Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/3
8 Neunte Ordnung: Rüſſeltiere.
Abkömmling des Engels der Brahminen. Erworben als Eigentum dur die Macht und den Ruhm des Königs für ſeinen Dienſt. Fſt gleih dem Kryſtalle vom höchſten Werte. Ft von der höchſten Elefantenfamilie von allen vorhandenen. Eine Quelle der Macht der Anziehung von Regen. Ev iſt ſo ſelten wie der reinſte Kryſtall vom höchſten Werte in der Welt.“ Der Oheim des Königs, Tſchau Fa Maha Mala, geſtattete dem Fremolinge, ein Farbenbild vom heiligen Tiere zu entwerfen; als er aber das fertige Kunſtwerk beſichtigte, war er unzufrieden mit der ihm zu dunkel erſcheinenden Färbung, denn der Elefant ſollte ja weiß ſein. Er bat Bo>, noch einmal genau zu vergleichen, und nun zeigte es ſi, daß die Haut des Tieres durc eifrige Behandlung mit Tamarindenwaſſer mittlerweile wirtlih einen helleren Schein, als ihr natürli<h war, angenommen hatte; indeſſen erwies ſich die Färbung noh keineswegs weiß, ſondern nur hell lederfarben. Dennoch war dieſer Elefant der weißeſte, der ſeit Menſchengedenken eingebracht worden wax, und man darf wohl danach ſchließen, daß alte Berichte in den ſiameſiſhen Jahrbüchern, die von weißen Elefanten erzählen, niht wörtlih zu nehmen ſind.
In Zndien iſt, laut Sanderſon, der Elefant mit 25 Jahren ausgewachſen, obwohl noh nicht in ſeiner Vollkraft, die er etwa erſt mit 35 Jahren erreiht. Ein Männchen iſt etwa im 20. Jahre fortpflanzungsfähig. Weibchen bringen ihr erſtes Kalb ungeſähr im Alter von 16 Jahren zur Welt und weitere Junge in Zwiſchenräumen von dur<ſ<nittlih 2,5 Jahren; die Trächtigkeitsdauer wird zu 18—22 Monaten angegeben und ſoll fÜr ein weibliches Kalb kürzer ſein als für ein männlihes. Zwillinge ſind einige Male beobachtet worden. Die neugeborenen Kälber haben etwa 90 cm Schulterhöhe und am zweiten Tage im Durchſchnitte ein Gewicht von 90 kg; 6 Monate lang ſaugen ſie aus{<ließliG, beginnen dann allmählih etwas zartes Gras zu ſih zu nehmen, ernähren ſi aber immerhin noh einige weitere Monate hauptſähli< von Milch. Die meiſten Jungen werden im September, Oktober, November und nux ausnahmsweiſe einige in anderen Monaten geboren.
Wie leicht erklärlich, iſt die Vermehrung unſerer Landrieſen eine geringe. Man erkennt den Zuſtand des brunftigen Elefanten zunächſt daran, daß zwei Drüſen neben den Ohren eine übelriehende Flüſſigkeit in reihliher Menge ausſhwißen, während zugleich die Schläfe anſchwellen. Das Tier ſelbſt iſt ſehr erregt; ſogar das gezähmte wird oft fur{htbar wild gegen ſeine Treiber, welche es ſonſt vortrefflih behandelt. Fn Jndien wird dieſer Zuſtand „Muſt“ genannt. Sobald man ſein Herannahen wahrnimmt, ſucht man das befallene Tier in jeder Weiſe zu ſihern und unſhädlih zu machen, um Unglücksfälle zu verhüten. Selbſt die ihm vertrauten Pfleger vermeiden es dann, ſih dem Elefanten, der gewiſſermaßen ſinnlos oder verrü>t geworden iſt, in gewohnter Weiſe zu nähern und füttern und tränken ihn aus wohlbemeſſener Entfernung. Übrigens werden, nah Sanderſon, durhaus nicht alle von Muſt befallene Elefanten bösartig und gewaltthätig, ſondern vielfah auh bloß ſ{läfrig und gleichgültig gegen ihre Umgebung. Der Zuſtand hält mehrere Wochen bis zu mehreren Monaten an und tritt faſt ausſ{ließli<h nur bei Männchen auf; do hat ihn unſer Gewährsmann auh zweimal bei friſh eingefangenen Weib<hen wahrgenommen, glaubt aber, daß er bei wirklih gezähmten Weibchen noh niht bemerkt worden ſei. Sanderſon iſt zudem au< im Zweifel, ob Muſt und Brunft ein und dasſelbe ſind, denn ex hat viermal Gelegenheit gehabt zu beobahten, wie Elefanten ſih begatteten, zweimal bei wild lebenden und zweimal bei gezähmten, und in keinem dieſer Fälle waren bei den Männchen au< nur Anzeichen von Muſt vorhanden. Außerdem tritt dieſer Zuſtand nur ein, wenn die Männchen ſih in guter Verfaſſung befinden, niemals bei herabgekommenen, und auch nicht eher, als bis ſie ein Alter von ungefähr 30 Jahren erreiht haben, obwohl ſie ſhon vom 20. Fahre an fortpflanzungsfähig ſind.