Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/1

Goldſpecht. Kupferſpeht. Feldſpecht. 593

an dem die ſchöne gelbe Färbung einiger Teile zu einer prachtvoll orangeroten abgeändert iſt. Man kommt erſt nah und nach zu der Erkenntnis, eine zwar ſehr ähnliche, aber doch verſchiedene Art vor ſih zu haben.“

Alle nordamerikaniſchen Schriftſteller, die den Kupferſpe<ht innerhalb der Grenzen ihres Vaterlandes beobachtet haben, verſichern, daß ſeine Sitten und Gewohnheiten, ſein Weſen und Betragen, ſeine Stimme und Nahrung ſowie ſein Fortpflanzungsgeſchäft vollſtändig mit der Lebensweiſe des Goldſpehtes übereinſtimmen.

Während die große Mehrzahl der Spechte aus\cließli< oder wenigſtens hauptſächlich von den Väumen ihre Nahrung ſucht, betreiben einige ihre Jagd auf dem Boden. Zu ihnen gehört der Feldſpe<ht (Colaptes campestris, Picus campestris und chrysosternus, Soroplex, Theiopicus, Malherbipicus, Pediopipo und Geocolaptes campestris), der die offenen Triſten Südamerikas bewohnt. Scheitel und Kehle ſind \{<hwarz, Wangen, Hals und Oberbruſt goldgelb, Rücken und Flügel blaßgelb, ſhwarzbraun gebändert, Unterrü>en, Bruſt und Bauch blaß weißlihgelb, jede Feder dur mehrere ſchwarze Querbinden gezeichnet, die Schwingen graubraun, goldgelb geſchäftet, die Handſchwingen an der Jnnenſahne, die Armſchwingen an beiden Fahnen weißlih gebändert, die Shwanzfedern endlich ſ<warzbraun, die äußeren Paare an der Außenfahne, die drei inneren Paare an der Jnnenſahne gelb gebändert. Die Geſchlehter unterſcheiden ſi< wenig; doh iſ das Weibchen minder lebhaft gefärbt als das Männchen. Bei dem jungen Vogel ſind die Binden breiter. Das Auge iſt dunkel kirſchrot, der Schnabel ſhwärzlihgrau, der Fuß ſ{<mußgzig grau. Die Länge beträgt 32, die Breite 47, die Fittichlänge 14,5, die Schwanzlänge 11 em.

„Der Feldſpeht“, ſagt der Prinz von Wied, „iſt von allen übrigen Arten durch ſeinen Aufenthalt höchſt bezeichnend geſchieden, da er bloß in offenen, von Waldungen entblößten Triften und höchſtens in kleinen Gebüſchen vorkommt. Jh habe ihn in den großen Küſtenwaldungen nie geſehen, ſondern bloß in höheren, tro>enen und erhißten Triften der inneren Sertongs der Provinzen Bahia und Minas Geraes. Azara fand ihn in Paraguay. Er ſcheint alſo dem größten Teile des inneren Südamerika anzugehören.“ Burmeiſter erzählt Folgendes: „Zu den Ameiſenneſtern der offenen Triften gehört als lieber Geſellſchafter der merkwürdige Feldſpe<ht. Wir fanden den erſten am Abhange einer Hochebene. Eine ganze Geſellſchaft, wohl aht Stück, ha>ten an einem großen, niedrigen Baume, flogen von Zeit zu Zeit einzeln auf den Boden, ſpazierten da wie Krähen herum und kehrten dann zum Baume zurü>. Sie mußten mit einer guten Nahrung beſchäftigt ſein, wahrſcheinlich eine wandernde Termitengeſellſhaft überfallen haben. Jh ſah dem Vogel bald ſeine Eigentümlichkeit an. Ein Specht, der ſchreitend auf dem Boden herumſpaziert: welch ein Wunder, dachte ih und rief meinem Sohne zu, einen zu ſchießen. Es gelang. Der Specht purzelte kreiſchend zu Boden, die anderen flogen davon, ließen ſi aber bald auf einem niht ſehr entfernten Vaume wieder nieder. Nun erkannte ih meinen neuen Gefährten. Er gab mir, als ih ihn tot betrachtete, die Gewißheit, daß ih das Campogebiet bereits betreten hatte; denn nur auf dieſem iſt der ſonderbare Erdſpecht zu finden.“

„Der Feldſpeht“, erzählt der Prinz von Wied, „lebt beſonders von Termiten und Ameiſen, welche in dieſen Ebenen unendlich häufig ſind. Man findet hier in Wäldern und Triſten große kegelförmige Hügel von gelben Letten, die oft 2 m hoch und von Termiten erbaut ſind; in den offenen Gegenden haben ſie gewöhnlih eine mehr abgeflachte Geſtalt. Ähnliche Neſter von rundlicher Form und ſ<hwarzbrauner Farbe hängen an di>en Äſten der Bäume, und ein jeder Kaktusſtamm trägt eins oder mehrere, Auf dieſen pflegt der genannte Specht zu ſigen und zu ha>en. Er wird deshalb dieſer Gegend ſehr nüßlih durch die Vertilgung der ſchädlichen Kerbtiere, die in Braſilien die Hauptfeinde des Landbaues ſind.

Brehm, Tierleben. 3, Auflage, IVY. 38