Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/1

594 Erſte Ordnung: Baumvögel; ahtundzwanzigſte Familie: Spechte.

Doch obgleich dieſe gefräßigen Tiere ihre Eingänge über und unter der Erde anlegen, obgleich ſie ſie ſelbſt an den Wänden der menſ<hlihen Wohnungen anbringen, werden ſie do< an allen dieſen Orten von zahlreichen Feinden verfolgt. So rächen die Ameiſenbären, die Spechte, die Ameiſendroſſeln und viele andere Tiere den Pflanzer, deſſen ganzer Gewinn öfters von dieſen kleinen verheerenden Feinden verzehrt wird.“

Aus den übrigen Mitteilungen unſeres Gewährsmannes geht hervor, daß Azara und Spix mit Unrecht von dem Feldſpechte behauptet haben, er klettere niht an Stämmen; denn wenn dies auch ſeltener geſchieht als bei den übrigen Arten, und wenn auch die hohen Ferſen ihm das Hüpfen erleichtern, ſo ſieht man ihn doch oft au<h na< Art anderer Spechte klettern. Er rutſcht an den Kaktusſtämmen hinauf oder hüpft mit hoh aufgerihtetem Körper auf deren wagere<hten Äſten umher, hält ſich aber allerdings größtenteils am Boden auf. Hudſon, der eine Bemerkung von Darwin über unſeren Specht ſehr ungere<tfertigterweiſe bemängelt, ſtimmt mit vorſtehenden Angaben im weſentlichen überein und erwähnt ausdrülih, daß der Vogel ganz nah anderer Spechte Art an Bäumen umherklettert, wie dieſe ſeinen ſchwachen Schwanz benußt und glei ihnen Rinde und morſches Holz bearbeitet. Zum Boden herab kommt er häufig, und zuweilen findet man ihn einige Kilometer von allen Bäumen entfernt damit beſchäftigt, Ameiſen und allerlei Larven auszuklauben. Dies iſt jedo<h ein ſeltener Fall und geſchieht bloß, wenn er von einer Baumgruppe zu einer anderen fliegen will. Sol<he Wanderungen geſchehen in kleinen Abſäßen; denn nur ſelten entſchließt ſi< der Vogel zu längerem Fluge. Gewöhnlih ſieht man ihn paarweiſe, und deshalb wird die Geſellſhaft, von der Burmeiſter ſprit, wohl eine Familie, d. h. Alte mit ihren Jungen, geweſen ſein. Jm übrigen ähnelt der Feldſpecht anderen Verwandten vollkommen. Er fliegt und ſhreit ganz wie unſer europäiſcher Grünſpecht.

„Das Neſt des Vogels“, \<hließt Burmeiſter, „muß ſehr verſte>t angelegt ſein, da man es noch gar nicht kennt. Am Boden dürfte es ſi< wohl kaum befinden.“ Hudſon erweiſt die Richtigkeit der Vermutung Burmeiſters dur die Angabe, daß von ihm beoba<tete Feldſpechte in Buenos Ayres mit Vorliebe in Ombubäumen niſten und ihre Bruthöhlen ſich ebenſo wie andere Spechte ausmeißeln. Der Ombu hat ſehr weiches Holz, und aus dieſem Grunde vermag der Feldſpe<t dieſes auch zu bearbeiten, wenn der Baum noh grün und geſund iſt. Das Eingangsloch ſoll ungefähr 20 em tief ins Fnnere und etwas nah oben führen, bevor es in die erweiterte Niſthöhle übergeht.

Einen nur wenig gebogenen Schnabel zeigt der Rotkopfſpeht (Colaptes erythrocephalus, Picus erythrocephalus und obscurus, Melanerpes erythrocephalus). Kopf und Hals ſind hochrot, Mantel, Schwingen und Schwanz rabenſhwarz, Hinterſchwingen, Bürzel und Unterſeite rein weiß, die beiden äußerſten Schwanzfedernpaare am Ende ſ<hmal weiß geſäumt. Das Auge iſt nußbraun, der Schnabel und die Füße ſind bläulihſhwarz. Das Weibchen iſt etwas kleiner und minder lebhaft gefärbt als das Männchen. Bei den Jungen ſind Kopf, Hals, Mantel und Bruſt erdbraun, dur ſhwarzbraune Mondfle>en gezeichnet, die Vorderſhwingen ſhwarzbraun, die Hinterſchwingen rötlihweiß, gegen die Spiße hin ſ<hwarzbraun gebändert, die Steuerfedern dunkel braunſhwarz. Die Länge beträgt 24, die Breite 44, die Fittichlänge 12, die Schwanzlänge 6 em.

„Es gibt vielleicht keinen Vogel in Nordamerika“, behauptet Wilſon, „der bekannter wäre als der Notkopf. Er iſt ſo häufig, ſein dreifarbiges Gefieder ſo bezeihnend, und ſeine räuberiſchen Sitten ſind ſo ſehr zu allgemeiner Kunde gelangt, daß jedes Kind von ihm zu erzählen weiß.“ Der Rotkopf verbreitet ſih über den ganzen Norden Amerikas. Man ſicht ihn, na Verſicherung des Prinzen von Wied, an allen Zäunen ſigen, an den Spitzen oder an den Stämmen eines Baumes hängen oder am Gewuxzel umherklettern und nah