtmorgen ein {<mählihes Ende. Er hatte, wahrſcheinlich ſanfteren Regungen folgend, über Nacht ſeinen Zwinger verlaſſen, war in allen umliegenden Gemüſegärten und Rübenfeldern umhergeſtreift und kehrte gegen Morgen ganz vertraut in einem etwa eine Viertelmeile von meiner Wohnung entfernten Gehöfte ein. Hier ward er von den zuſammengelaufenen Bauern für ein „wildes Ferkel“ gehalten und troß verzweifelter Gegenwehr nach Bauernart mit dem gemeinen Knüppel erſchlagen.“
Kjärbölling erhielt ein trähtiges Dachsweibchen, welches ſpäter zwei Junge warf, ſie mit größter Zärtlichkeit und Fürſorge pflegte und währenddem alle frühere Schüchternheit ablegte. Gegen jede Störung zeigte ſih die Fähe höchſt empfindlih, ſtellte ſih bei Annäherung eines Menſchen zähnefletſhend an das Gitter und ſuhte dem Wärter den Eintritt in den Käfig zu wehren. Als die Jungen herangewachſen waren, ſpielte die Mutter mit ihnen in anmutiger Weiſe.
Der Nuten, welchen der getötete Das bringt, iſt ziemlich beträhtlih. Sein Fleiſch ſhmed>t ſüßer als Schweinefleiſch, erſcheint aber manchen Menſchen als ein wahrer Leckerbiſſen. Die waſſerdichten, feſten und dauerhaften Felle, von denen, nah Lomer, jährlich 59,000 Stück im Werte von 123/000 Mark auf den Markt kommen, werden zu Überzügen von Koffern und dergleichen verwendet; aus den langen Haaren, namentlich aus denen des Schwanzes, verfertigt man Bürſten und Pinſel; das Fett gebraucht man als Arzneimittel oder benugt es zum Brennen, manche eſſen es au< gern aufs Brot geſtrihen und vergleichen es mit Gänſefett. '
Eine andere Gattung wird gebildet dur die Honigdachſe (Melliyora), breitrüdige, furzſhnauzige und kurzſhwänzige Tiere, hauptſächli<h ausgezeichnet dur< das Gebiß, weles nur aus 32 Zähnen und zwar der regelmäßigen Anzahl von Schneide- und E>-, aber nur 8 Lückzähnen und je 1 Ba>enzahne in jedem Ober- und 2 Lü>- und 2 Baenzähnen in jedem Unterkiefer beſteht. Der Leib iſt plumper als der unſeres Dachſes und ſeiner