Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/3

560 Zwölfte Ordnung: Sirenen.

der Halsgegend an bis zur Mitte allmählih di>er wird und ſi< dann bis zum Shwanze hin verſhmächtigt. Die Bruſtfloſſen ſtehen niht weit hinter den ODhröffnungen im unteren Drittel der Körperhöhe, ſind niht beſonders lang, aber breit, am vorderen Rande gerundet, hinten zugeſchärft; die Zehen laſſen ſi< nur dur< das Gefühl erkennen; von Krallen iſt feine Spur vorhanden. Der Schwanz wird von einer plattgedrü>ten flachen, halbmondförmigen Floſſe gebildet. An der kurzen und di>en Schnauze fällt, wie mir Klunzinger ſchreibt, beſonders die flahe, ſhräg von oben nach hinten und unten abfallende Oberlippe auf, unter welcher ein unten abgeſtußter Wulſt hervorragt. Dieſer ſteht hinten mit einer eigentümlichen Mundplatte in Verbindung, welche den Zwiſchenkieſer bede>t. Eine ähnliche Mundplatte liegt auf dem Unterkiefer. Die Unterlippe bildet einen hinten ſcharf abgeſeßten Wulſt. Die Naſenlöcher, welche auf der Oberſeite der Schnauze liegen, ſtehen nahe bei einander und bilden zwei halbmondförmige Spalten; die Augen, welche klein, eixund, aber ſtark gewölbt und {<warz gefärbt ſind, liegen in einem quer gerihteten Spalte, werden an ihrem oberen Rande von einem Halbkreiſe von Wimpern umgeben, haben keine Lider, aber eine Ni>haut und können dur Zuſammenziehung der Haut geſ<hloſſen werden; die Ohren ſind nux dur keine, rundlihe Öffnungen angedeutet. Auf der matt bleifarbenen oder graubläulihen, längs des Nü>ens und Kopfes etwas ins Gelblichgrüne, auf der Unterſeite ins Bläulichfleiſhfarbene ſpielenden, hier und da mit dunkeln Längsfle>en gezeichneten, glatten und glänzenden, nur am Bauche runzeligen, narbenreihen Haut ſtehen in kleinen Gruben ſehr einzeln, teils no lebend, teils abgeſtorben, kurze, dünne, aber ſteife Borſtenhaare, wel<he auf der Oberlippe faſt zu Stacheln werden. Die Floſſen ſind vollkommen na>t; der Schwanz trägt Spuren von Haaren. Das Gebiß beſteht aus wurzelloſen, im Alter teilweiſe ausfallenden S<hneideund Mahlzähnen; erſtere ſind beim Weibchen kurz, ſtumpf und ſpißig, beim Männchen viel ſtärker, dreiſeitig und meißelförmig; die fünf Mahlzähne jeder Reihe nehmen von vorn nah hinten an Größe zu. E>zähne fehlen gänzlich; beim Männchen entwi>eln ſih aber zwei Vorderzähne zu 20—25 em langen und 2 cm di>en Hau- oder Stoßzähnen, welche jedoch auf etwa ſieben Achtel ihrer Länge vom Zahnfleiſche bede>t ſind.

Es ſcheint, daß unſere Seemaid in allen Teilen des Fndiſchen Meeres und der mit ihm zuſammenhängenden Gebiete gefangen wird. Jn der cineſiſhen Südz, in der Sulu-, Banda- und Sundaſee kommt ſie an geeigneten Orten überall, ſtellenweiſe häufig vor; nach Norden hin verbreitet ſie ſih etwa bis in die Hälfte des Roten Meeres. Hier iſt ſie ein ſehr wohlbekanntes Tier. Alle Schiffer haben ſie geſehen, und ſhwerlih wird man einen von ihnen umſonſt nah der Näkhe el Bahr (Kamelſtute des Waſſers) oder, wie ſie im Süden heißt, nah dem Djilid (dem Lederigen), beziehentli<h Djild (der Haut), der Dauile (der Langen) oder dem Urum fragen, auch eine mehr oder minder ausführlihe Beſchrei: bung des auffallenden Tieres erhalten. Fm Oſten bewohnt ſie die Küſte Neuguineas und Queenslands ſüdli< bis zur Moretonbai.

Wenn wir die verſchiedenen, bis zum heutigen Tage noch ſehr dürftigen Berichte zuſammenſtellen, erfahren wir, daß der Dujong im Meere, ausnahmsweiſe wohl auch im ſüßen Waſſer der Flußmündungen, niht aber in den Flüſſen ſelbſt ſi aufhält, die Nähe der Küſte bevorzugt und nur ſo weit in die See hinausgeht, als die Pflanzenwelt des Grundes reicht. Seichte Buchten, in denen die Sonne das wenig bewegte Waſſer bis zum Grunde durhſtrahlen und der Pflanzenreihtum des Meeres ſich beſonders entfalten kann, bilden ſeine Lieblingsorte. Auf das Land hinaus ſteigt er niht; man darf wenigſtens annehmen, daß diejenigen, welche man auf dem Lande liegen ſah, von der Ebbe zurü>gelaſſen worden und zu faul waren, ihren ſhweren Leib wieder in das Waſſer zu ſchieben, es vielmehr vorzogen, ruhig die nächſte Flut hier abzuwarten. Vom Grunde der ſeichten Buchten aus erhebt ex ſih etwa in jeder Minute einmal zur Oberfläche des Waſſers empor, ſte>t ſeine