Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/1

590 Erſte Ordnung: Baumvögel; ahtundzwanzigſte Familie: Spechte.

gefärbt und au< durh das ſ<mälere blaßrote Nackenband von den alten unterſchieden. Die Länge beträgt 32, die Breite 42, die Fittichlänge 16 und die Shwanzlänge 12 em.

Der Goldſpecht verbreitet ſi<h von Texas an über den ganzen Oſten der Vereinigten Staaten von Nordamerika bis zum äußerſten Norden von Neuſchottland, ſoll au< auf Grönland beobachtet worden ſein. Jn den ſüdlichen Staaten iſt er ein Stand- oder Strich-, in den nördlichen ein Zugvogel, der je nah der mehr ſüdlihen oder nördlichen Lage ſeines Brutortes im März oder im April und zwar in außerordentlih zahlreihen Wandergeſellſchaften eintrifft und hier bis zum September oder Oktober verweilt. Nah Verſicherung Audubons geſchehen. ſeine Reiſen des Na<hts, wie man an den allbekannten Stimmlauten, welche die wandernden zeitweilig hören laſſen, und ebenſo an dem eigentümlichen Geräuſche, das ſie mit ihren Shwingen hervorbringen, mit genügender Sicherheit zu erkennen vermag. Wo der Goldſpecht vorkommt, tritt er in außergewöhnliher Anzahl auf und darf demgemäß, wenn niht als der häufigſte, ſo doh beſtimmt als der verbreitetſte aller Spehte Nordamerifas bezeichnet werden.

Die Lebensweiſe haben Wilſon, Audubon und andere geſchildert. „Kaum hat der beginnende Frühling“, ſagt Audubon, „zu der ſüßen Pflicht der Paarung gerufen, ſo vernimmt man die Stimme des Goldſpechtes von der Höhe der Wipfel umgefallener Bäume als ein Zeichen des Vergnügens, daß die willkommene Fahreszeit angebrochen. Dieſe Stimme iſt jeßt die Freude ſelbſt; denn ſie ahmt gewiſſermaßen ein langes, heiteres, auf weithin hörbares Lachen nah. Verſchiedene Männchen verfolgen ein Weibchen, nähern \ſih ihm, neigen ihr Haupt, breiten ihren Shwanz und bewegen ſi ſeitlih, rü>wärts und vorwärts, nehmen die verſchiedenſten Stellungen an und geben ſi<h überhaupt die größte Mühe, der erkorenen Gattin die Stärke und die Fnnigkeit ihrer Liebe zu beweiſen. Das Weibchen fliegt zu einem anderen Baume, immer verfolgt von einem oder zwei und ſelbſt einem halben Dutzend der verliebten Männchen, welche dort dieſelben Liebesbewerbungen erneuern. Sie fämpfen niht miteinander, ſcheinen au< nict eiferſüchtig zu ſein, ſondern verlaſſen, wenn das Weibchen einen von ihnen bevorzugt, ohne Umſtände das glü>lihe Paar und ſuchen eine andere Gattin auf. So geſchieht es, daß alle Goldſpechte bald glü>li<h verehelicht ſind. Jedes Paar beginnt nun ſofort einen Baumſtamm auszuhöhlen, um eine Wohnung zu erbauen, die ihnen und den Jungen genügt. Beide arbeiten mit größtem Eifer und, wie es ſcheint, mit größtem Vergnügen. Wenn das Männchen beſchäftigt iſt, hängt ſi die Gattin dicht daneben und beglü>wünſcht es über jeden Span, den ſein Schnabel durch die Luft ſendet. Wenn ex ausruht, ſcheint er mit ihr auf das zierlichſte zu ſprehen, und wenn er ermüdet iſt, wird er von ihr unterſtüzt. Fn dieſer Weiſe und dank der beiderſeitigen Anſtrengung wird die Höhle bald ausgemeißelt und vollendet. Nun liebkoſen ſie ſih auf den Zweigen, klettern mit wahrem Vergnügen an den Stämmen der Bäume empor oder um ſie herum, trommeln mit dem Schnabel an abgeſtorbene Zweige, verjagen ihre Vettern, die Rotköpfe, verteidigen das Neſt gegen die Purpurſtare, kichern und lachen dazwiſchen, und ehe zwei Wochen verſtrichen ſind, hat das Weibchen ſeine 4 oder 6 glänzend weißen, etwa 2628 mm langen und 22—25 mm di>en Eier gelegt und erfreut ſih ohne Zweifel an ihrer Weiße und Durthſichtigkeit. Wenn es beglü>t, eine zahlreihe Nahkommenſchaft zu erzeugen, muß der Goldſpecht in dieſer Hinſicht zufrieden ſein; denn er brütet zweimal im Fahre.“ Lettere Angabe gilt, falls ſie überhaupt richtig iſt, wohl nur für die ſüdlichen Vereinigten Staaten.

Paine hat den Goldſpecht niemals in geſ{<loſſenen Waldungen, fondern immer nur an deren Rändern brütend gefunden, ebenſowenig aber bemerkt, daß ein Paar, wie troßdem mit Beſtimmtheit anzunehmen ſein dürfte, eine alte Bruthöhle wieder benußt. Abweichend von den meiſten Verwandten iſt der ſo häufige Goldſpeht in der Nähe ſeines Neſtes ſehr

Tan

Rima