Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/1

Schleppenfliegenſ<hnävper: Verbreitung. Weſen. Stimme. Neſt. 517

wandert niht, ſondern ſtreiht höchſtens in einem beſchränkten Gebiete hin und her, verläßt den Wald nie und ſiedelt ſi< mit Vorliebe in der Nähe von Gewäſſern oder in tiefeingeriſſenen Thalſhluchten an. Fm Thale von Menſa ſahen wir ihn tägli, da, wo der Hochwald reichen Unterwuchs hatte, gewiß. Hier lebt der prächtige Vogel paarweiſe; aber es hält niht eben leiht, neben dem auffallenden Männchen au< das beſcheidenere Weibchen aufzufinden. Weiß ſi<h doh ſogar jenes, ſeiner prachtvollen Farben ungeachtet, vortreffli<h in dem bunten Gelaube zu verſte>@en!

Jn ſeinem Weſen hat dieſer Schleppenfliegenſ<näpper manches mit den eten Fliegenfängern gemein, erinnert aber auh wieder an die Bienenſreſſer. Während des Sißens ſpielt er mit ſeiner Holle und dem Schwanze, den er langſam hin und her ſhwingt. Sein Flug iſt ſonderbar, raſh und leiht, wenn es gilt, nah Fliegenfängerart ein Kerbtier zu verfolgen oder einen Eindringling der gleichen Art aus dem Gebiete zu jagen, langſam ſ{<webend, abſaßweiſe und ſcheinbar ſchwerfällig hingegen, wenn es ſi<h darum handelt, weitere Stre>en einfah zu überfliegen. Wenn er ſein Prachtkleid trägt, iſt er unter allen Umſtänden eine überaus feſſelnde Erſcheinung. Um dieſe Zeit zeigt er ſich in ſeiner vollen Lebendigkeit. Argwöhniſch überwacht ex ſein jeßiges Wohn-, wahrſcheinlih au<h Brutgebiet, und mutig greift er jeden Vogel an, welcher es dur<fliegt, nötigt ſelbſt einen Naben, es zu verlaſſen. Eiferſüchtig verfolgen ſih die Männchen mit außergewöhnlicher Heftigkeit und Beharrlichkeit, manchmal viertelſtundenlang ohne Unterbrehung. Sie jagen mit raſchenr Fluge hintereinander her dur< die Kronen der Bäume und durch die dichteſten Gebüſche, und thre weißen Schwanzfedern ziehen wie eine prähtige Schleppe hinterdrein , ſo re<t eigentli<h von der Luft getragen.

I< muß der lebendigen Schilderung Swinhoes, die er von einem in China lebenden Gattungsverwandten entworfen, vollkommen beiſtimmen. Der fliegende Fliegenſhnäpper gewährt wirkli<h einen großartigen Anbli>, wenn die beiden langen Federn, die der leiſeſte Wind bewegt, ſi<h bald nähern, bald wieder voneinander entfernen und überhaupt die zierlihſten Wellenlinien beſchreiben. Levaillant, der die erſte ausführlichere Lebens-

_beſhreibung eines dieſer Vögel gab, berichtet wahrheitsgetreu, zuweilen 5 oder 6 Stück zuſammen geſehen zu haben, die hintereinander wütend herflogen. Unglaublich dagegen ſcheint mix ſeine Angabe, daß die kampfluſtigen Vögel es hauptſählih auf die langen Shwanzfedern ihrer Gegner abgeſehen hätten und dieſe gelegentlih abbiſſen oder ausriſſen. Jh darf verſichern, niemals etwas Ähnliches beobachtet zu haben. Allerdings trifft man die Paradiesſ<hnäpper nur wenige Monate oder nur Wochen im vollen Hochzeitskleide an; die Prachtſedern nuten ſi< im Gelaube bald ab, fallen dann aus und werden dur< minder lange erſet; während der angegebenen Zeit aber tragen nah meinen Erfahrungen alle alten Männchen ihren Shmu> unverſehrt.

Die Stimme des ſ{<warzbäuchigen Paradiesſchnäppers hat nichts von der Rauhigkeit des Locktons anderer Arten, iſt im Gegenteil ein ſehr wohlklingendes und ziemlich leiſes „„Wüht wüht“, das anfangs gehaltener, gegen das Ende hin ſchneller ausgeſtoßen wird. Einen eigentlichen Geſang habe ih niemals vernommen; au< von Heuglin und Marquis Antinori wiſſen nur von „höchſt einfahem und ſ{hwachem, aber niht unmelodiſhem Geſange“ oder einer „unbedeutenden Stimme“ zu berichten.

Über das Brutgeſchäft habe ich leider keine Beobachtungen ſammeln können. Levaillant bildet das Neſt des verwandten Tſchitrek ab, bemerkt aber ausdrüdli<h, daß er den Vogel nicht ſelbſt darauf geſehen habe, ſondern hinſichtlich der Beſtimmung des Erbauers nux der Angabe eines ſeiner Begleiter folge. Das in Rede ſtehende Neſt hat die Geſtalt eines Hornes und hängt in dem Gabelaſte einer Mimoſe. Seine Länge beträgt, der Krümmung nach gemeſſen, 20, der Durhmeſſer der Neſtmulde aber nur 6 cm. Es beſteht aus