Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/3

460 N Elfte Ordnung: Paarzeher; fünfte Familie: Hirſche.

Schweden und Norw: egen. Cuvier erhielt einen wilden Damhirſh aus den Wäldern ſüdli von Tunis, Belon fand ihn auf den Griechiſhen Inſeln; auf Sardinien und in Spanien ſcheint er v0l»g jeher häufig geweſen zu ſein. Schon die alten Schriftſteller erwähnen ihn als einen ſtändigen Bewohner ihrer Heimat, Ariſtoteles unter dem Namen Prox, Plinius unter denis Namen Platyceros. Gegenwärtig iſt gerade dieſes Wild in unſeren Tiergärten vielleicht „noh häufiger als in Spanien, Frankreich und Ftalien; am gemeinſten aber dürfte es woh in England ſein, wo es in den Parks der großen Grundbeſißer in Menge gezogen wird. i«Hügeliges Land, in welchem ſanſte Thäler mit niederen Anhöhen abwechſeln, Haine, Feldhbsälzchen und Laubwaloungen, wo der Boden mit kurzem Graſe bewachſen iſt, ſagen dem Damwilde beſonders zu; es iſt für die Parks wie geſchaffen, „und man kann ſih auch nict leiht eine hsähere Zierde ſolcher großen Anlagen beſchaffen als es das Damwild, welches ſeinen Namen E tragen ſoll, daß es das Wild der Damen ift.

Der Damhirſ<, Dähel, Dämling und D (Dama yulgaris, D. platyceros und maura, Dactyloceros und Ceryus dama 47 0c), ſteht ſeinem edlen Verwandten an Größe bedeutend nah. Er erreicht einſhließlih dé 8 16—19 cm meſſenden Wedels eine Geſamtlänge von etwa 1,6 m, eine Schulterhöhe voten 85—90 em und eine Kreuzhöhe von 90—96 ecm; ſein Gewiht DEO 100 —120 Kg ſelten yzüberſteigen. Das weibliche Tier iſt [hwächer. Jn Geſtalt und Gebaren erinnert das Dangmwild an die Ziege; vom Notwilde unterſcheidet es ſih durch die kürzeren und minder ſtarkeigx Läufe, den verhältnismäßig ſtärleren Körper, den kürzeren Hals, das kürzere Gehör und", dur< den längeren Wedel ſowie au dur die Färbung. Keine unſerer heimiſhen Wildarezten zeigt ſo viele Abänderungen in der Färbung wie der Damhirſch, ebenſowohl nah der Fe 1hreszeit wie nah dem Alter. m Sommer ſind Oberſeite, Schenkel und Schwanzſpite braunkzstlih, Unterſeite und Jnnenſeite der Beine dagegen weiß; ſ{wärzlihe Ringe umranden Mund und Augen; die Nückenhaare ſind weißlih am Grunde, rotbraun in der Mitte und [{<wktarz an der Spie. Jm Winter wird die Oberſeite an Kopf, Hals und Ohren braungrau, à luf dem Rücken und an den Seiten ſhwärzlih, die Unterſeite aſhgrau, man<hmal ins Nötlich e ziehend. Eben nicht ſelten ſind ganz weiße, welche ihre Farbe zu keiner Jahreszeit wechſel n und im Winter nur o das längere Haar ſi<h auszeihnen. Manche Hirſche tragen in heder Jugend auch ein gelbliches Kleid; ſeltener endlih kommen ſ{hwarz gefärbte vor. IE

Hinſichtlich ſeiner Lebensweiſe und Bewegung ähnelt das Damwilz(d dem Rotwilde in vieler Beziehung. Die Sinne beider Tiere ſtehen auf ziemlich gleicher SiFtufe, und auh die geiſtigen Eigenſchaſten ſind ungefähr dieſelben. Doch iſt das Damwild | Z minder ſcheu und vorſichtig als der Edelhirſh, wittert den Menſchen auh niht ſo weit wiSie dieſer, ſondern nur auf etwa 300 Schritt, treibt ſih oft am hellen T Tage auf lihten St| yéllen des Waldes umher und wechſelt weder ſo regelmäßig no ſo weit wie ſein Verwandter (. An Shhnelligkeit, Sprungkraſt und Gewandtheit ſteht das Damwild dem Rotwilde nach; ¿nes hebt im Trollen die Läufe höher, ſpringt in niht ganz voller Fluht na<h Art der Zie ¿en ſaßweiſe mit allen vier Läufen zugleich -und trägt den Wedel dabei erhoben. Es kann netwa 2 m hohe Hinderniſſe noh „überfliegen“; unter Umſtänden ſhwimmt es auch gut, ſul} lt ſich aber niemals wie das Rotwild. Jmmer thut es ſi< auf ſeine vier Läufe nieder, bl ‘niemals auf die Seite. Beim Niederknien fällt es zuerſt auf die Vorderläufe, beim Aufſtehz-zen hebt es fi zuerſt mit den Hinterläufen. Die Äſung beider Hirſcharten iſt ganz dieſelbe; doch ſchält das Damwild mehr als das Notwild, und gerade hierdurch wird es ſchädlich. Qu /Zehr auffallend iſt es, daß unſer Wild zuweilen giftige Pflanzen angeht, deren Genuß ihm den Tod bringt.

Das € Damwild, obwohl unſteter und unruhiger als das Rotwild (etwa Zu im ſelben Verhältnis wie Kaninchen und Haſen), hält an ſeinem Standorte und ſein&n? m Wechſel im