Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/3

Renn. Damhixſ<h. / 459

forilaufen, wird aber von dem Renn gewöhnlih überſprungen und konFMmt dann hinten bald auf die rechte, bald auf die linke Seite des Tieres zu liegen. Der F# einfache Zügel endigt in eine Sthlinge, welhe dem Renn um das Maul gelegt und dur(F ein zweites Band, das hinter dem Geweihe verläuft, befeſtigt wird. Man lenkt ein Zugti Ker, indem man den Zügel mit einiger Kraft bald auf die linke bald auf die rehte SeitÆ ſeines Rü>kens wirſt. Ein gutes Renntier legt mit dem Schlitten in 1 Stunde etwa 1 km zurü> und zieht 120 bis 140 kg, wird aber gewöhnlih viel geringer belaſtet. FmF Sommer verwendet man es in Norwegen nicht zum Ziehen. Wenn man ſtarke, gut au#*gefütterte Renntiere ſchont, d. h. ſie nur morgens und abends einige Stunden ziehen, Mittags und nahts aber weiden läßt, kann man exſtaunlih große Stre>en mit ihnen dueThreiſen, ohne ſie zu übernehmen.

Enge Gefangenſchaft behagt dem Renn ſehx-* wenig; gleihwohl hält es ſich in unſeren Tiergärten, falls es entſprechend behandelt wizÆ#d, recht gut, pflanzt ſih auch regelmäßig fort. Ohne Renntierflehten kann man es übriges auf die Dauer nicht erhalten; es verſ<mäht, wenn es dieſe ihm am meiſten zuſagende#Æ Nahrung haben kann, ſelbſt das beſte Heu und nimmt ſolches, wie alle übrigen PflanzenF\ſtoffe, mit Ausnahme von Brot, ſcheinbar nux mit Widerſtreben zu ſih. Unſer Klima, d. . die im Tieflande herrſhende Sommerwärme, ſagt ihm niht zu, während es gegen die Wßinterkälte, auch die ſtrengſte, volllommen gleichgültig iſt. Dem entſprechend eignet es ſia mehr als jeder andere nihtdeutſ<he Hirſh zur Einbürgerung auf waldloſen Hochfläh&n aller Gebirge, auf denen die Renntierflehte wächſt. Hier würde es ſih ſehr wohl befiFnden, in kurzer Friſt eingewöhnen, fortpflanzen und als Jagdwild verwerten laſſen. Aller#Pings hat man wiederholt Verſuche gemacht, es in Deutſchland einzubürgern, bei keinem einzigen derſelben aber, ſoweit mir bekannt, das nötige Verſtändnis des Tieres und ſeine Lebensweiſe ſowie der Grundbedingungen des erhofften Erfolges befundet. Hätte mar vom Anfange an eine Renntierherde von mindeſtens 20—30 Stü auf einen geeignete: “1a Hochgebirgsboden, wie die Alpen ſolche in Menge aufweiſen, gebraht und hier ſi ſe! Hbf überlaſſen, ſo würde man unbedingt zum Ziele gekommen ſein. Dafür ſprechen alle Erfahrungen, welche bis jeßt geſammelt worden ſind. Gerade weil Forſtund A>erbau uns zwingen, das urſprünglich einheimiſche Hohwild mehr und mehr auszurotten, ſollten wir auf einen wenigſtens einigermaßen zufriedenſtellenden Erſaß dieſes ſo manches brave Jägerherz beglü>enden edlen Tieres Bedacht nehmen, und gerade, weil wir unſer Hohwild ſeine}: Schädlichkeit halber befehden müſſen, ſollten wir uns nach Tieren umſehen, welche den JMiger mit dem Forſt- und Landwirte niht in Zwieſpalt bringen. Ein ſolches Erſaßwild iF Nit das Renn. Jh habe {hon vor Fahren auf dasſelbe hingewieſen und mich bemüht, zu üs herzeugen, daß es auf unſeren Hochgebirgen gedeihen müſſe: die inzwiſchen angeſtellten VerſücShe haben zwar niht meinen Wünſchen, wohl aber meinen Vorausſezungen entſprochen. Forf tan handelt es ſi<h darum, mit dem erforderlichen Ernſte und der nötigen Kenntnis weitere Verſuche anzuſtellen: der Erfolg wird ihnen nicht fehlen.

Das wohlſ{hmed>ende Wildbret des Renns iſt auch bei uns ſo beliebt geworden, daß es int der günſtigenß ( MI reageit von Skandinavien regelmäßig auf unſeren Markt gelangt.

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An das. RE ¿un reihen ſi< naturgemäß die Damhirſche (Dama) an. Die Kennzeichen DEL Gattung lié Tgen in den unten runden, zweiſproſſigen Geweihſtangen, welche ſich oben zu einer verlänß/ Tgerten Schaufel mit Nandſproſſen, die na<h oben und hinten gerichtet ſind, erweitern. 15

Das Dam!fvild liebt mehr gemäßigte als kalte Gegenden und iſt aus dieſem Grunde in den Mitteln 1eerländern von jeher häufig geweſen. Sein Verbreitungsgebiet erſtre>t ſich na< Süder #1 hin bis an den Nordrand der Sahara, nah Norden hin bis ins ſüdliche

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