Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/1

Fliegenfänger. Trauerfliegenfänger. STL

nieder, reißen eine Beere von der Traube ab und tragen dieſe ſofort den Fungen zu. Dies wiederholt ſi< mehrmals während weniger Minuten; vorher aber ſehen ſie ſi<h immer erſt nac Kexfen um, und man bemerkt leicht, daß ihnen Beeren nur ein ſ{le<ter Notbehelf ſind.

Einzelne Fliegenfänger ſieht man höchſt ſelten, Familien nur dann, wenn die Jungen eben aus8geflogen find und no< von den Alten gefüttert werden; denn das Pärchen, und insbeſondere das Männchen, verteidigt das einmal erkorene Gebiet eiferſüchtig und hartnä>ig gegen jeden Eindringling derſelben Art. Kleinen und harmloſen Vögeln gegenüber zeigt es ſih höchſt friedfertig, größere, die ihm und namentlih dem Neſte gefährlih werden fönnten, verfolgt es mit Mut und Kühnheit.

Wenn das Paar nicht geſtört wird, brütet es nur einmal im Fahre. Das Neſt ſteht an ſehr verſchiedenen Stellen, wie ſie dem Aufenthalte des Vogels entſprechen, am liebſten auf abgeſtußten, niederen Bäumen, namentlich alten Weidenköpfen, ſonſt auf kleinen Zweigen dicht am Schaſte eines Baumes, zwiſchen Obſtgeländern, auf einem Balkenkopfe unter DäHern, in weiten Baumhöhlen, Mauerlöchern, nah Liebes Erfahrungen auh in Shwalbenneſtern, wird aus tro>enen, feinen Wurzeln, grünem Mooſe und ähnlihen Stoffen zuſaminengetragen, innen mit Wolle, einzelnen Pferdehaaren und Federn ausgefüttert und ſieht immer unordentli<h aus. Anfang Juni ſind die 4—5, dur<ſ<nittli< 18 mm langen, 13 mm di>en, auf blaugrünlihem oder lihtblauem Grunde mit hell roſtfarbigen Fle>en gezeichneten, aber vielfa<h abändernden ‘Eier vollzählig und werden nun, abwechſelnd vom Männchen und Weibchen, binnen 14 Tagen ausgebrütet. Die Jungen wachſen raſh heran, brauchen aber lange Zeit, bevor ſie ſelbſt ordentlih im Fluge fangen können.

Von der Kindesliebe des Fliegenfängers teilt Naumann eine rührende Geſchichte mit. „Einſt fing ein loſer Bube ein altes Weibchen beim Neſte, in welchem vier kaum halbflügge Junge ſaßen, und trug alle zuſammen in die Stube. Kaum hatte der alte Vogel die Fenſter unterſucht, aber keinen Aus3weg zur Flucht gefunden, als er ſi ſchon in ſein Schikſal fügte, Fliegen fing, die Jungen damit fſütterte und dies ſo eifrig trieb, daß er in äußerſt kurzer Zeit die Stube gänzlich davon reinigte. Um ihn nun mit ſeiner Familie niht verhungern zu laſſen, trug der Knabe beide zum Nachbar; hier war die Stube ebenfalls bald gereinigt. Jett trug er ihn wieder zu einem anderen Nachbar, mit deſſen Fliegen ebenſo ſ{<nell aufgeräumt wurde. Er trug ihn abermals weiter, und ſo ging die Fliegenfängerfamilie im Dörfchen von Stube zu Stube und befreite die Bewohner von ihrer läſtigen Geſellſchaft, den verhaßten Stubenfliegen. Auch mich traf die Reihe, und aus Dankbarkeit bewirkte ih nachher der ganzen Familie die Freiheit. Die Fungen wuchſen bei dem niemals fehlenden Futter ſehr ſ{<nell und lernten auh bald ſelbſt Fliegen fangen.“

Kaßen, Marder, Natten, Mäuſe und nihtswürdige Buben zerſtören oft das Neſt des Fliegenfängers, rauben die Eier oder töten die Brut. Die alten Vögel hingegen ſcheinen wenig von Feinden behelligt zu werden. Der vernünftige Menſch gewährt ihnen nahdrü>lichſt ſeinen Shuß. Der Fliegenfänger gehört, wie alle verwandten Vögel zu den nüglichſten Geſchöpfen und leiſtet durh Wegfangen der läſtigen Kerfe gute Dienſte. Eigentlich ſhädli<h wird er nie, obgleich er zuweilen eine Drohne wegfängt. Jn der Gefangenſchaft iſt er unterhaltend und auh deshalb, mehr aber als Fliegenjäger ſehr beliebt.

Der Trauerfliegenfänger, Trauervogel, Loch- oder Dornfink, Mohren- oder Totenköpfchen, Shwalbengrasmüce, Meerſhwarzblätthen Baumſhwälbchen (Muscicapa atricapilla, nigra, ficedula, maculata, muscipeta, luctuosa, alticeps, fuscicapilla, atrogrisea und speculifera, Motacilla und Sylyia ficedula, Rubetra anglicana, Emberiza luctuosa, Hydemela und Ficedula atricapilla, Abbildung S. 510), ift im Hoczeitsfleide auf der ganzen Oberſeite tief ſ<warzgrau, einfarbig oder mehr oder weniger