Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/3

Flußpferd. Zwevrgflußpferd. * Do

Alten. Man verkaufte es ſpäter nah Nordamerika; es verunglücte jedo<h beim Brande des Kryſtallpalaſtes, in welchem es eine Zeitlang ausgeſtellt war.

Jn ſpäteren Fahren iſt es auch im Londoner Tiergarten gelungen, dasſelbe Ergebnis zu erzielen. Über die erſte ſorgfältig beobahtete Geburt der dort gezüchteten Flußpferde erſtattete Bartlett einen vortrefflihen Bericht. Leider gelang es niht, das junge Tier am Leben zu erhalten. „Niemals“, ſchließt Bartlett, „habe ih ein Tier kennen gelernt, welches ſeines Sprößlinges wegen ſo mißtrauiſh und wachſam und ſo entſchieden gewillt iſt, das Junge zu verteidigen, wie dieſe Flußpferdmutter. Sie liebt ihr Kind mit eiferſüchtiger Sorge und erſchwert dadurh deſſen Aufzucht in der Gefangenſchaft in hohem Grade; denn das Junge läuft beſtändig Gefahr, durh die wütenden Bewegungen der Mutter über den Haufen gerannt und getötet zu werden.“ Fm darauffolgenden Jahre (1872) glückte es, wie ih noh bemerken will, au< in London, ein junges Nilpferd, den zweitgeborenen Sprößling derſelben Mutter, groß zu ziehen. Später konnten ſi< die Gärten von Antwerpen und St. Petersburg desſelben Erfolges rühmen.

Abgeſehen vom Menſchen tritt Behemot \{hwerlih ein anderer Feind entgegen, welcher ihm gefährlich werden könnte. Da, „wo der Menſ<h nicht hinkommt mit ſeiner Qual“ wird das Flußpferd wohl ein ſehr hohes Alter erreichen. Obwohl es verhältnismäßig raſh heranwächſt, braut es doh viele Jahre, bevor es ſeine volle Größe erlangt. Wahrſcheinlich iſt es bereits im zweiten, ſiherlih im dritten Lebensjahre fortpflanzungsfähig; es wächſt aber, wie Beobachtungen an Gefangenen unzweifelhaft darthun, auh nachdem es Junge erzeugt hat, no< mehrere Jahre ſtetig fort, und wenn es endlich vollkommen erwathſen iſt, nehmen mindeſtens noh die Zähne an Länge und Umfang zu. Jn welcher Zeit ſeines Lebens das Greiſenalter beginnt, zu wie vielen Fahren es ſein Leben überhaupt bringen kann, weiß man niht.

Der zweite noh lebende Vertreter der Plumptierfamilie, das liberiſche Flußpferd oder, wie man es noh nennen fönnte, das Zwergflußpferd (Hippopotamus liberiensis, Choeropsis liberiensis)/ iſt ſehr viel fleiner als das oben geſchilderte und, wie es ſcheint, auf einen engen Verbreitungskreis in Oberguinea beſhränkt. Es unterſcheidet ſich von ſeinem rieſigen Verwandten außer durch ſeine weit geringere Größe auh dur das Fehlen eines Sneidezahnes in jeder Unterkieferhälfte. Milne Edwards beſchreibt die Farbe der Haut als leicht roſa; Jentink aber weiſt darauf hin, daß dieſe Färbung ſich erſt bei den in Sammlungen bewahrten Bälgen zeigt, von welchen die äußere Hautſchicht ſich gelöſt hat. Büttikofer, der friſch getötete Tiere ſah, verſichert, daß der Rücken ſchiefer[<warz, der Bauch ſ<mugig grünlihweiß, die Seiten grünlich ſchiefergrau gefärbt ſind. Ein ausgewachſenes Weibchen, welches er erhielt, wog nach ſeiner Schäßung bloß 400 ks und hatte bei einer Schulterhöhe von 76 cm eine Geſamtlänge von 185 cm, wovon 17 cm auf den Schwanz entfielen.

Über die von der ſeines Verwandten gänzlih verſchiedene und bisher kaum bekannte Lebensweiſe unſeres Tieres hat Büttikofer in neuerer Zeit folgendes berichtet: Sein bevorzugter Aufenthaltsort iſt Wald und Sumpf; in Flüſſen ſcheint man es nicht zu finden. ES iſt, und gerade dieſes macht die Jagd ſo ſchwierig und unſicher, niht auf kleine Bezirke beſchränkt und geht auh nicht ſtets dieſelben Pfade, ſondern dehnt, gerade wie das Wildſhwein, mit deſſen Lebensweiſe die ſeinige viel Ähnlichkeit hat, ſeine Wanderungen auf ſehr große, wenn auc niht gerade unbegrenzte Gebiete aus, ſucht ſich ſein Futter, das aus allerlei Kräutern und Waldfrüchten beſteht, im Hoh- und Buſchwalde und zieht ſih nachher in die zahlreichen, für den Jäger oft unzugänglichen Sümpfe zurück. Ob es des Nachts oder bei Tage ſeinem Futter nachgeht, kann ih nicht beſtimmt ſagen, glaube jedoch das lettere.