Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/3

538 Elfte Ordnung: Paarzeher; neunte Familie: Plumptiere.

Naſenlöcher, die mit den übrigen Sinneswerkzeugen die höchſten Punkte einer Fläche bilden, in welche Stirn und Geſichtsteil muldig ſi< einſenken; ihn kennzeichnet ebenſo die unförmliche Schnauze, deren glatter und di>er, hinten auc ziemli<h ſ{<hmaler Oberteil vorn ſich verbreitert und erhebt, hierauf aber in Geſtalt der di>en Oberlippe ſeitlih tief herabfällt, das ſheußlihe Maul allſeitig de>end und ſchließend. Der Hals iſt kurz und kräftig, der Leib zwar geſtre>t, zugleih aber über alles gewohnte Maß verdi>t, daher ungemein plump, der Rü>en am Kreuze höher als am Widerriſte, in der Mitte eingebogen, der Bauch voll und rund, in ſeiner Mitte ſo tief herab geſenkt, daß er beim Gehen auf ſ{<hlammigem Grunde den Boden berührt, der Schwanz kurz und dünn, gegen die Spitze hin ſeitlih zuſammengedrüdt; die unverhältni3mäßig kurzen, formloſen Beine haben breite, vierhufige Füße, deren dur< kurze Shwimmhäute verbundene Zehen ſämtlih na< vorn gerichtet ſind. Nur an der Schwanzſpiße ſtehen kurze, drahtähnlihe Borſten; im übrigen bemerft man auf der über 2 ecm diden Haut, welche zumal am Halſe und vorn an der Bruſt

Gerippe des Flußpferdes. (Aus dem Berliner anatomiſ<hen Muſeum.)

einige tiefe Falten bildet, höchſt ſpärlih kurze, borſtenartige Haare. Durch ſi< kreuzende Furchen wird die Haut in ſhuppenartige Felder geteilt, welche bald größer, bald einer ſind. Jhre Färbung iſt ein eigentümlihes Kupferbraun, welches auf der Oberſeite mehr in das E igdunkelrote, auf der Unterſeite mehr in das Hellpurpurbräunliche übergeht. Ziemlich regelmäßig geſtellte bräunliche und bläuliche Fle>en geben der ſonſt einförmigen Maſſe eine gewiſſe Abwechſelung. Übrigens verändert ſich die Färbung, je nachdem das Nilpferd tro>en oder naß iſt. Wenn es eben dem Waſſer entſteigt, erſcheint ſein Oberteil bräunlihblau und der Unterteil faſt fleiſ<hfarben, wogegen es, wenn die Haut tro>net, dunkler, faſt ſ<hwarzbraun oder ſchieferfarben, oder, wenn ihm die Sonne auf den Rütten ſcheint, gleihförmig bläulichgrau ausſieht. Sir Fohn Kirk traf in Oſtafrika mehrmals faſt weiße und gefle>te Stücke ſowie auch ſolche an, bei denen nur die Füße weiß waren; Böhm dagegen ſah hellrotviolette. Jn Niederguinea ſchwankte die Färbung der von der Güßfeldtſchen LoangoExpedition beobachteten zwiſchen zart roſa, ſhmutigrot und gelblich, bräunlich oder graublau und dunkel ſchiefergrau. Die Haargeſäße der Haut ſhwißen, wenn das Tier ſich längere Zeit außerhalb des Waſſers aufhält oder erregt wird, eine dünnflüſſige, blutige Abſonderung aus. Die Geſamtlänge eines vollkommen erwachſenen männlichen Nilpferdes beträgt, einſ<hließlih des 45 cm langen Shwanzes, 4,2—4,s m, bei 1,5 m Schulterhöhe. Das Gewicht der Tiere mag dur<ſchnittlih 2000—2500 kg betragen, und bei einem alten Bullen wohl man<hmal bis 3000 kg ſteigen; der Kopf eines ſolchen Rieſen wiegt allein volle 200 kg.