Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/3

Nabel- und Viſamſhwein. — Flußpferd. DO

Sträuben ſeiner Haare an. Auf fremde Hunde, falls dieſe niht zu groß ſind, geht er ſogleich los, greift ſie an und verſet ihnen zuweilen mit den E>zähnen tühtige Wunden, welche er niht nah Art des Wildſchweines durh Stoßen, ſondern dur eigentliches Beißen beibringt.“ Schomburgk und Wallis beſtätigen und erweitern dieſe Angaben. „Gezähmte Pekaris“, ſo ſchreibt mir leßterer, „fand ih ſehr zuthunlih, auh gegen den eintretenden Fremden, welchen fie freilih zunächſt neugierig beſ<hnüffeln. Dur Knurren geben ſie ihre Freundſchaftsverſicherungen zu erkennen und legen ſih vor den Füßen nieder, um geliebkoſt zu werden.“ Na<h Schomburgk läßt ſich der Pekari weit \{hwerer zähmen als der Taititu, welcher ſeinem Herrn wie ein Hund auf Schritt und Tritt folgt, jedoh nach jedem beißt, welcher ſeine Gunſt verſhherzt oder ſie niht zu erwerben verſtanden hat. Unter allen gezähmten Haustieren der indianiſchen Niederlaſſungen bekundeten ſie bei Shomburgks Erſcheinen die größte Beſtürzung, zugleih aber auh einen hohen Grad von Zorn, indem ſie ihre Nüenborſten ſträubten und ein eigentümlihes Schnaufen ausſtießen, wie ſie es jedesmal hören laſſen, wenn ſie einen fremden Gegenſtand erbli>en. Es vergingen immer mehrere Tage, bevor ſie ſih an die Fremdlinge gewöhnt hatten. Jhre angeborene Feindſchaft gegen die Hunde legen ſie au< in der Gefangenſchaft nicht ab.

Nach Europa kommen lebende Pekaris in erheblicher, lebende Biſamſchweine in geringerer Anzahl. Beide ertragen unſer Klima verhältnismäßig gut, haben ſi< auh wiederholt bei uns fortgepflanzt. Man erhält ſie bei gewöhnlihem Schweinefutter mehrere Jahre. Von ihrer Freundſchaft zu dem Menſchen habe ich allerdings nichts bemerken können. Bei ihnen gewährter Freiheit mögen ſie ſi< liebenswürdig zeigen, im engeren Gewahrſam erweiſen ſie ſi im Gegenteile als widerwärtige, weil aufbrauſende, boshafte, ra<hſüchtige und tü>iſche Geſchöpfe, welche von allen erfahrenen Wärtern weit mehr gefürchtet werden als die großen und ſtarken Familiengenoſſen.

Das Fell der Nabelſchweine wird hauptſächlih zu Sä>en und Riemen benußt, das Fleiſh hingegen von dem ärmeren Volke gegeſſen. Es hat einen angenehmen Geſhma> welcher aber mit dem des Shweineſfleiſches keine Ähnlichkeit aufweiſt. Auch findet ſich anſtatt des Spe>es nur eine dünne Lage von Fett. Zſſt das Biſamſchwein vor ſeinem Tode lange gehebßt worden, ſo nimmt das Fleiſch den Geruch der Rückendrüſe an, falls man dieſe nicht bald herausſcneidet; ſonſt aber kann man, außer der Paarungszeit wenigſtens, das getötete Tier in ſeiner Haut erkalten laſſen, ohne daß ſi dieſer Geruch im Fleiſche wahrnehmen läßt.

Ungleich plumper als alle übrigen Paarzeher iſt das Fluß- oder Nilpferd, Djamus el Bahr und Äeſiet der Sudaneſen, Gomari der amhariſ< redenden Abeſſinier, Robi der Galla, in Oſtafrika Kiboko und Matamombo, im öſtlichen Südafrika Fmvubu und Jhubu, in Niederguinea Mvubu und Nguvu genannt (Hippopotamus amphibius, H. australis), neben einem viel fleineren Verwandten, dem noh wenig bekannten und in Oberguinea vorkommenden liberiſchen Flußpferde, der einzige noh lebende Vertreter einer beſonderen Familie, der Flußpferde, Plump- oder Feiſttiere (Mippopotamidae). Viel richtiger als die Griechen, deren Benennung für das Tier wir überſetzten, rihtiger auch als die Araber, die es „Waſſerbüffel“ nennen, bezeihneten die alten Ägypter den ungeſhlachten Rieſen, welcher bei ihnen „/Flußſchwein“ hieß; denn wenn überhaupt, ſo darf nur mit den Schweinen der „Behemot“ der Bibel verglichen werden.

Bei einer rein äußerlichen Betrachtung unterſcheidet mehr als alles übrige der Kopf das Nilpferd von anderen Säugetieren. Jhn kennzeihnen die faſt viere>ige Geſtalt, die kleinen Ohren und Augen ſowie die ſchief gegeneinander geſtellten, großen, bogig \<lißförmigen