Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/1

Schopſhäher. Diademhäher. 463

Die größeren Falkenarten und wahrſcheinlich auh mehrere Eulen Amerikas ſind ſchlimme Feinde des Blauhähers. Mit dem kleinen Sperlingsfalken balgt ex ſih, wie Gerhardt berichtet, fortwährend herum; doch ſollen ſeine Kämpfe mit dieſen gewandten Räubern und mit den Sperbern unblutig ſein, alſo mehr des Spieles wegen geſchehen. Nah Gerhardts Meinung iſt bald der Falke, bald der Häher der angreifende Teil.

Jm Hochlande Mexikos vertritt den Blauhäher der vielleiht no< ſ{<önere Diademhäher (Cyanocitta diademata, Cyanogarrulus, Lophocorax und Cyanurus diadematus), der ſih beſonders durch ſeine hohe, aufrihtbare Haube auszeihnet. Kopf und Haube ſind ultramarinblau, der Vorderkfopf ſilbern kobaltblau, der Vorderteil der Haube lebhaft blau, die Naſenfedern, der Zügel und die Kopfſeiten ſ<hwarz, die Wangen und Ohrde>en bläulich verwaſchen, ein Brauenfle>en über und ein kleinerer runder unter den Augen weiß, die Oberteile im allgemeinen grünlihblau, auf dem Unterrü>ken und den oberen Schwanzde>federn lebhafter und mehr fobaltblau, die Kinnfedern gräulihweiß, die übrigen Unterteile licht fobaltblau, auf Kehle und Bruſt purpurblau, die Flügel tiefer blau als der Rücken, die Handſchwingen außen liht grünblau geſäumt, alle größeren Defedern und ebenſo die Armſchwingen und die tiefblauen Schwanzfedern dicht ſchwarz gebändert. Das Auge iſt braun, der Schnabel wie der Fuß ſhwarz. Die Länge beträgt etwa 29, die Fittichlänge wie die Schwanzlänge 14 cm.

Über die Lebensweiſe liegen verſchiedene Berichte vor; da die amerikaniſchen Vogelfundigen jedo< Formen, die wir als Arten auffaſſen, nur als Abarten bezeichnen, läßt ſich niht immer mit Sicherheit beſtimmen, welche der fünf verwandten Haubenhäher ſie meinen. Fm allgemeinen geht aus ihren Schilderungen hervor, daß die Vögel da, wo ſie leben, häufig auftreten, wenig ſcheu, geſhwäßig und im höchſten Grade neugierig ſind, daher zur Belebung der Waldungen weſentlich beitragen, zumal ſie nah Häherart die Stimmen der verſchiedenſten Vögel nahahmen und einzelne Teile aus den Liedern aller mit ihnen zuſammenwohnenden gefiederten Waldbewohner zum beſten geben. Während des Sommers verlaſſen ſie den Wald nicht, im Winter dagegen beſuchen ſie die Nähe der Häuſer und ſpähen mit Diebesgelüſten nach allem für ſie Genießbaren umher, bewahren bei ihren Raubzügen auh, ganz gegen ſonſtige Gewohnheit, tiefes Stillſhweigen, gerade als ob ſie ſih der Gefahr ihrer Unternehmungen bewußt wären. Jm Walde dagegen ſchweigen ſie ſelten und teilen eine Entde>ung, die ihre ununterbrochene Neugier ſie machen ließ, der ganzen Welt dur lautes Geſchrei mit, folgen auh dem Wanderer, der ihre vom Menſchen no< wenig heimgeſuchten Wildniſſe betritt, auf weithin, als ob ſie deſſen Thun und Treiben auf das genaueſte beobachten wollten. Coues, der ſie vielfah beobachtete \pricht ihnen alle Beſcheidenheit und Zurückhaltung, die kleine Vögel bekunden, gänzlih ab und nennt ſie Strolche, die für jede Art von Abenteuern, gleichviel, ob ſolche ihnen Beute oder nur Vergnügen einbringen, gefahrlos oder mit Gefahr verbunden ſind, ſtets bereit erſcheinen. Zuweilen ziehen ſie einzeln, in der Regel aber in Geſellſchaft gleihgearteter Genoſſen auf diebiſche Unternehmungen aus, unterſtüßen ſi gegenſeitig und nehmen dabei mit, was ſie erlangen fönnen. Bei einer ſolhen Gelegenheit beobachtete Coues einen Trupp, der auf ſeinem Kriegspfade dur einen diht verwa<hſenen Buſch zu der Hoffnung angeregt ſein mochte, in ihm ein Vogelneſt mit Eiern oder ſonſt etwas Paſſendes für den allezeit fertigen Schnabel oder wenigſtens einen Gegenſtand der Unterhaltung zu finden. Zum allergrößten Vergnügen entde>te die Geſellſchaft eine kleine Eule, die dieſes Verſte> gewählt hatte, um in ihm geſchloſſenen Auges der Nuhe und Verdauung zu pflegen. Unſäglicher Lärm" erhob ſih, und entſetzt entflohen alle kleineren Vögel, während die Bande, vielleicht