Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/3

632 Dreizehnte Drdnung: Waltiere; ſechſte Familie: Pottwale.

lief bei Honfleux ein Weibchen mit ſeinem Jungen ‘auf. Die Mutter bemühte ſi<h lange Zeit, ihren Sprößling flott zu machen und fand dadurch ihren Tod. Fiſcher, welche beide Tiere bemerkt hatten, zogen das junge vollends an das Land und verwundeten hierauf die Alte, welche ſich niht von ihrem Kinde trennen wollte, tödlih. Zwar gelang es ihr noc, die offene See zu gewinnen, allein am folgenden Tage fand man ſie, 3 Meilen von jener Stelle entfernt, entſeelt am Strande liegen. Jm Jahre 1867 erſchienen zwei Döglinge im Hafen von Newport (Neuenglandſtaaten) und wurden ſogleich eifrig verfolgt; einer entfam in die offene See, der andere wurde erlegt. Seine Länge betrug 8,2 m, der Shwanz war 1,85 m breit, der Schnabel 68 cm lang; im Magen fanden ſih zahlreiche Reſte von Tintenfiſchen. Cope und Allen glaubten in dem Tiere eine neue Art zu erkennen. Neuerdings wird der Dögling von norwegiſchen Fangſchiffern in der Nähe der Fnſel Fan Mayen in jedem Frühjahre regelmäßig gejagt und zu Hunderten erbeutet. Wie der Pottwal hat er flüſſigen Walrat in ſeinem Kopfe und zwar im Gewebe zwiſchen beiden Oberktiefern.

Die vierte Familie der Zahnwale (Catodontidae) vertritt der Pottwal der Deutſhen, Spermwhale der Engländer, Cachelot der Franzoſen, Kegutilif der Grönländer,

Gerippe des Potiwales. (Aus dem Berliner anatomiſhen Muſeum)

Tweldhval der Jsländer 2c. (Catodon macrocephalus, Balaena macrocephala, Physeter macrocephalus und trumpo), Urbild der gleihnamigen Gattung (Catodon), unzweifelhaft das ungeſchlahteſte und abenteuerlichſte Mitglied der ganzen Ordnung, ausgezeihnet dur< den ungemein großen, am Schnauzenende hoh aufgetriebenen und gerade abgeſtußten Kopf, durch ein einziges, etwas linksſeitig liegendes Atemloh ſowie die abſonderliche Bildung ſeines Unterkiefers deſſen Äſte im größten Teile ihrer Länge ſich aneinander legen und mit einer Reihe kegelförmiger, unter ſih faſt gleihlanger Zähne beſeßt ſind, wogegen die Zahngebilde des Oberkiefers kaum noh den Namen von Zähnen verdienen. Gray unterſcheidet mit Beſtimmtheit zwei Arten von Pottwalen, deren jeder er den Rang einer Unterfamilie zuſpricht; es fragt ſih jedo<h noh ſehr, ob die von ihm hervorgehobenen Unterſchiede ſtändige oder nur zufällige ſind. Erfahrene Walfänger nehmen nur eine einzige Art von Pottwalen an, behaupten aber, daß die verſchiedenen Aufenthaltsorte und die hier reihlichere, dort ſpärlihere Nahrung nicht allein auf die Größe, ſondern auch auf die Geſtalt der Pottwale einen gewiſſen, unter Umſtänden ſehr erheblihen Einfluß auszuüben vermögen. Die Unterſuchung ſolcher Tiere ſtößt auf kaum überwindlihe Schwierigkeiten und hindert, wie Pöppig treffend bemerkt, eine rihtige Auffaſſung der Geſtalt. „Selegenheit zu eingehender Betrachtung bieten ſie-eigentli<h nur dann, wenn Stürme einen ſolchen Rieſen zum Stranden an europäiſchen Küſten gebracht haben; niemals aber können die erlangten Ergebniſſe der Wahrheit ganz entſprechen; niemals kann das Geſamtbild des Tieres von dem Zeichner treu wiedergegeben werden, weil die ungeheuere Körpermaſſe durh ihv eignes Gewicht zuſammenſinkt, teils auh im Sande vergraben iſt. Jm Waſſer ruhig