Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/1

Klippenvogel. Halsbandkotinga. 563

Es unterliegt keinem Zweifel daß dieſer Tanz nur mit der Balze unſeres Hahnes verglihen werden kann und zu Ehren des Weibchens ausgeführt wird. Doch ſcheint das Brutgeſchäft nicht an einen beſtimmten Jahresabſchnitt gebunden zu ſein, da Schomburgk ſowohl im April und Mai als au< im Dezember die jungen Vögel ſah, welche die Fndianer eben erſt aus den Neſtern genommen haben konnten; weil aber das Gefieder im Monat März am ſchönſten und vollkommenſten iſt, dürfte wenigſtens die Mehrzahl in den erſtgenannten Monaten brüten. Das Neſt ſteht an Felſenwänden, nah A. von Humboldt gewöhnlih in den Höhlungen kleiner Granitfelſen, wie ſie ſo häufig ſi< dur den Orinoko ziehen und ſo zahlreihe Waſſerfälle bilden, nah Schomburgk in Spalten und Vertiefungen, wo es wie das Neſt der Schwalbe befeſtigt und zwar mit Haxz angeklebt wird. Es ſcheint, daß ein Neſt mehrere Jahre nacheinander benußt und nach jeder Brutzeit nur dur einige Wurzeln, Faſern und Flaumenfedern ausgebeſſert und außen mit jener harzigen Maſſe überzogen wird. Jn einzelnen Spalten findet man mehrere Neſter nebeneinander: ein Zeichen der großen Verträglichkeit dieſer Vögel. Das Gelege beſteht aus zwei weißen, mit ſ{<wärzlihen Punkten geſprenkelten Eiern, die etwas größer ſind als die unſerer Tau: ben. Die Jungen werden wahrſcheinlih nur mit Früchten groß gezogen, die wohl auh das aus\<hließlihe Futter der Alten bilden.

Gefangene Klippenvögel ſcheinen zu den Lieblingen der Fndianer zu gehören. Fn Pararuma wurden ſol<he Humboldt angeboten. Sie ſtaken in kleinen, niedlichen Bauern, die aus Palmblattſtielen verfertigt waren Schomburgk fand häufig die gezähmten Fungen, nie aber ein Männchen im Hochzeitskleide und glaubt daraus ſchließen zu dürfen, daß. die Klippenvögel längere Gefangenſchaft niht ertragen. Daß dieſe Annahme falſch iſt, beweiſen alte Vögel die man dann und wann in unſeren Tiergärten ſieht. Die prachtvollen Bälge ſind überall geſchäßt; die Jndianer bereiten ſi< aus ihnen einen phantaſtiſchen Federſ<hmu>, und der Kaiſer von Braſilien trug bei beſonderen Feſtlihkeiten einen Mantel, der aus den BVälgen des Klippenvogels verfertigt iſt. Nah Shomburgks Verſicherungen ſollten die Fndianer gewiſſer Gegenden verpflichtet ſein, alljährlich eine gewiſſe Anzahl dieſer Bälge als Zwangsſteuer einzuliefern und dadurch weſentlih zur Verminderung des ſchönen Vogels beitragen. Das orangerot gefärbte Fleiſch iſt wohlſ<hme>end.

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Etwa 20 Arten bilden die Gattung der Kotingas (Ampelis), fleine oder mittelgroße Vögel mit ziemli<h kurzem, breitem, auf dem Firſte ſanft gerundetem, vor der kaum vortretenden Spiße des Oberkiefers mit einem kleinen Zähnchen ausgerüſtetem, bis zu den freien, offenen Naſenlöhern dicht befiedertem Schnabel, ſtarken, kurzläufigen Füßen, zugeſpibten Flügeln, unter deren Schwingen die zweite die längſte zu ſein pflegt, mäßig langem, gerade abgeſchnittenem Schwanze und nah dem Geſchlechte verſchiedenem Kleingefieder, das bei den Männchen derb, kleinfederig und farbenprächtig, bei den Weibchen weich, großfederig und düſter geſärbt iſt.

Eine der ſchönſten Arten dieſer Gattung iſt die Halsbandkotinga, in Braſilien Crejoa und Cirua genannt (Ampelis cinctus, cotinga, superbus und coeruleus, Cobinga cincta und coerulea). Die vorherrſchende Färbung des Gefieders iſt ein prachtvolles, tiefes Ultramarinblau, das dur den teilweiſe ſihtbaren Wurzelteil der Federn hier und da ſ<hwarze Fle>ung zeigt; die Unterſeite iſt bis auf ein tiefblaues Kropfquerband tief purpurveilchenblau; die Shwingen und Schwanzfedern ſind ſhwarz, außen ſhmal meerblau geſäumt. Das Auge iſt braun, der Schnabel dunkel-/, der Fuß tiefbraun. Bei dem vorherrſchend braunen Weibchen ſind die Bruſtſedern weißlih, die Bauchfedern gelb geſäumt.

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