Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/1

Fiſchotter: Erlegung. Verwendung. 679

wenn er die Nähe eines Menſchen wittert, kommt er niht zum Vorſchein. Jm Winter iſt dieſe Jagdweiſe ergiebiger, zumal wenn man dem Tiere an den Eislöchhern auflauert. Am häufigſten fängt man den Otter im Tellereiſen, welches man vor ſeine Ausſtiege ohne Köder ſo in das Waſſer legt, daß es etwa 5 em hoch überſpült wird. Das Eiſen wird mit Waſſermoos ganz bede>t. Kann man eine ſolche Falle in einem Bache oder Graben auſſtellen, durch welche er fiſhend von einem Teiche zum anderen zu gehen pflegt, ſo iſt es um ſo beſſer. Man engt alsdann den Weg dur<h Pfähle derart ein, daß der Otter über das Eiſen weglaufen muß. Auf größeren Seen und Teichen verfolgt man ihn in leichten Kähnen und ſchießt auf ihn, ſobald ex auftau<ht, um Luft zu ſchöpfen. Die aufſteigenden Luftblaſen verraten den Weg, welchen er unter dem Waſſer nimmt, und leiten die Fäger auf ihrer Verfolgung. Jn tiefem Waſſer iſt dieſe Jagdart nicht anwendbar, weil der Otter wie Blei zum Grunde und dadurch verloren geht; denn wenn er halb verfault wieder emporkommt, iſt ſein Fell natürlich niht mehr zu gebrauhen. Fn Flüſſen, in denen es viele Otter gibt, fann man noh eine andere Fagdweiſe anwenden. Man zieht in aller Stille große Nebe quer dur den Fluß und läßt den Otter dur<h die erwähnten Hunde treiben. Mehrere Leute mit Gewehren und Spießen ſtehen an den Neßen oder gehen, wo dies thunlih, mit den Hunden im Fluſſe fort. Dann verſucht man, das Raubtier entweder zu erlegen oder anzuſpießen und trägt es dann ſtolz auf den Spießen nah Hauſe. So jagt man hauptſächlich in Schottland, aber au in Deutſchland, wo ſih manche Jäger einen großen Ruf erworben haben. Der gefangene Otter ziſcht und faucht fürchterlih, verteidigt ſih bis zum leßten Lebenshauche, wird auh unvorſihtigen Hunden höchſt gefährlich, da er ihnen nicht ſelten die Beinknochen zerbeißt. Geübte Otterhunde wiſſen derartigen Unfällen freilih auszuweichen und werden ihres Wildes bald Herr. Jm Augenbli>e des Todes ſtößt der Otter klagende und wimmernde Laute aus.

Schon in den älteſten Jagdgeſeßen wird die Ausrottung des Fiſchotters nahdrüdlih befohlen und jedem Jäger oder Fänger möglichſt Vorſchub geleiſtet. Fn früheren Fahrhunderten zählte man, laut Jä&el, den Fiſchotterfang zur Fiſcherei, weil die ſ{hlimmen Näuber denjenigen zufallen ſollten, welche von ihnen am meiſten geſchädigt wurden. Doch gab es eigene Otterjäger, die unter den Fiſchmeiſtern ſtanden und minder angeſehen waren als andere Weidmänner. Als Auslöſung zahlte man ihnen ſehr geringe Summen; doch hatten ſie das Recht, Balg und Kern des Tieres zu eigenem Nuten zu verwenden. Das Fleiſch ſtand einſt in Bayern und Schwaben in hohem Werte und wurde in die Klöſter als beliebte Faſtenſpeiſe das Pfund zu einem Gulden verkauft, während gegenwärtig da, wo man ſol: chen Braten zu ſ<häßen vorgibt, höchſtens der dritte Teil gedahter Summe dafür gezahlt wird, denn das Wildbret iſt zähe und ſhwer verdaulih und kann nur durch allerlei Kochfünſte einigermaßen ſ{hma>haft gemaht werden. Wertvoller als der Kern iſt der allerorten geſhäßte Balg, für welchen bei uns zulande gegenwärtig 12—20 Marë gezahlt werden. Nach Lomer erbeutet man in Mitteleuropa jährli<h ungefähr 12,000 Fiſchotterfelle, welche einen Geſamtwert von 135,000 Mark haben. Eine größere Anzahl gelangt deshalb niht auf unſeren Markt, weil das Fiſchotterfell bei faſt allen nördlichen Völkerſchaften ſehr beliebt iſt und faſt ebenſo ho oder höher im Preiſe ſteht als bei uns. Fiſchotter und Luchs gelten, laut Radde, bei allen mongoliſchen Völkern als wertvolle Pelztiere und werden von ihnen ungleih teuerer als von den europäiſchen Händlern bezahlt; für gute Fiſchotter erlegen die Mongolen der Hochſteppen 20—25 Rubel Silber. Felle von amerikaniſchen Ottern, L. canadensis, werden viel höher als die der unſeren und zwar mit 30—100 Mark das Stüc bezahlt; es kommen davon gegenwärtig etwa 13,000 Felle im Werte von 600/000 Mark in den Handel. Man verwendet das Fell allgemein zu Verbrämungen der Pelze und Winterkleider, in Süddeutſchland zu den ſogenannten Dttermüßen, wie ſie von Männern