Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/3

Beuteleihhorn. Zu>kereichhorn, 675

ſhwingt es einmal im Kreiſe herum, zerſhmettert ihm die Hirnſchale durch einen kräftigen Slag gegen den Stamm und wirft es hinunter auf den Boden. Es iſt beſonders auffallend, daß das Veuteleihhorn ſeine Höhle auh dann nicht verläßt, wenn es dur den Schall der Axthiebe, welche zu ſeinem Schlafplaße den Weg bahnen ſollen, erwe>t wird. Wahrſcheinlich iſt der Schre> über den ungewünſchten Beſu ſo groß, daß er dem Tiere alle Veſinnung raubt. Dagegen verteidigt es ſi, falls es gefaßt wird, mit ſeinen ſtarken, ſcharfen und gekrümmten Nägeln ſo vortrefflih, daß es unbedingt nötig iſt / es in der angegebenen Weiſe zu pa>en und ſchnell zu töten, um bedeutenderen Verleßungen zu entgehen. Man verſichert, daß es gereizt ein verzweifelter Kämpfer ſei und feine Zähne faſt ebenſogut zu gebrauchen verſtehe wie ſeine Klauen. Das Fleiſch gilt als ein Le>erbiſſen, und da das Tier eine ziemliche Größe erreiht, jagt man ihm des Bratens wegen eifrig nah; auh beteiligen ſi an dieſer Jagd die Weißen ebenſowohl wie die ſchwarzen Ureinwohner des Landes. Ohne Hilfe der leßteren dürfte jedoh der Weiße ſelbſt ſelten in die Lage kommen, das geſchäßte Fleiſch zu verſpeiſen; denn zur Erlangung des Tieres gehört eben die von Kindheit an ausgebildete Fagdfertigkeit der Schwarzen , ihr ſcharfes Auge und ihre geſhidte Hand.

Wenn das Beuteleichhorn vollſtändig erwacht iſt, zeihnet es ſich dur< Gewandtheit, Behendigkeit und Sicherheit der Bewegung aus. Es fliegt förmlich von einem Zweige zum anderen, ſpringt über bedeutende Entfernungen, klettert ungemein raſh wieder zu einem neuen Wipfel empor und geht ſo weiter von Baum zu Baume, von Krone zu Krone. Sein langes, weiches und ſeidenglänzendes Haar mallt bei dieſen Sprüngen, und das blaſſe Mondlicht legt ſi< wahrhaft zauberhaft auf das Fell, deſſen Glätte den Schimmer in eigentümlicher Weiſe widerſpiegelt.

Die Nahrung beſteht in Blättern, Knoſpen, jungen Zweigen und vielleicht auh Wurzeln. Selten ſteigt unſer Tier zum Boden nieder, um hier zu weiden; gewöhnlich betritt e ihn bloß dann, wenn es ſi< von einem ſehr entfernten Baume zu einem anderen begeben will. Die Gefangenſchaft ſoll es längere Zeit aushalten; doh glü>t es nux äußerſt ſelten, es zu erlangen, und europäiſche Neiſende haben ſhon vergeblich ziemlich bedeutende Summen geboten, um ſeiner habhaft zu werden.

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An die Beutelhörnchen {ließen ſi die drei Arten der Zuckerhörnchen (Petaurus), deren Shwanz auch an der Spige behaart iſt. Die bekannteſte Art iſt wohl das Zu >erxeihhorn (Petaurus sciureus, Didelphys sciurea, Belideus sciureus), denn {hon aus dem Namen geht hervor daß dieſe Art ein volfstümliches Tier geworden iſt. Man kann nicht leugnen, daß der Name, welchen die erſten Anſiedler ihm gaben, paſſend gewählt iſt; denn nict bloß in der Geſtalt, ſondern auh in der Größe ähnelt das Tier unſerem Eichtfäßchen und noh mehr dem Taguan. Der geſtre>te und ſchlanke Leib erſcheint durch die Flughaut, wel<he ſi<h zwiſchen den Beinen ausſpannt, ungewöhnlich breit; der Hals iſt furz und ziemli< di>; der flache Kopf endet in eine kurze, etwas ſpibige Schnauze; der Schwanz iſt ſehr lang, rundlich, ſ<hlaf und buſchig. Die aufrechtſtehenden Ohren ſind lang, aber ſtumpfſpizig, die Augen groß und halbkugelförmig vorſtehend. Der Pelz iſt ſehr dicht, außerordentlih fein und weih, der Fallſchirm behaart, und nur die Ohren ſind auf der Önnenſeite na>t, auf der Außenſeite dagegen wenigſtens gegen die Wurzel hin mit Haaren bede>t. Die ganze Oberſeite des Leibes iſt aſchgrau, der Fallſchirm außen dunkel nußbraun und weiß eingefaßt, die Unterſeite weiß mit [hwach gelblichem Anfluge, gegen den Nand hin aber bräunlich. Ein roſtbrauner Streifen zieht fich durch die Augen und verläuft gegen die Ohren hin, ein anderer vorn roſtbraun, auf der Stirn lebhaft kaſtanienbraun gefärbter

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