Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/1
688 Vierte Ordnung: Raubtiere; dritte Familie: Marder,
ſterben eines freiwilligen Hungertodes. Übrigens iſt ihm von allen Jägern übereinſtimmend verſichert worden, daß die Jungen niemals am Lande, ſondern auf treibenden Tangmaſſen geboren werden, und daß Junge in allen Monaten das Licht der Welt exbli>en. Erſtere Angabe widerſpricht allerdings der von Steller, doh wird ſie ebenfalls richtig ſein. Die unbarmherzig verfolgten Tiere mögen, auf ihre Sicherheit bedacht, in anderthalb Jahrhunderten ihre Gewohnheiten wohl verändert haben, obſchon gleiches bei den beziehungsweiſe niht minder eifrig verfolgten Robben no< niht ſo durchgreifend beobachtet worden iſt. Scammon, welcher über das Verhalten der Seeotter an der weſtamerikaniſchen Küſte berichtet, beſtätigt Elliotts Mitteilungen durchaus und ſagt, daß die Jungen, gewöhnlich eins, ſelten zwei, auf Tangmaſſen und zwar zu allen Fahreszeiten geboren werden. Laut Scammon wird auch an der Weſtküſte der Vereinigten Staaten der Seeotter regelre<ht mit Booten verfolgt: die Weißen verſuchen ihn dabei tags zu ſchießen, die Jndianer aber ihn nachts zu ſpeeren. Auch vom Lande aus wird die Jagd mit der Büchſe betrieben. Da aber der Strand vielfach ſehr flach iſt, pflegt der Schüße eine leichte hohe Boleiter mit ſih zu ſchleppen, die er, ſobald er einen Otter entde>t, auſſtellt, um aus der Höhe ſeine Kugeln zu entſenden.
Vor 25 Fahren wurden, nah Lomer, jährlih etwa 1500 Seeotterfelle auf den Markt gebracht. Dieſe hatten aber einen Geſamtwert von 600/000 Mark, da der Preis der guten bis zu den ſchönſten Stücken dieſer Art zwiſchen 300 und 1500 Mark ſchwankte. Gegenwärtig kommen jährli<h etwa 4000 Felle im Werte von 2,500,000 Mark in den Handel, und der Preis eines tadelloſen Stückes iſt bis auf 2500 Mark geſtiegen. Jm geſchäftlihen Verkehre werden Seeotter auh Kamtſchatkiſhe oder Kamtſchatka-Biber genannt.
Wenn die Jagd in der bisherigen Weiſe weiter betrieben, niht geſeßlih beſchränkt wird, dürfte der Seeotter in nicht zu langer Zeit ausgerottet ſein und, wie Stellers Seekuh, dann zu den Tieren gehören, die wir gleihſam vor unſeren Augen von der Erde verſchwinden ſahen.