Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/1

Spechte: Allgemeines. 571

Die Spechte (Picidae) fennzeihnen ſi< dur< folgende Merkmale: Der Leib iſt geſtre>t, der Schnabel ſtark, meiſt gerade, kegelförmig oder meißelartig, auf dem Rücken ſcharfkantig und an der Spiße ſenkreeht zugeſchärſt. Die Füße ſind kurz, ſtark und einwärts gebogen, die Zehen lang und paarig geſtellt; das vordere Paar iſt bis zur Hälfte des erſten Gliedes verwachſen. Zu der eigentlichen Hinterzehe, welche die kleinſte von allen iſt, hat ſi die äußere Vorderzehe, die längſte des Fußes, geſellt; es kommt aber auch vor, daß die Hinterzehe verkümmert oder gänzlih fehlt, ſo daß der Fuß nur 3 Zehen zeigt. Alle Zehen ſind mit ſehr großen, ſtarken, ſcharfen, halbmondförmigen Nägeln bewehrt. Die Flügel ſind mittellang und etwas abgerundet, die 10 Handſchwingen ſhmal und ſpibig, die 9—12 Armſchwingen etwas breiter, aber gewöhnlich niht viel fürzer als die erſtgenannten. Unter dieſen iſt die erſte Schwinge ſehr klein, die zweite mittellang, die dritte oder die vierte aber die längſte. Sehr ausgezeihnet iſt meiſtens der Schwanz. Er beſteht aus 10 großen und 2 kleinen Seitenfedern, die aber niht unter, ſondern über den erſten liegen. Die beiden mittleren Shwanzfedern ſind die längſten und ſtärkſten. Jhre Schäfte nehmen nah der Spitze zu an Stärke ab, ſind ſehr biegſam und beſißen bedeutende Schnellkraft. Während die Faſern ihrer Fahnen in der Wurzelhälfte der Feder dicht nebeneinander ſtehen und verbunden ſind, werden ſie gegen die Spige hin frei, nehmen an Stärke zu, ändern ihre frühere Richtung und wenden ſi beiderſeits nah unten, ſo daß die Feder einem Dache ähnlih wird, als deſſen Firſt der Schaft anzuſehen iſt. Unter dieſem Dache liegt die genau ebenſo gebaute zweite Mittelfeder und unter ihr die dritte. Die vierte Feder jeder Seite ähnelt noch der dritten; die fünfte, äußerſte, iſt wie gewöhnlich gebildet und die ſe<hſte außer dur ihre Lage auh no< dur< beſondere Härte beahtenswert. Fn dem Gefieder fehlen Daunen faſt gänzlih, und die Außenfedern herrſchen daher unbedingt vor. Sie zeihnen ſih aus durch einen kleinen daunigen Afterſchaft, ſind am Kopfe klein, länglich, oft zu einer Holle oder Haube verlängert, haarig zerſhliſſen und dicht geſtellt, am Rumpfe breit, kurz und zerſtreut, in mehrere Fluren geordnet, unter denen die meiſt ungeteilt bis zu den Schulterblättern verlaufende, von hier aus oft in zwei ſeitliche Züge geteilte und bis zur Öldrüſe reichende, au< wohl mit anderen verbundene Rückenflux und eine gewöhnlich vorhandene zweite innere Schulterflur beſondere Erwähnung verdienen, ſowie anderſeits hervorgehoben werden mag, daß von der Schnabelwurzel bis zum Hinterhaupte ein federloſer Rain verläuft. Die Färbung zeigt bei aller Mannigfaltigkeit doh große Übereinſtimmung: ſo iſt namentlih die Kopfgegend dur prachtvolles Rot geziert. Die Geſchlechter unterſcheiden ſi< hauptſächlih durch größere oder geringere Ausdehnung, Vorhandenſein oder Fehlen der roten Kopfzeihnung. Mehr als bei irgend einer anderen Gruppe endlich iſt es zuläſſig, die Spechte nah der Farbenverteilung zu ordnen, und deshalb üblich, von Schwarz-, Grün-, Buntſpechten 2c. zu ſprechen.

Ebenſo eigentümli<h wie der äußere iſt der innere Leibesbau unſerer Vögel. Das Knochengerüſt iſt zierlih gebaut, der Schädel mäßig groß, der Scheitel ſehr gewölbt, ſeitlih durch eine von den Naſenbeinen an jederſeits nah hinten ziehende Leiſte, an deren äußerer Seite eine die Zungenbeinhörner aufnehmende Rinne ſich befindet, beſonders ausgezeichnet, die Augenhöhlenſcheidewand von einer einzigen Öffnung dur<hbohrt, das Pflugſharbein aus zwei nebeneinander liegenden, zuweilen getrennt bleibenden, ſtabförmigen Knöchelchen zuſammengeſetzt, das Gaumenbein jederſeits na<h hinten bis zur Einlenkung der Flügelbeine verſhmälert, nah vorn als dünner Knochenſtreifen mit den Oberkiefern verſ<molzen, das Quadratbein auffallend kurz. Das Schulterblatt iſt kurz, am Ende lappenförmig erweitert, das Gabelbein {<wa<, das Schlüſſelbein ſehr ſtark, das Bruſtbein hinten meiſt breiter als vorn und jederſeits mit zwei tiefen Einſchnitten verſehen, der Kamm am Hinterrande kaum ausgeſhweift. Die Wirbelſäule beſteht aus 12 Hal3-, 7—8 Bruſt-,