Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/1

512 Erſte Ordnung: Baumvögel; zwanzigſte Familie: Fliegenfänger.

deutlich ſ<hwarz gefle>t; die Stirn, die ganze Unterſeite und ein Schild auf den Flügeln, gebildet dur die drei legten Handſchwingen, die Außenfahne der Schulterfedern und die Armde>en, ſind weiß. Das Weibchen iſt oben braungrau, unten ſ{mugzig weiß; ſeine Vorderſhwingen ſind einfah ſhwarzbraun, die drei hinterſten weiß geſäumt, die drei äußerſten Schwanzfedern auf der Außenfahne weiß. Sehr ähnlich ſehen die Fungen aus. Das Auge iſt dunkelbraun, Schnabel und Füße ſind ſchwarz. Die Länge beträgt 13, die Breite 23, die Fittichlänge 7,5, die Schwanzlänge 5,5 cm.

Der mertlih größere Halsbandfliegenfänger (Muscicapa collaris, albicollis, albifrons, streptophora und melanoptera) ift oft mit dem Trauervogel verwe<ſelt worden, und die Weibchen beider Arten ſind auch in der That ſchwer zu unterſcheiden. Das alte Männchen des leßtgenannten erkennt man an ſeinem weißen Halsbande; dem Weihbhen fehlen die lihten Säume an den Shwungfedern. Die Länge beträgt 15,6, die Breite 25 4, die Fittihlänge 8,4, die Schwanzlänge 5,5 em.

Der Trauervogel bewohnt alle Länder Europas ſüdlih von Großbritannien und dem mittleren Skandinavien und wandert im Winter dur Kleinaſien, Paläſtina und Nordafrika bis in die Waldländer jenſeits des Wüſtengürtels; der Halsbandfliegenfänger dagegen bevölkert mehr den Süden unſeres Erdteiles, namentli<h Ftalien und Griechenland, verbreitet ſih von dort aus bis in das ſüdöſtliche Deutſchland, gehört im Norden unſeres Vaterlandes zu den Seltenheiten und wandert etwa ebenſoweit wie der Verwandte. Dieſen ſieht man bei uns zu Lande in allen ebenen Gegenden, wenigſtens während ſeines Zuges. Er trifft “in der lebten Hälfte des April bei uns ein und zieht Ende Auguſt und Anfang September wieder von uns weg. Die Männchen pflegen eher zu erſcheinen als die Weibchen und uns früher zu verlaſſen.

Jun Betragen ſcheinen ſich die beiden ſo nahe verwandten Arten niht zu unterſcheiden. Die Trauerfliegenfänger ſind muntere, gewandte Vögel, die während des ganzen Tages ſih bewegen und auh dann, wenn ſie auf einem Zweige ruhen, no< mit dem Flügel zuen oder mit dem Schwanze auf- und niederwippen. Nur wenn das Wetter ſehr ungünſtig iſt, ſißen ſie traurig und ſtill auf einer Stelle; bei günſtiger Witterung dagegen bethätigen ſie ihre ungemein heitere Laune, flattern munter von Zweig zu Zweig, erheben ſih ſpielend in die Luft, ne>en ſi<h harmlos mit ihresgleichen, laſſen ihre ſanfte, kurz abgebrohene Lodſtimme, ein angenehmes „Pittpitt“ oder „Wettwett“, häufig vernehmen und begleiten jeden Laut mit einer entſprechenden Flügel- und Shwanzbewegung. Fm Frühjahre ſingt das Männchen fleißig und gar nicht ſ{hle<t. Der einfache, ſ<hwermütig klingende Geſang erinnert einigermaßen an den des Gartenrotſhwanzes. Eine Strophe, die hell pfeifend wie „wutiwutiwu“ klingt, iſt beſonders bezeihnend. Der Trauerfliegenfänger beginnt ſchon lange vor Sonnenaufgang, wenn die meiſten Stimmen anderer Waldſänger noh ſchweigen, und wird dadurch dem, der ihn hört, um ſo angenehmer. Der Ruf des Halsbandfliegenfängers iſt ein gedehntes „Zieh“, der Lo>kton ein einfaches „Tak“, der Geſang laut und abwechſelnd, aus den Geſängen anderer Vögel entlehnt, dem des Blaukehlchens, durch mehrere hervorgewürgte Töne dem des Rotſhwanzes ähnlih. Einer, den Graf Gourcy beſaß, „fing ſein Lied mit „zih zih zih“ an, worauf ein ſhwermütig klingender Pfiff folgte; dann hörte man die Töne zzizizi“ ſo ſcharf hervorgeſtoßen, daß man glaubte, eine Nachtigall wollte anfangen zu ſchlagen. Nach dieſen wurde der Geſang ganz blaukehl<henartig; das „ Zizi“ ſchien als Grundſtimme fortzutönen, während man mehrere tiefe Töne hörte, von denen einige flötend klangen, die anderen aber hervorgewürgt wurden, als wenn ſie der Vogel mit Gewalt hervorſtoßen müßte. Auch kam dann und wann ein gewiſſes, dem der