Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/1

516 Erſte Ordnung: Baumvögel; zwanzigſte Familie: Fliegenfänger.

Neſt ſteht entweder in Baumhöhlen oder auf Gabeläſten, oft weit vom Stamme. Feine Würzelchen, Hälmchen, grünes Moos oder graue Flechten bilden den Außenbau; das Fnnere iſt mit Wolle und anderen Tierhaaren ausgetleidet. Das Gelege beſteht aus 4—5 Eiern, die 16 mm lang, 12 mm di> und denen unſeres Rotkehlchens ähnli<h, d. h. auf blaugrünlich weißem Grunde mit hell roſtfarbigen, mehr oder weniger verſ<hwommenen und verwaſchenen Fle>en ziemlih gleihmäßig gezeihnet ſind. Beide Geſchlehter we<ſeln im Brüten ab, und beide lieben ihre Brut außerordentli<h. Das Weibchen iſt beim Neſtbaue am thätigſten und wie gewöhnlich beim Brüten am eifrigſten; das Männchen hält ſi< jedo< als treuer Wächter fortwährend in der Nähe des Neſtes auf, ſorgt durc fleißiges Singen für Unterhaltung der Gattin und warnt dieſe wie ſpäter die Jungen bei Gefahr. Bald nach dem Ausfliegen werden lettere den Dickichten zugeführt, und von Stunde an verändert ſich das Weſen ihrer Eltern: ſie verhalten ſih ebenſo ſtill und ruhig, wie ſie früher laut und lebendig waren. Wahrſcheinlich tritt die Familie ſhon früh im Jahre die Winterreiſe an.

Gefangene Zwergfliegenfänger ſtehen ihres {<mu>en Ausſehens, ihrer Beweglichkeit und leichten Zähmbarkeit halber bei allen Liebhabern in Gunſt.

Die Fliegenſ<hnäpper (Myiagrinae), eine dritte, den Gleiherländern der Alten Welt angehörende Unterfamilie bildend, kennzeichnen ſi<h dur< zierlichen Leibesbau, verhältnismäßig langen, ſehr niedergedrü>ten, am Grunde breiten, auf dem Firſte faſt geraden, hatig übergebogenen und gezahnten Schnabel, kurze und <hwache Füße, mittellange Flügel, in denen die vierte und fünfte Schwinge die längſten ſind, ziemlih langen Schwanz, deſſen mittlere Fahnen bei den Männchen einiger Arten ſih bedeutend verlängern, und reiches, in angenehmen Farben prangendes Gefieder, das in der Shnabelgegend zu Borſten umgewandelt iſt.

Alle hierher gehörigen Vögel zeichnen ſih vorteilhaft durch ihre Raſtloſigkeit und Lebendigkeit aus; einige von ihnen beleben die Waldungen in der anmutigſten Weiſe. Sie ſind viel in Bewegung, ſien hoh auf hervorragenden Äſten der Bäume, ſchauen von hier aus nah Kerbtieren umher, fliegen ſolhen auh wohl gewandt nach, fangen ſie und kehren ſodann nah ihrem Sißplate zurü>, Ebenſo durchkriechen ſie aber auch jagend das Gezweige. Fhre Stimme iſ angenehm, obwohl man bei ihnen von Geſang niht re<t ſprechen kann.

Jn den Waldungen Oſtafrikas bin ih dem Schleppenfliegenſhnäpper (Rhipidura melanogastra, Terpsiphone melanogastra, Muscipeta melanogastra, melamPyra, speciosa, ferreti und duchailii, Tschitrea melanogastra, melampyra. speciosa, senegalensìis und ferreti) häufig begegnet. Der ebenſo ſhöne wie lebhafte Vogel iſt im Hochzeitskleide auf Kopf, Hals und Kropf ſhwarz, ſtahlgrün gleißend, auf der Oberſeite, Flügel und Schwanz eingeſchloſſen, weiß, auf der Unterſeite bis auf die weißen Unterſhwanzdeen ſchiefergrau; die Schwingen ſind ſhwarz, die des Armes außen weiß. Das Auge hat braune, der Schnabel meerblaue, der Fuß graublaue Färbung. Jm Winterkleide iſt die Oberſeite nebſt den beiden mittleren Shwanzfedern zimtkaſtanienbraun, das übrige Gefieder dagegen wie im Prachtkleide gefärbt. Das Weibchen ähnelt dem Männchen im Winterkleide; die Unterſeite iſt jedo<h dunkler als bei lezterem. Die Länge beträgt 37, die Breite 22, die Fittichlänge 9, die Länge der beiden mittleren Federn des Schwanzes 28, der äußeren 9 em.

Dex Schleppenfliegenſ<hnäpper bewohnt alle bewaldeten Gegenden der Wendekreisländer Afrikas, ſteigt im Gebirge bis zu einem Gürtel zwiſchen 2000 und 3000 m Höhe empor,