Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/3

684 Vierzehnte Ordnung: Beuteltiere; vierte Familie: Beuteldachſe.

Größe weit übertroffen dur< die langen und ſpißen Eckzähne. Die Backenzähne in dieſer neben Fleiſh- und Kerbtierfreſſern auch einige Allesfreſſer enthaltenden Unterordnung ſind gewöhnlich ſharfza>ig. Wir unterſcheiden nah Thomas 8 Gattungen und 64 Arten fleiſ{<freſſender Beuteltiere, die ſih auf eine amerikaniſche und zwei auſtraliſche Familien verteilen.

Auch der Laie wird leicht die Mitglieder der erſten Familie fleiſhfreſſender Beutlex, die der Beuteldachſe oder Bandikuts (Peramelidae), unterſcheiden können. Die anſehnlih verlängerten Hinterbeine und die ſehr abweichende Zehenbildung dieſer Tiere ſind Merkmale, welche jedem in das Auge fallen müſſen. Von den 5 Vorderzehen ſind nur 2 oder 8 der mittleren groß und frei entwidelt und mit ſtarken, ſichelförmigen Krallen beſegt. Die zweite und dritte Zehe der Hinterfüße ſind miteinander bis zu den Nägeln verwachſen; die Daumenzehe fehlt oder iſt verkümmert, die vierte Zehe ſehr lang. Der Leib iſt im ganzen gedrungen, der Kopf, zumal am Schnauzenteile, ſehr zugeſpißt, der Shwanz gewöhnli ſehr kurz und dünn behaart, nur ausnahmsweiſe lang und buſchig; die Ohren ſind meiſt mäßig, bei einigen Arten aber auffallend groß. Der Beutel des Weibchens öffnet ſi nach hinten. Jm Gebiſſe zählt man oben 4 oder 5, unten 3 Schneidezähne, 1 Eczahn, 3 Lücken- und 4 Backenzähne in jedem Kiefer.

Die Beuteldachſe leben in Auſtralien und Neuguinea, und zwar in Höhlen, welche ſie ſi in den Boden graben und bei der geringſten Gefahr eiligſt aufſuhen. Mitunter trifft man ſie in der Nähe von Pflanzungen oder menſchlichen Anſiedelungen, gewöhnlih aber halten ſie ſi fern von dein Erzfeinde aller Tiere. Die meiſten Arten ſcheinen geſellig miteinander zu leben und eine nur nächtliche Lebensweiſe zu führen. Fhre Bewegungen ſind ziemlih raſh und eigentümlich, da ihr Gang aus einer Reihe kürzerer oder weiterer Sprungſchritte beſteht. Zur Nahrung dienen ihnen hauptſächlih Pflanzen, beſonders ſaſtige Wurzeln und Knollen; doh werden nebenbei auh Kerbtiere und Würmer oder Sämereien verzehrt.

Alle Beuteldachſe ſind ſcheue und flüchtige, durhaus gutmütige, harmloſe und friedliche Tiere, welche in der Freiheit vor jeder Gefahr zurü>ſchre>en und dem Menſchen ängſtlih zu entfliehen ſuhen. Jn der Gefangenſchaft fügen ſie ſih ohne Widerſtreben in ihr Los und werden {hon na<h kurzer Zeit zahm und zutraulih. Hierin beſteht der einzige Nuten, welchen ſie dem Menſchen bringen können, da von keiner Art das Fleiſch gegeſſen oder das Fell verwendet wird. Der Schade, welchen ſie anrichten, ſoll darin beſtehen, daß ſie Felder unterwühlen und in den Pflanzungen man<hmal Verwüſtungen anrihten. Die Familie zerfällt in 3 Gattungen mit zuſammen 14 Arten.

Zu den außer in Auſtralien auch in Neuguinea heimiſhen Beuteldachſen im engeren Einne (Perameles) gehört neben 10 anderen Arten der Naſenbeutelda<hs (Perameles nasuta), ein Tier von eigentümlicher Geſtalt, wel<hes mit einem Kaninchen faſt ebenſoviel Ähnlichkeit hat wie mit einer Spißmaus. Er trägt ſeinen Namen inſofern mit Recht, als ex eine ſehr lange Schnauze beſißt. Namentlich ihr oberer Teil iſt verlängert, und die Naſenkuppe ragt weit über die Unterlippe vor. Die ſehr kurzbehaarten Ohren ſind unten breit, ſpißen ſi aber raſh zu; die Augen ſind klein. Der geſtre>te Leib trägt einen mittellangen, ſchlaffen und kurzbehaarten Schwanz und ruht auf ziemlih ſtarken Beinen, von denen die hinteren faſt noh einmal ſo lang als die vorderen ſind. Am vorderen Fußpaare ſind die Junnen- und Außenzehen bloß dur<h Warzen angedeutet und ſo weit nah