Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/3

570 ‘Dreizehnte Drdnung: Waltiere.

verbinden, bewahren no< eine beträhtlihe Menge gereinigten Blutes in ſi< auf, welches verwendet werden fann, wenn die Tiere längere Zeit als gewöhnlih verhindert werden, die zur Blutentkohlung nötige Luft zu ſ{öpfen.

Die Wale ſind zu vollkommenen Meeresbewohnern geworden. Die meiſten von ihnen meiden die Nähe der Küſten ſoviel wie mögli; denn das Land wird ihnen verderblih. Nur einige Delphine leben im ſüßen Waſſer, andere dringen zuweilen in die Flüſſe ein, jedoch nicht gern weiter, als die Wirkung der Flut ſi< bemerkli<h macht. Alle übrigen Waltiere verlaſſen das Salzwaſſer niht, durhwandern jedo<h mehr oder minder regelmäßig kürzere oder weitere Stre>en des Meeres. Über dieſe Wanderungen hat Eſ <ri<ht in ebenſo ſachgemäßer wie eingehender Weiſe berihtet, und ſeine Angaben ſind es welche ih, nah der oon Cornelius in ſeinem treſſlihen Büchlein über die Zug- und Wandertiere gegebenen ns dem Nachfolgenden zu Grunde lege.

Waltiere gibt es in allen Meeren; keine einzige Art von ihnen aber hat irgendwo einen. leibenven Aufenthalt. Jm ganzen genommen halten ſich, wie von vornherein zu erwarten, die größeren Arten an die großen, freien Weltmeere, und ſo wie in die Oſtſee hinein einzig und allein der Braunfiſh regelmäßig zieht, ſo ſ{<hwimmen durch die Gibraltarſtraße gewiß nur größere und kleinere Zahnwale, aber weder der Pottwal noch irgend ein Bartenwal. Fn großen Meeren kommen leßtere, auch die größten unter ihnen, den Küſten oft ſehr nahe und wagen ſi< in Buchten hinein, welche ſie ſonſt meiden; dies thun insbeſondere die trächtigen Weibchen, mitunter offenbar des Gebärens halber, wie z. B. an der Weſtküſte Afrikas der Südwal im Juni und Juli erſcheint und im September mit den Neugeborenen wieder abzieht. Am meiſten ſcheinen die Tintenfiſchfreſſer unter den Waltieren ſih auf das offene Meer zu beſchränken, ſo beſonders die Grindwale und Entenwale indem ſie nux an einſam im Meere liegenden Felsgruppen, beiſpiel3weiſe an den Faröer, regelmäßig vortommen. Jede Art hat, wie es ſcheint, gewiſſe Lieblingsaufenthaltspläße für den Sommer, andere, vielleicht weit entlegene, für den Winter, und wandert nah Art der Zugtiere überhaupt auf ziemli< beſtimmten Fahrſtraßen im Frühjahre von dieſem zu jenem, im Spätjahre von jenem zu dieſem Meere. Schon hieraus ergibt ſih, daß niht nur eine und diejelbe Art, ſondern auch dieſelben Tiere an mehreren zum Teile ſehr entfernt voneinander liegenden Gegenden bekannte, weil jährlih erſcheinende Gäſte ſein fönnen: in einigen Meeren ſtete Sommer- oder Wintergäſte, in anderen vorüberziehende Wanderer, ſowie anderſeits feine Küſtenſtre>e und vielleicht kein Meer auf irgend eine Waltierart einen aus\chließlihen Anſpruch erheben kann, weil eine Gegend dieſelben höchſtens für eine gewiſſe Fahreszeit, oft auh nur eine ſehr kurze Friſt, aufzuweiſen vermag. Die Waltierarten eines und desjelben Meeres ſind alſo im allgemeinen durchaus verſchiedene im Sommer und im Winter. Wer nur das Meer kennt als Sommeraufenthalt der einen Art, wird eine ganz andere angeben als derjenige, welcher im Winter in ihm beobachtet hat. Um alſo die Verbreitung der Waltiere zu beſtimmen und ein wirklih genügendes Bild ſich zu entwerfen, kann man niht genugſam die Fahreszeit ins Auge faſſen. Die Meere, in denen nicht allein jede Art und jedes Stü regelmäßig während des Sommers und Winters ſi<h aufhält liegen oft ſehr fern voneinander: das Meer, in welchem eine Art den Sommer zubringt, kann für eine andere der Winteraufenthalt ſein. Dies gilt für alle Meere und alle Küſten.

„Über die Verbreitung der Waltiere können wir alſo keine vollſtändige Vorſtellung bekommen, ohnè nach den ſüdlichen Meeren hinzubli>en. Jn dieſen müſſen wir in den Wintermonaten niht allein dieſelben Arten, ſondern auch dieſelben Tiere finden, welche in den arktiſhen Gewäſſern Sommergäſte ſind. Die erſte Reihe der Erfahrungen können wir in Bezug auf Norwegens Weſtküſte feſtſtellen. Zuerſt nimmt man den Spuingwal wahr, einen nicht regelmäßigen Gaſt der Davisſtraße, um 8—14 oder auh nur um 3—4 Tage Vorläufer