Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/3

540 Elfte Ordnung: Paarzeher; neunte Familie: Plumptiere.

E>fzähnen zu vergleichen, jedo<h wagerect geſtellt, die des Oberkiefers, deren mittleres Paar dur eine noh größere Lücke getrennt wird, Éleiner, gekrümmt und ſenkrecht geſtellt die Eczähne des Unterkiefers, rieſige Hauer, welche dur<ſ<hnittli<h 50 cm Länge (PechuelLoeſche beſißt die von zwei alten Bullen, welche 67 und 69 em meſſen) und 4 kg an Gewicht erreichen Éönnen,/ dreiſeitig, halbkreisförmig gebogen, an der Spite ſchief abgeſchnitten und mit tiefen Längsfurchen gezeichnet, die oberen, nah unten gerihteten merfkli<h kürzer und ſ{<wächer, aber ebenfalls gekrümmt und ſchief abgeſtußt; die Ba>kenzähne, von denen der erſte im Alter auszufallen pflegt, und welche von vorn nah hinten an Größe zunehmen, kegelförmig oder gefurcht, der 4.—6. von ihnen mit vier Hö>ern verſehen, deren Kauflächen bei Abnugzung kleeblattartige Zeichnungen erkennen laſſen 2c. Das Gerippe iſt außerordentli<h maſſig in allen ſeinen Teilen, der Schädel faſt vierſeitig, fla<h und niedergedrü>t, der Hirnteil klein, die Augenhöhle vom Stirnbeine und JFohbogen ho< umrandet, das übrige Knochengerüſte di>, plump und ſ{hwer. Unter den inneren Teilen fällt beſonders der vierfah geteilte Magen auf.

Das Nilpferd war den Alten wohl bekannt, wie uns die ägyptiſhen Denkmäler und die Bibel, die Schriſten der Griechen und Römer zur Genüge beweiſen. „Das Flußpferd“, ſo ſchreibt mir mein gelehrter Freund Dümichen, „wird in den ägyptiſhen Schriften nicht Nilpferd, ſondern „Flußſhwein“ genannt: „Rer“, d. h. das ſih wälzende Tier, womit man ebenſo das ſi<h im Waſſer wie im Kote wälzende, das Nilpferd wie das Schwein bezeichnete. Nach den Darſtellungen und Fnſchriften zu ſ<ließen, muß in alten Zeiten das Flußpferd im ägyptiſchen Nile ſehr häufig geweſen ſein. Die Jagd auf dieſes Tier gehörte zu den beliebteſten Vergnügungen des vornehmen Ägypters. Wiederholt finden ſi< an den Wänden der Gräber, namentlih der des alten Reiches, Darſtellungen, welche uns in anſchaulihem Bilde vorführen, wie man dieſen Waſſerrieſen zu Leibe ging, indem man ſie teils mit Harpunen erlegte, teils mittels Metallhaken, welche an zwei oder drei Stri>en befeſtigt waren, ſich ihrer bemähtigte.“ Die Bibel ſagt vom Flußpferde, daß ſeine Knochen feſt ſeien wie Erz und die Gebeine wie eiſerne Stäbe, daß es gern im Schatten des Rohres und im Schlamme verborgen liege, von den Bachweiden gede>t werde, den Strom in ſih ſ{hlu>e und ſih dünken ließe, als wolle es den Fordan mit ſeinem Maule ausſ<höpfen. Griechiſche und römiſche Schriftſteller, von Herodot an bis zu Plinius, gedenken ſeiner oft, beſchreiben es, ſo gut ſie können, und ſchildern, rihtiger noh, ſeine Sitten und Gewohnheiten. Alle ſpäteren Schriftſteller ſüßen ſich zumeiſt auf die Berichte der Alten, und erſt Gesner fügt, nah Belons Angaben, Neues hinzu, ohne jedoh damit die aus wahren und falſchen Angaben zuſammengeſeßte Naturgeſchichte des Tieres zu klären.

Gegenwärtig muß man von Norden her ſhon ziemlich tief in das Fnnere Afrikas eindringen, ehe man den Tieren begegnet. Namentlih am Nile ſind die altberühmten Tiere weit nah dem Herzen des Erdteiles und nah den Fugendländern des Stromes, „welcher ſeine Quellen verbirgt“, gezogen. Erſt wenn man in das tieſe Jnnere kommt, werden die vier Jahrtauſende alten Bilder der Schrift auf den Tempeln Ägyptens lebendig: dort finden ſi heute noh dieſelben Tiere unter den ſi gleih gebliebenen Menſchen; dort begegnen wir neben dem Paviane und dem Krokodile, dem heiligen Jbis und dem Tantalus jenen übriggebliebenen: dem Elefanten, dem Nashorne und dem Nilpferde. Wo der Menſ<h zur unbedingten Herrſchaft gelangt iſt, ſind lettere der furhtbaren Feuerwaffe erlegen; da, wo ihn nur die Lanze oder der Bogen bewehrt, ſtehen ſie ihm heute noch feindlih gegenüber. Noch im Sommer des Jahres 1600 konnte der neapolitaniſche Arzt Zerenghi in der Nähe von Damiat, alſo am Ausfluſſe des einen Nilarmes, zwei Flußpferde in Fallgruben fangen und ſo ihre Haut erbeuten, welche dann nah Nom gebracht wurde, wie früher die lebenden Vorfahren des Untieres. Gegenwärtig iſt das Nilpferd in ganz Ägypten und auch in Nubien,