Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/1

Hornrachen. — Leierſhwänze: Allgemeines. Leierſ<hwanz. 567

Die Leierſhwänze (\lenura), mit einer anderen gleichfalls in Auſtralien heimiſchen Gattung von Kleinvögeln die einzige Familie (\A[enuridae) der Trugſänger (Pseudoscines) bildend, haben eine ſo eigenartige Geſtalt, daß man ſie wohl mit den Sperlingsvögeln vergleichen, aber kaum vereinigen kann. Sehr groß, faſanähnlih gebaut, hochläufig, kurzflügelig und langſhwänzig, ſtellen ſie eine der abſonderlichſten aller Vogelgeſtalten dar. Der Shnabel iſt gerade, an der Spiße gebogen, vor ihr etwas ausgeſchweiſt, an der Wurzel breiter als hoch; die Naſenlöcher liegen in der Mitte, ſind groß, eiförmig und durch eine Haut halb geſchloſſen. Der Fuß iſt \hlankläufig, die Mittelzehe, die mit der äußeren bis zum erſten Gelenke durh eine ſhmale Spannhaut verbunden wird, wenig länger als die Seitenzehen, aber nur halb ſo lang wie der Lauf, jede Zehe dur< einen großen, der Zehe an Länge gleichen, gekrümmten, aber ſtumpfen Nagel bewehrt. Fn dem ſehr gewölbten Flügel ſind die erſten fünf Shwungfedern abgeſtuft, die ſechſte bis neunte aber von gleicher Länge und die längſten. Der ſehr lange Shwanz wird aus verſchiedenartig gebildeten Federn zuſammengeſetzt. Diejenigen, welche man als die eigentlichen Steuerfedern bezeihnen möchte, 12 an der Zahl, können kaum mehr Federn genannt werden, weil die Fahnenſtrahlen niht zuſammenhängen, ſondern weit voneinander ſtehen, ſo daß ſie den zerſhliſſenen Shmu>federn mancher Reiherarten ähneln; die beiden mittleren und die beiden äußeren Steuerfedern dagegen ſind mit zuſammenhängenden Fahnen beſeßt, erſtere mit ſehr ſhmalen, leßtere, die außerdem S-förmig gekrümmt ſind, mit ſ{<hmalen Außen- und ſehr breiten Jnnenfahnen. Dieſe Schwanzbildung, der ſchönſte Schmu des Vogels, kommt übrigens bloß dem Männchen zu; denn der Schwanz des Weibchens beſteht nur aus 12 abgeſtuften Steuerfedern von gewöhnliher Form. Das Geſieder iſt reih und lo>er, auf Rumpf und Rücken faſt haarartig, auf dem Kopfe hollenartig verlängert, um die Schnabelwurxzel herum in Borſten verwandelt.

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Die Färbung des Leierſhwanzes (Mennura superba, vulgaris, paradisea, lyra und novae-hollandiae, Megapodius menura, Parkinsonius mirabilis) iſt der Hauptſache nach ein dunkles Braungrau, das auf dem Bürzel rötlihen Anflug zeigt; die Kehle und Gurgelgegend ſind rot, die Unterteile bräunlih aſchgrau, bläſſer am Bauche, die Armſchwingen und die Außenfahne der übrigen rotbraun; der Schwanz iſ auf der Oberſeite ſ<wärzlihbraun, auf der Unterſeite ſilbergrau; die Außenfahnen der beiden leierförmigen Federn ſind dunkelgrau, ihre Spißen ſamtſhwarz, weiß gefranſt, ihre Fnnenfahnen abwe<ſelnd ſhwarzbraun und roſtrot gebändert, die mittleren Schwanzfedern grau, die übrigen ſhwarz. Die Länge des Männchens beträgt 130, die Fittichlänge 29, die Shwanzlänge 70 cm. Das Weibchen iſt bedeutend kleiner, die Färbung ſeines Gefieders ein ſ<mußiges Braun, das auf dem Bauche ins Graue übergeht. Fhm ähneln die jungen Männchen bis zur erſten Mauſer.

Wir verdanken Gould die ausführlihſten Beobachtungen über die Lebensweiſe der Leierſhwänze und ſind dur<h Beer und Namſay auh über das Fortpflanzungsgeſchäft unterrichtet worden. Das Vaterland des Vogels iſt Neuſüdwales, öſtlich bis zur Moretonbai, ſüdweſtlih bis gegen Port Philipp hin; ſeine Aufenthaltsorte ſind dichte Buſchwaldungen auf hügeligem oder felſigem Grunde. „Das Umherklettern in dieſen Bergen“, | childert ein Leierſhwanzjäger, „iſt nicht bloß beſchwerlich, ſondern auh höchſt gefährlih. Die Spalten und Klüfte ſind mit ungeheuern Maſſen halbverweſter Pflanzenſtoffe bede>t, in denen man wie in Schnee knietief watet. Ein falſcher Tritt, und der Mann verſhwindet oder bleibt wie ein Keil in den Felsſpalten ſte>en. Ein Glü>, wenn er ſeine Waffe noh gebrauchen, wenn ex ſich vermittelſt eines Schuſſes dur<h den Kopf vom langſamen