Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/3

G74 Vierzehnte Ordnung: Beuteltiere; zweite Familie: Kletterbeutler.

gibt das weiche, wollige Fell ein auh von den Anſiedlern ſehr geſhäßtes Pelzwerk über welches ſich Sachkenner ſehr anerkennend ausgeſprohen haben, ſo daß es niht unwahr: ſcheinlich iſ, den Fuhskuſu ſpäter unter den Pelztieren aufgeführt zu finden. Dieſe Vorausſagung hat ſih, wie G. Lomer uns ſchreibt, ausgiebig erfüllt. Die Felle kommen unter der Bezeichnung „Auſtraliſche Dpoſſums“ in den Handel; in den ſechziger Jahren waren es 30,000 Stü, gegenwärtig ſind es rund 2 Millionen Stü jährlich. Allerdings werden dieſe Felle niht bloß vom Fuchskuſu, ſondern au<h no< von etlichen anderen auſtraliſchen Beuteltieren gewonnen. Je nah Größe, Schönheit und Farbe {hwankt der Preis eines Stückes zwiſchen 60 Pfennig und 10 Mark.

Die Beutelhörnchen (Petauroides) zeigen in ihrer Geſtalt eine ſo täuſhende Ähnlichkeit mit den bekannteren Flugeihhörnchen, daß ſie mit dieſen verwechſelt werden könnten, wenn niht das Gebiß ſie weſentlih von jenen Nagern unterſchiede.

Die einzige Art der Gattung, das Beuteleichhorn (Petauroides yolans, Petaurus taguanoides 2c.), beſit eine Flughaut, die ſi vorn bis zum Ellbogen, hinten bis an die Wurzel des Daumens erſtre>t. Es erreicht bis 50 cm Leibeslänge, der unterhalb der Spitze na>te Schwanz etwa ebenſoviel. Der Kopf iſt klein, die Schnauze kurz und zugeſpit; die Augen ſind ſehr groß und die Ohren breit und dict, faſt buſchig behaart. An den Füßen finden ſi ſtarke, gekrümmte und ſcharfe Nägel. Der ſehr lange und weihe, am Schwanze buſchige Pelz ändert in ſeiner Färbung vielfah ab. Gewöhnlich ſieht die Oberſeite bräunlihſhwarz, der Kopf mehr bräunlich, die Flughaut weißlih geſprenkelt aus; Schnauze, Kinn und Pfoten ſind ſhwarz, Kehle, Bruſt und Bauch weiß; der Schwanz iſt ſchwarz oder bräunlihſhwarz, bläſſer an der Wurzel und gelblich an der Unterſeite. Es gibt aber ſo viele Abänderungen in der Färbung, daß man kaum zwei von ihnen findet, welche vollkommen glei gefärbt ſind. Die braune Farbe des Felles geht bei dem einen in das dunkelſte Braunſchwarz über, bei dem anderen iſt der ganze Pelz grau, ebenſowohl auf der Oberſeite als auf der Flughaut, und nicht ſelten findet man auh ſehr ſchöne Weißlinge. Unter allen Umſtänden bleiben die Unterſeite und die Innenſeite der Glieder reinweiß.

Das Beuteleihhorn bewohnt Auſtralien von Queensland bis Victoria, zumal die großen Wälder zwiſchen Port Philipp und Moreton-Bai, und ſoll dort häufig ſein, obglei<h man es nur ſelten in der Gefangenſchaft oder getötet in den Händen der Eingeborenen ſicht. Wie alle ſeine Verwandten ein Nachttier, verbirgt es ſich gegen Morgen in Höhlungen DET großen abgeſtorbenen Bäume und verbringt hier ſ{hlafend den Tag, geſichert vor jeden! ſeiner Feinde, mit alleiniger Ausnahme des immer hungrigen und immer wachſamen Eingeborenen, deſſen Auge ohne Unterlaß umherſhweift, um etwas Genießbares zu finden, und nah den geringfügigen Spuren, welche das Beuteleihhorn hinterläßt, deſſen Schlafplab aufzufinden weiß. Ein leichter Riß in der Rinde des Baumes, einige Haare am Rande der Öffnung, in welche das Tier eingetreten iſt, unterrihten den dunkeln Mann mit derſelben Sicherheit über die ihm willkommene Beute, als wenn er ſie ſelbſt in ihre Wohnung hätte treten ſehen. Er iſt geübt genug, um aus den Anzeichen zu erkennen, ob die Höhlung im Baume friſ<h beſucht oder ſhon vor längerer Zeit benußt wurde. Sobald die Anzeichen verſprechend ſind, erſteigt er den Baum, unterſucht dur Klopfen, deſſen Schall die Tiefe der Höhlung verkündet, wo das Tier liegt, und arbeitet ſich auf eine oder die andere Weiſe bis zu dem ſchlafenden Beuteleihhorne dur, faßt es am Schwanze, zieht es ſo ſ<hnell hervor, daß es niht Zeit findet, von ſeinen Krallen oder Zähnen Gebrauch zu machen,