Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/3

Wombats: Weſen. Bewegungen. Gefangenleben. 683

an deren Ufern ex trabt, dann aber, ohne ſich beirren zu laſſen, in der einmal genommenen Nichtung auf dem Boden des tro>enen Bettes fortlaufe, bis er irgendwo wieder freies Land gewinne, auf dem er dann mit einer Gleichgültigkeit ſeinen Weg fortſeße, als hätte es niemals ein Hindernis für ihn gegeben. Gefangene, welche ih beobachtete, laſſen mix ſolche Erzählungen durchaus niht ſo unglaublih erſcheinen, wie man meinen möchte. Es hält wirklih ſ{hwer, einen Wombat irgendwie zu erregen, obgleich man ihn unter Umſtänden erzürnen kann. So viel iſt ſicher, daß man ihn einen Trobkopf ohnegleichen nennen muß, falls man es nicht vorziehen will, ſeine Beharrlichkeit zu rühmen. Was er ſih einmal vorgenommen hat, verſucht ex aller Schwierigkeit ungeachtet auszuführen. Eine Höhle, welche er einmal begonnen, gräbt er mit der Ruhe eines Weltweiſen hundertmal wieder aus, wenn man ſie ihm verſtopft. Die auſtraliſchen Anſiedler ſagen, daß er höchſt friedlih wäre und ſich, ohne Unruhe oder Ärger zu verraten, vom Boden aufnehmen und wegtragen ließe, dagegen ein niht zu unterſhäßender Gegner würde, wenn ihm plöglich einmal der Gedanke an Abwehr durch ſeinen Querkopf ſchöſſe, weil er dann wütend und in gefährlicher Weiſe um ſich beiße. Jch kann dieſe Angabe beſtätigen. Gefangene, welche i<h pflegte, benahmen ſih niht anders. Namentlih wenn man ihnen die Füße zuſammenſchnürte oder ſie auh nux an den Füßen pate, zeigten ſie ſih ſehr erboſt und biſſen, wenn ihnen die Sache zu arg wurde, ſehr herzhaft zu.

Wie die meiſten auſtraliſchen Tiere, hält auh der Wombat bei uns in der Gefangenſchaft vortrefſlih aus. Bei guter Pflege und geeigneter Nahrung ſcheint er ſih ſehr wohl zu befinden, wird dann auch leidli<h zahm, d. h. gewöhnt ſih inſofern an den Menſchen, daß man ihm geſtatten darf, frei im Hauſe umherzulaufen. Seine Gleichhmütigkeit läßt ihn die Gefangenſchaft vergeſſen und macht ihn mit ſeinem Loſe bald zufrieden; wenigſtens tommt er nie auf den Gedanken, zu entfliehen. Auf Tasmanien ſoll er der gewöhnliche Genoſſe der Fiſcher ſein und wie ein Hund zwiſchen den Hütten umherlaufen. Doch darf man deshalb niht glauben, daß er ſih jemals mit ſeinem Pfleger befreunde. Der Menſch iſt ihm ebenſo gleichgültig wie die ganze übrige Welt. Wenn ex zu freſſen hat, kümmert er ſich um ni<ts, was um ihn her vorgeht; jeder Ort iſt ihm dann recht und jede Gegend angenehm.

Vei uns zu Lande ernährt man den blöden, geiſtig teilnahmloſen Geſellen mit grünem Futter, Möhren, Rüben, Früchten, Körnern und Getreide ohne Mühe, und wenn man ihm etwas Milch geben will verſchafft man ihm einen beſonderen Genuß. Zuviel von dieſer, den meiſten Tieren höchſt angenehmen Flüſſigkeit darf man ihm freilich niht vorſeßen; denn ſonſt kommt er, wie engliſche Naturforſcher erfahren mußten, einmal au<h wohl auf den Gedanken, ſi glei<h in den Milchnapf zu legen und hier ein Bad zu nehmen. Jn England hat man beide Arten bereits zur Fortpflanzung gebracht und dabei beobachten können, daß das Weibchen 3—4 Junge wirft und ſie, wenigſtens ſolange ſie no< im Beutel ſich befinden, mit großer Sorgfalt und Liebe pflegt und erzieht. Ob dieſe Verſuche berechtigen, den Wombat auf die Liſte der bei uns einzubürgernden Tiere zu ſeben, wie die Franzoſen es gethan haben, überlaſſe ih dem Urteile meiner Leſer. Fn Auſtralien hält man allerdings das Fleiſch des Wombats für wohlſhme>end und benußt auch ſein Fell, bei uns zu Lande dürfte aber weder das eine no< das andere gerade als beſonders wertvoll betrachtet werden.

Die zweite Unterordnung der Beuteltiere wird durch die Fleiſchfreſſer (Poly protodontia) gebildet / die ſih von den Mitgliedern der erſten Unterordnung durch ihre große Anzahl von Schneidezähnen unterſcheiden, von denen ſi oben 4 oder 5, unten 8 oder 4 in ¡jeder Kieferhälfte finden. Die kleinen, unter ſih faſt gleichen Schneidezähne werden an