Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/3

512 Elfte Ordnung: Paarzeher; ahte Familie: Shweine.

gebogen. Die übrigen Zähne, deren Anzahl wechſelt, ſind einfah zuſammengedrüt, die Mahlzähne breit und mit vielen Höcern beſeßt. Unter den Muskteln fallen die auf, welche die Lippen bewegen; namentlich die der Dberlippe ſind ſehr ſtark und verleihen dem Rüſſel Kraft zum Wühlen. Außerdem beſißen die Schweine bedeutend entwidelte Speicheldrüſen, einen rundlihen Magen mit großem Blindſacke und einen Darmſchlauch, welcher etwa zehnmal länger iſt als der Leib des Tieres. Unter der Haut bildet ſi bei reihliher Nahrung eine Spe>lage, deren Dicke bis zu mehreren Centimetern anſteigen kann.

Mit Ausnahme von Auſtralien bewohnen die Borſtentiere faſt alle Länder der übrigen Erdteile. Große feuchte, ſumpfige Wälder in bergigen oder ebenen Gegenden, Dictichte, Geſtrüppe, mit hohem Graſe bede>te, feuchte Flächen und Felder bilden ihren Aufenthalt. Alle lieben die Nähe des Waſſers oder mit anderen Worten Sümpfe, Lachen und die Ufer der Flüſſe und Seen, wühlen ſi hier im Schlamme oder Moraſte ein Lager aus und liegen

Gerippe des Wildſhweines. (Aus dem Berliner anatomiſhen Muſeum.)

in dieſem, oft halb im Waſſer, während der Zeit ihrer Nuhe; einzelne Arten ſuchen auch in großen Löchern unter Baumwurzeln Schuß. Die meiſten ſind geſellige Tiere; doch erreichen die Rudel welche ſie bilden, ſelten eine bedeutende Stärke. Fhre Lebensweiſe iſt eine nächtlie; denn auh an Orten, wo ſie keine Gefahr zu befürchten brauchen, beginnen ſie erſt mit Anbruch der Dämmerung ihr Treiben. Sie ſind keineswegs ſo plump und unbeholfen, wie ſie erſcheinen, ihre Bewegungen vielmehr verhältnismäßig leicht. Fhr Gang iſt ziemli< raſh, ihr Lauf ſchnell, ihr Galopp eine Reihe eigentümliher Säße, von denen jeder mit einem ausdru>svollen Grunzen begleitet wird. Alle ſ{hwimmen vortrefflih, ſeßen ſogar über Meeresarme, um von einer Jnſel zu der anderen zu gelangen. Auch die Sinne der Schweine, namentli<h Geru<h und Gehör, ſind gut ausgebildet: ſie wittern und vernehmen ausgezeihnet. Das kleine und blöde Auge dagegen ſcheint niht beſonders ſcharf zu ſehen und Geſchma> und Gefühl ebenſowenig entwi>elt zu ſein. Vorſichtig und ſcheu, fliehen ſie zwar in der Regel vor jeder Gefahr, ſtellen ſi< aber, ſobald ſie bedrängt werden, tapfer zur Wehr, greifen ſogar oft ohne alle Umſtände ihre Gegner an. Dabei ſuchen ſie dieſe umzurennen und mit ihren ſcharfen Hauern zu verleßen, und ſie verſtehen dieſe furchtbaren Waffen mit ſo großem Geſchi>e und ſo bedeutender Kraft zu gebrauchen, daß ſie ſehr gefährlih werden fönnen. Alle Keiler verteidigen ihre Bachen und dieſe ihre Friſchlinge mit vieler Aufopferung. Ungelehrig und ſtörriſch, erſcheinen ſie niht zu höherer Zähmung