Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/3

Schweinshirſh. Virginiahirſch. 483

Bedenken auf den Mann und macht dann von ſeinen Waffen in empfindlicher Weiſe Gebrauch. Ein von mir gepflegter Shweinshirſh trat im Juli auf die Brunft, der Beſchlag erfolgte am 16. Auguſt, der Sas des Kalbes am 1. April; ſomit ergibt ſih eine Trächtigkeitszeit von 228 Tagen.

Soweit bekannt, hat der Shweinshirſh in ſeiner Heimat dieſelben Feinde wie ſeine Verwandten. Auf der Jagd wird er gewöhnli<h vom Rüden des Elefanten herab geſchoſſen, da der dichte Pflanzenwuchs der Gegenden, in welchen ex ſi aufhält, die Birſche und andere Jagdweiſen kaum zuläßt. Das Wildbret gilt als wohlſhme>end.

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Die Hirſche Amerikas rechnet man bis auf drei Arten zu einer einzigen Gattung (Cariacus), deren Verbreitungsgebiet das Feſtland vom 50.—60. Grade nördlicher Breite bis Patagonien bildet. Die auf Eigentümli@hkeiten des inneren Baues gegründete Gattung zerfällt in vier Untergattungen, von denen wir die drei wichtigſten nachſtehend beſprechen. Jn Nordamerika und im nördlichen Südamerika wohnen die Mazamahirſche (Cariacus), zierliche, anmutige Hirſche, welche ſih ebenſo durch ihren Bau wie durch die Geweihz der Männchen auszeihnen. Jhre Geſtalt iſ ſehr {<hlank, Hals und'Kopf ſind lang, die Läufe mittelho<, aber ſhwa<h, der Wedel iſt ziemlih lang. Die Geweihe ſind entweder gabelig geteilt, oder ſie krümmen ſi bogenförmig von rü>wärts nah außen und vorwärts und ſind in 8—7 Sproſſen veräſtelt, welhe ſämtlih nach einwärts gehen; die Augenſproſſe iſt vorhanden, Eis- und Mittelſproſſe fehlen. Die Lichter ſind groß und ausdru>svoll das Gehôr iſt ziemlih groß, lanzettförmig geſtaltet, auf der Außenſeite mit ſehr kurzen Haaren bekleidet, ſo daß es faſt na>t erſcheint, innen dagegen, namentlich an den Seiten, reichlicher bede>t. Dichte, weihe Haare von lebhafter Färbung bilden die Deke; ſie verlängern ſich mähnenartig bei dem Hirſche und außerdem zu einem Quaſte am Wedel beider Geſchlechter.

Die bekannteſte hierher gehörige Art, der Virginiahirſ<h (Cariacus virginianus, Cervus virginianus, Mazama virginiana), hat in manger Hinſicht Ähnlichkeit mit unſerem Damhirſche, welchem er au in der Größe ungefähr gleihkommt, unterſcheidet ſih aber ſofort dur den zierlihen Bau und namentlich durch den langgeſtre>ten, feinen Kopf, welcher vielleicht der ſchönſte aller Hirſhköpfe genannt werden darf. Nach Verſicherung des Prinzen von Wied wird der virginiſche Hirſh übrigens oft bedeutend größer als unſer Damhirſch und gibt dem Edelhirſche niht viel nah. Die Färbung ändert ſich den Jahreszeiten entſprehend. Jm Sommerkleide iſ ein \<hönes, gleihmäßiges Gelbrot, welches auf dem Nücken dunkelt und nach den Seiten heller wird, die vorherrſchende Färbung; Bauch und Fnnenſeite der Glieder ſind bläſſer; der Wedel iſt oben dunkelbraun, unten und auf den Seiten blendend weiß. Bezeichnend erſcheint die Färbung des Kopfes, welcher immer dunkler als der übrige Körper, und zwar bräunlichgrau, gefärbt iſt. Der Naſenrücen pflegt gewöhnlih ſehr dunkel zu ſein, zu beiden Seiten der Unterlippe aber und an der Spige des Oberkiefers ziehen ſih weiße Fle>en herab, welche ſich faſt zu einem Ringe vereinigen. Fm Winter iſt die Oberſeite graubraun, etwa der Winterfärbung unſeres Rehes entſprechend, die Unterſeite rötlich, die der Läufe gelbrötlichbraun, das Gehör an der Außenſeite dunkelgraubraun, an Nand und Spitze ſ{<wärzli<, inwendig weiß. Ein Fle>en außen am untern Ohcwinkel, die Unterſeite des Kopfes, die Hinterſeite des Vorderſchenkels, der Bauch, die innere und die Vorderſeite des Hinterſchenkels die untere Fläche des dünnen, ſehr lang und dicht behaarten Schwanzes ſind ebenfalls reinweiß ; die Zeichnung am Geäſe bleibt in beiden Kleidern dieſelbe. Nach den vom Prinzen von Wied gegebenen Maßen beträgt die Länge eines Hirſches von mittlerer Stärke 1,8 m, die Länge des

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