Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/3

Aufenthalt, Wanderungen. DI

des großen Wales, welcher aber niht der Grönlandwal, ſondern ein Finnwal iſt, indem jener niht nah Fiſchen jagt und niht ſoweit landeinwärts geht. Wenn alle beide, Springund Finnwal, Sommergäſte der Davisſtraße ſind und im November ſie verlaſſen, ſo paßt ihre Ankunft im Januar an der norwegiſchen Küſte zur Zeit ihrer Abreiſe, und die Vermutung erſcheint berehtigt, daß es ein und dieſelben Tiere ſein müſſen. Um die Mitte des Winters ſtoßen große Scharen von Heringen und Kabeljaus auf die Weſtküſte Norwegens, welche von ihren Verfolgern, den Springwalen, Seehunden, Meerſhweinen und beſonders dem großen Finnwale, dahin getrieben werden. Wenn leßterer wegen ſeiner Größe ſih niht zwiſchen die Außeninſeln und Sandbänke wagen darf, ſo verweilt er doch dort anderthalb Monate und beſet ſo die über 600 km lange Linie. Man wird finden, daß dieſer Aufenthalt des großen Finnwales ganz genau mit ſeiner Abweſenheit im hohnordiſhen Meere zuſammenfällt. Eine andere Reihe von Erfahrungen, welche in Betracht kommen muß,- um den nordiſchen Finnwalen nachſpüren zu können, iſt die allgemein bekannte Thatſache, daß die an der europäiſchen Küſte ans Land getriebenen oder geſtrandeten Tiere immer im Frühzjahre und Herbſte vortommen, offenbar alſo auf ihren Wanderungen na< und von dem Ei3meere. Beſonders wichtig ſind auh die Beobachtungen in der Bermudaſee, wo im März ſich regelmäßig der langhandige Finnwal einſtellt. Da ih nämlich gefunden zu haben glaube, daß dieſer mit dem grönländiſchen Keporkaë gleichartig iſt, ſo haben wir eine Spur von dem Aufenthalte dieſes nordiſhen Zugtieres in den Sommermonaten und zugleich ein Zeugnis, daß ſeine Wanderungen zum wenigſten teilweiſe weit außerhalb der nordiſchen Meere ſih erſtreŒen, daß er nämli<h mit Gewißheit ſehr oft, wenn auch niht regelmäßig und jährli, na< dem Meere unter den Wendekreiſen und bis jenſeits des Gleichers wandert. Mit Bezug auf die Finnwale und Meerſchweine iſt der Sachverhalt ein anderer: jene ſind Sommergäſte an der norwegiſchen Küſte und der Davisſtraße. |

„Jm Dezember, Januar und Februar war in früheren Zeiten, wie auch jeßt, die Gegend des Nordpoles und der Baffinbai und bis zum 68. Grade, ganz in der Nähe der Hudſonbai und Hudſonſtraße, beſonders des öſtlichen Meeres von Grönland und des ganzen Meeres um Spibbergen und Nowaja Semlja, kurz des ho<hnordiſchen Meeres, ſoweit dieſes mit einer feſten, zuſammenhängenden Eisde>e überzogen iſt, aber auh nur ſoweit, gänzlich von Waltieren entblößt. Dicht hinauf an der feſten Eisde>e zwiſchen dem loſen Eiſe oder in eingeſchloſſenen Öffnungen, namentlih in der St. Lorenzbucht dem nördlichen Teile der Davisſtraße, ſüdli<h von Spißzbergen und Nowaja Semlja bis an Jslands Nordſpiße und vermutli< bis ans Nordkap, leben um dieſe Zeit Narwale und Grönlandwale, in dem ſüdlichen Teile der Davisſtraße und dem offenen Teile des Meeres zunächſt der Eislinie jedo< nur Weißwale. Die meiſten fiſhfreſſenden Waltiere ziehen im Dezember dem Heringszuge nac: ſo die eigentlihen Delphine oder Springwale, die Meerſchweine und Finnwale; an dieſe ſchließen ſih die Schwertwale, welhe im Januar in großen Scharen die norwegiſche Küſte erreichen; im nordiſchen Atlantiſchen Meere tummeln ſich die Shwarzfiſchfreſſer, die Grind- und Schnabelwale, im Golfe von Biscaya Nordkaper; bis jenſeits des Wendekreiſes ſtreifen die Pottwale, zum Teile die Finnwale, darunter der langhandige Finnwal oder Keporkak, lebterer vorzugsweiſe an der amerikaniſchen Küſte. Überall ziehen die großen Finnwale ſowie alle großen Waltiere überhaupt im offenen Meere dahin, und nux ausnahmsweiſe nähern ſie ſih der Küſte. Gegen Ende Februar zeigt ſich bei den meiſten nah Süden wandernden Waltieren eine Annäherung an die nördlichen Gegenden; im März kommen Scharen des langfloſſigen Finnwales auf ihren Wanderungen gegen Norden an die Bermudainſeln, und ebenſo verunglü>t mancher Finnwal an der europäiſchen Weſtküſte. Der Nordkaper verläßt dann den Biscayabuſen; die Meerſchweine ziehen in verſchiedene Buchten von Nordeuropa und Amerika. Fm April ſind in der Baffinbai ſhon Narwale, Grönlandwale