Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/3

660 Vierzehnte Drdnung: Beuteltiere; erſte Familie: Springbeutler.

mit ſcharfen, ſpizigen Nägeln bewehrt. Die Schnauze ift ſamtartig behaart die Ohren, welche innen mit langen weißen, außen mit furzen ſhwarzen und weißen Haaren befleidet ſind, laufen ſpiß zu. Der übrige Pelz zeigt das ſo {wer zu beſchreibende Farbengemiſch des Haſenbalges; die Haare der Oberſeite ſind am Grunde ſ{<warz, ſodann rötlichbraun, hierauf roſtweiß und endlich ſ{<warz, an Bruſt und Bauch grau und roſtweiß gefärbt. Ein dunkler Fle>en ſteht auf dem Unterſchenkel; die Läufe ſind grau geſprenkelt die Schhnauzenhaare ſ{hwarz und weiß.

Der Haſenſpringer bewohnt den größten Teil des inneren Auſtralien und erinnert au in ſeiner Lebensweiſe vielfa< an unſeren Haſen. Wie dieſer, iſt er ein Nachttier welches ſich bei Tage in ein tief ausgegrabenes Lager drückt und Jäger und Hunde nahe auf den Leib kommen läßt, bevor er aufſpringt, in der Hoffnung, daß ſein mit dem Boden gleichgefärbtes Kleid ihn verbergen müſſe. Wirklich täuſcht er die Hunde oft, und auh, wenn er vor ihnen flüchtet, wendet er gewiſſe Liſten an, indem er, wie Freund Lampe, plößlich Haken ſchlägt und ſo eilig wie möglih rü>wärts flüchtet. Eine Beobachtung, welche Gould machte, verdient erwähnt zu werden. „Jn einer der Ebenen Südauſtraliens“ exzählt er, „jagte ih ein Haſenkänguruh mit zwei flinken Hunden. Nachden es ungefähr eine Viertelmeile laufend zurü>gelegt hatte, wandte es ſih plöblih und fam gegen mi zurü>. Die Hunde waren ihm dicht auf den Ferſen. F< ſtand vollkommen ſtill und ſo lief das Tier bis gegen 6 m an mich heran, bevor es mi bemerkte. Zu meinem großen Erſtaunen bog es jedo<h weder zur Rechten noh zur Linken aus, ſondern ſeßte mit einem gewaltigen Sprunge über meinen A weg. Jh war uicht im ſtande, ihm einen Shuß nachzuſenden.“ '

Die Kletterfertigkeit der Springbeutler gipfelt in den vier Arten der Baumkänguruhs (Dendrolagnus) aus Neuguinea und Nord-Queensland. Die großen und kräftigen Vorderarme, welche gegen die Hinterbeine wenig zurücſtehen, ſind ein ſehr bezeihnendes Merkmal dieſer Gattung. Die oberen Schneidezähne ſind faſt gleich groß; die E>zähne meiſtens viel kleiner als die Schneidezähne. Die Krallen der vierten und fünften Hinterzehe ſind gekrümmt wie die der Vorderzehen, nicht gerade und kegelförmig wie bei den übrigen Gattungen der Unterfamilie. Dex abgebildete Vertreter der Gattung, das Bärenkänguruh (Dendrolagus ursinus) Neuguineas, iſt ein ziemli<h großes Tier von 1,25 m Leibeslänge, wovon etwas mehr als die Hälfte auf den Schwanz gere<hnet werden muß, ſein Leib gedrungen und kräftig, der Kopf kurz. Der Pelz beſteht aus ſtraffen, ſhwarzen, an der Wurzel bräunlichen Haaren; die Dhrenſpiben, das Geſicht und die Unterteile ſind braun, die Wangen gelbli<, ein Ring um das Auge iſt dunkler.

Alle Beobachter ſtimmen darin überein, daß man ſih keine merkwürdigere Erſcheinung denken fönne als ein Baumkänguruh, welches ſich luſtig auf den Zweigen bewegt und faſt alle Kletterkünſte zeigt, die in der Klaſſe der Säugetiere überhaupt beobachtet werden. Mit der größten Leichtigkeit klimmt das Tier an den Baumſtämmen empor, mit der Sicherheit eines Eichhorns ſteigt es auf: und abwärts; aber gleihwohl erſcheint es ſo fremd da oben, daß jeder Beſchauer geradezu verblüfft iſt, wenn das dunkelhaarige, langgliederige Geſchöpf unverſehens vom Boden auf einen Baum hinaufhüpft und ſi< dort im ſ{hwankenden Gezweige bewegt. Dem Aufenthalte entſprechend, äſt es vorzugsweiſe Blätter, Knoſpen und Schößlinge der Bäume; wahrſcheinlich verzehrt es auh Früchte.

Jn der Gefangenſchaft ſieht man es ſelten; mir iſt ein einziges zu Geſicht gekommen. Es lebte im Tiergarten zu Rotterdam, war aber in einem Käfige eingeſperrt, in welchem es ſeine Fähigkeiten nicht an den Tag legen konnte. Leider ſcheiterten meine Bemühungen, es zu erwerben. Wie mir von Roſenberg ſchreibt, hat er das Bärenkänguruh nebſt einem