Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/3

Kantſchil. — Schweine: Allgemeines. Sl

eine oder das andere auh {hon überall umhergeführt und zur Schau geſtellt. Jh pflegte es wiederholt und ſah es oft. Sein Ausſehen iſt ſ{{mu> und nett; es hält ſich außerordentli reinlih und putt und le>t ſi beſtändig. Die großen, ſhönen Augen laſſen ein geiſtig ho<hbegabtes Tier in ihm vermuten; dies iſt es jedo< niht, denn es bekundet in feiner Weiſe beſonderen Verſtand, iſt vielmehr ruhig, ſtill und langweilig. Der Tag teilt ſich bei ihm in Freſſen, Wiederkäuen und Shlafen. Selten vernimmt man ſeine zarte, leiſe Stimme, einen Ton, vergleihbar einem ſhwachen Blaſelaute. „Durch die Güte eines Mitgliedes des Verwaltungsrates“, jo berihtet Bodinus, „erhielten wir ein Paar Zwergmoſchustiere. Troß ſorgfältiger Pflege, troß friſchen Graſes, Klee, Brot, Milch und Hafer zeigten ſich dieſe ohnehin fehr ſ<hwermütigen Tiere keineswegs in einem befriedigenden, von Wohlbehagen zeugenden Zuſtande. Sie ſaßen ſtill, und die Haare waren etwas rauh und geſträubt, ſo Daß ih beſchloß, den Tieren, welche in der Heimat ſih weſentlich von Beeren nähren, Ebereſchen zu reichen. Mit wahrer Begierde fielen die kleinen, zierlichen Weſen darüber her und vertilgten täglich eine große Menge davon. Die guten Folgen reger Eßluſt und zuſagender Speiſen blieben niht aus. Das große Auge wurde feuriger, das Haar glatter und glänzender, der Leib runder, und ih hatte die Überzeugung, daß dieſes kleine, zärtliche Geſchöpf bei Darreichung von Ebereſchen, Milch mit Weißbrot und etwas Grünem ſih re<ht gut halten würde.

„Heugte der Fortpflanzungstrieb der Tiere von guter und zwe>mäßiger Behandlung, ſo war jeglicher Zweifel an leßterer beſeitigt, als nah geraumer Zeit das Weibchen ſich ſehr umfangreich zeigte und bald ein Funges gebar, leider aber ein totes. Meine Hoffnung, ſpäter lebende Junge zu erhalten, wurde jedoh auf eine traurige Weiſe zerſtört. Eines Tages lag das Weibchen tot in ſeinem kleinen Zwinger; unaufgeklärt iſt es geblieben, ob mehrere ihm beigebrahte Bruſtwunden von den ſpißzigen Zähnen des Männchens oder von böswilligen Beſuchern des Gartens, wie ſie leider zur Schande für die Menſchheit vorfommen, herrührten.“

Die Favaneſen ſollen dem Tierchen eifrig nachſtellen und ſein weiches und füßliches Fleiſch gern eſſen. Auch faßt man die zarten Füßchen hier und da in Gold und Silber ein und benust ſie dann zum Stopfen der Tabakspfeifen.

Die zweite Unterordnung der Paarzeher umfaßt die niht wiederkäuenden Schweine und Flußpferde, welche ſi<h auf zwei Familien verteilen.

Bei den Borſtentieren oder Shweinen (Suidae) iſt der Rumpf ſeitlih zuſammengedrüdt, der Kopf faſt kegelförmig mit vorn abgeſtumpfter Spitze, der Schwanz dünn, lang und geringelt, die lang geſtre>te Schnauze vorn in eine Nüſſel\ſcheibe verbreitert, in welcher die Naſenlöcher liegen; die Ohren ſind mäßig groß, gewöhnlih aufrehtſtehend, die Augen [chief geſ<lizt und verhältnismäßig klein; die Beine ſhlank und dünn, ihre Zehen paarig geſtellt, die mittleren, welhe den Körper tragen, weſentlih größer als die äußeren. Ein mehr oder minder dites Borſtenkleid umhüllt den Leib. Beim Weibchen liegen in zwei Reihen zahlreiche Zißen am Bauche. Das Gerippe zeigt zierliche und leichte Formen. 13—14 Wirbel tragen Rippen, 5—6 ſind rippenlos, 4—6 bilden das Kreuzbein, 9—20 den Schwanz. Am 11. Wirbel ſit das Zwer<hfell. Die Rippen ſind \<mal und abgerundet. Bei ſämtlichen Schweinen ſind alle drei Zahnarten in der oberen und unteren Reihe vorhanden. Die Anzahl der Schneidezähne ſ{<hwankt zwiſchen 1 und 3 in jeder oberen, 2 und 8 in jeder unteren Kieferhälfte, doh fallen im Alter nicht ſelten dieſe Zähne aus. Fmmer ſind E>zähne vorhanden und zwar von ſehr bezeihnender Geſtalt: dreikantig, ſtark gekrümmt und nach oben