Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/3

Allgemeines. S<hwertwal. 601

und ein etwa im Kampfe getöteter Nebenbuhler wird wahrſcheinli<h ebenfalls verzehrt. Die Weibchen werfen nach einer Tragzeit von etwa 10 Monaten ein oder zwei Junge, ſäugen dieſe lange, behandeln ſie mit der größten Sorgfalt und beſhüßen und verteidigen ſie bei Gefahr. Man nimmt an, daß die Jungen nur langſam wachſen.

Alle Delphine werden von dem Menſchen ungleih weniger verfolgt als die übrigen Wale. Jhre ſchlimmſten Feinde ſind ihre eigenen Familienglieder; aber mehr noh, als irgend welches Raubtier wird ihnen ihr Ungeſtüm verderblih. Sie verfolgen mit ſolcher Gier ihre Beute, daß ſie oft dur dieſe auf den verräteriſhen Strand gezogen werden, gänzlich außer Fahrwaſſer geraten und auf dem Tro>enen verkommen müſſen. Zuweilen finden die Fiſcher Dußzende von ihnen am Strande liegen. Jm Todeskampfe laſſen manche ein Stöhnen und Ächzen vernehmen, welches bei einigen von reihlihen Thränengüſſen begleitet wird.

Der Menſch gewinnt von vielen Arten einen erheblichen Nuten; denn faſt alle Teile des Leibes finden Verwendung. Man ißt das Fleiſh, das Fett und die edleren Eingeweide, benußt Haut und Gedärme und kocht aus ihrem Spee einen ſehr geſuchten, feinen Thran.

Wir können uns auf die Silderung der bekannteſten und wichtigſten Arten dieſer Familie beſ<hränken, weil alle Delphine in ihrem Weſen und Gebaren, ihren Sitten und Gewohnheiten große Übereinſtimmung zeigen.

Unter den mannigfaltig geſtalteten Arten, aus denen dieſe Familie beſteht, darf der ſhon ſeit den älteſten Zeiten bekannte und ſeiner Gefräßigkeit halber berüchtigte Shwertwal, Vertreter der gleihnamigen Gattung (Orca), obenan geſtellt werden. Das am meiſten in die Augen ſpringende Merkmal der von ihm und einigen in allem Weſentlichen mit ihm übereinſtimmenden Arten gebildeten Gruppe iſt die außerordentlih verlängerte, aufrecht ſtehende Rückenfloſſe, welhe niht mit Unrecht einem Schwerte oder einem Säbel verglichen wird. Der Leib iſt kräftig, der Kopf kurz, die Stirn ſ<hräg anſteigend, die Schnauze ziemli breit, furz, ſtumpf zugeſpißt und niht ſcharf gegen die Stirn geſchieden, der Oberkiefer wagere<t über die Augenhöhlen ausgebreitet, das furhtbare Gebiß mit wenigen, aber ſehr träftigen Zähnen ausgerüſtet.

Der Shwertwal, Mörder oder Butskopf (Orca gladiator, Delphinus orca, gladiator, grampus und duhamelii, Phocaena und Orcinus orca), fann eine Länge von 9 m erreichen, bleibt jedoh meiſt erhebli hinter dieſem Maße zurü, indem er dur{ſ<hnittlih faum über 5—6 m lang wird. Dieſer Länge entſprechen reihli< 60 em lange und 15 cm breite Bruſtfloſſen, eine etwa 1,5 m breite Shwanzfinne und eine kaum weniger lange Nü>enfinne. Der Kopf iſt im Verhältniſſe zur Größe des Tieres tlein, der Scheitel etwas eingebuchtet, die auf ihrer Oberſeite flache, auf ihrer Vorderſeite {wach gewölbte Stirn gegen die ziemlich breite, furze und niedrige Schnauze ſtumpf abgerundet, das kleine, langgeſchlibte Auge niht weit hinter der Mundſpalte und wenig höher als dieſe, das äußerſt fleine Ohr hinter den Augen und faſt in der Mitte zwiſchen dieſen und den Bruſtfinnen, das halbmondförmige Atemlo<h über und hinter den Augen gelegen, der Hals nicht ahbgeſebt, der Leib ſpindelförmig geſtre>t, auf der Nückenſeite nur wenig, ſeitli<h und unten ſtärker gewölbt, der Schwanz, deſſen Länge faſt den dritten Teil der Geſamtlänge einnimmt, gegen das Ende hin ſeitli<h zuſammengedrü>t und oben und unten ſcharf gekielt die verhältnismäßig kurze und breite Bruſtfinne etwa im erſten Viertel des Leibes ſeitlih und ziemlich tief unten angeſeßt, an ihrer Einlenkungsſtelle verſhmälert, an der Spige abgerundet, die etwas hinter dem erſten Drittel der Länge wurzelnde Rüenfinne ſenſenförmig und mit