Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/1

Seidenſhwanz. Fliegenfänger. 509

ih gefunden, daß dieſe dummen Vögel im Herbſte, bei voller Nahrung, doh etwas {hü<h-: terner als im Winter ſind, und obiges paßt daher hauptſächli<h auf den Winterfang.“

Jm Käfige ergibt ſih der Seidenſhwanz, ohne Kummer zu zeigen, in ſein Schifſal, geht ſofort an das Futter und erfreut ebenſowohl dur ſeine Farbenſchönheit wie durch ſanftes Weſen, hält ſi< in einem weiten, an kühlen Orten aufgeſtellten Gebauer auch viele Jahre. Jhn gefangen zu halten, iſ jedermann berechtigt; ihn nußlos nux um des Magens willen zu erlegen, erſcheint aus dem Grunde ungerechtfertigt, daß er im Freien niemals ſ<ädlih, dur Aufzehren verderblicher Kerbtiere eher nüßlih wird und im Winter den kahlen Bäumen zum höchſten Shmu>e gereicht.

Der Fliegenfänger, Graufliegenfänger, Mückenfänger, Fliegenſhnäpper, Hüti>, Spieß-, Kot- und Neſſelfink, Toten- und Peſtilenzvogel, Schurek, Regenpieper (Muscicapa grisola, Sylvia pestilencialis, Butalis grisola, africana, montana, alpestris, domestica und pinetorum), eröffnet die gleihnamige Gattung (Muscicapa) und Unterfamilie (Muscicapinae) und tennzeihnet ſi< dur<h den etwas geſtre>ten Schnabel und das beiden Geſhlehtern gemeinſame, gefle>te Kleid. Die Oberſeite iſt tiefgrau, der Schaft jeder Feder ſchwarz, der Scheitel <hwarzgrau, etwas lichter gefle>t, jede Feder weiß oder tiefgrau getantet, wodurch eine leichte Fle>enzeihnung entſteht; die ganze Unterſeite iſt <mußig weiß, auf den Seiten der Bruſt roſtgelblih überflogen, an den Kehlſeiten und längs der Bruſt mit tiefgrauen, verwaſchenen Längsfle>en gezeichnet; die lihtgrauen Spißenkanten an den S<hwingende>federn bilden zwei wenig hervortretende Flügelbinden. Das Auge iſt braun, Schnabel und Füße ſind ſhwarz. Beim Weibchen ſind alle Farben bläſſer; beim Jungen iſt die Oberſeite weißlih und grau gepunktet und braun und roſtgelb getüpfelt die Unterſeite weißlih, in der Gurgelgegend und auf der Bruſt grau quer gefle>t. Die Länge des Männchens beträgt 14, die Breite 25, die Fittichlänge 8, die Schwanzlänge 6 cm.

Mit Ausnahme der nördlichſten Länder Europas bewohnt der Fliegenfänger alle Breitenund Höhengürtel unſeres heimatlichen Erdteiles. Fn Südeuropa iſt er gemein; nah Oſten hin verbreitet er ſi< bis zum Kaukaſus und Altai; gelegentlich ſeiner Winterreiſe wandert er bis in die Waldungen Jnnerafrikas: ih habe ihn noch re<t häufig in den Wäldern am Blauen Nil geſehen. Er iſt durchaus niht wähleriſh, ſondern nimmt mit jedem Buſche vorlieb, welcher nur einigermaßen ſeinen Anſprüchen genügt. Hohe Bäume, namentlih ſole, welche am Waſſer ſtehen, bieten ihm alles zu ſeinem Leben Erforderliche. Das Treiben des Menſchen ſcheut er nicht, ſiedelt ſih deshalb häufig inmitten der Dorfſchaften, ja ſelbſt eines Gehöftes an, hauſt aber au< ebenſogut an Orten, die der Menſch nur ſelten beſuht. Das Wohngebiet eines Paares beſchränkt ſih oft auf einen Hektar, unter Umſtänden ſogar auf einen no< geringeren Raum. Fe nachdem die Witterung günſtig oder ungünſtig iſt, erſcheint er zu Ende des April oder im Anfange des Mai, gewöhnlich paarweiſe, ſchreitet bald na< ſeiner Ankunſt zur Fortpflanzung und verläßt uns wieder Ende Auguſt oder Anfang September. Genau dasſelbe gilt für Südeuropa: in Spanien beobachteten wir ihn auh niht früher und niht länger als in Deutſchland.

Der Fliegenfänger iſt ein ſehr munterer und ruheloſer Vogel der den ganzen Tag über auf Beute auslugt. Jn der Höhe eines Baumes oder Strauches auf einem dürren Aſte oder anderweitig hervorragender Zweigſpiße ſißend, ſchaut er ſi< nach allen Seiten um, wippt ab und zu mit dem Schwanze und wartet, bis ein fliegendes Kerbtier in ſeine Nähe kommt. Sobald er es erſpäht hat, fliegt er ihm nach, fängt es mit vieler Geſchicklichkeit,