Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/1

Araſſari. — Bartvögel: Allgemeines. 649

Das Benehmen der Tiere war ganz papageiartig, aber nicht ſo vorſichtig. Sie blieben ruhig bei der Arbeit, lo>ten von Zeit zu Zeit mit der Stimme und ließen ſi<h ungeſtört beobachten. Die Papageiähnlichkeit iſt niht zu verkennen. Sie leben wie jene paarweiſe, geſellig in leinen Shwärmen, fallen ſo auf die Bäume ein, leſen Früchte ab und fliegen paarweiſe auf, wenn man ſie erſhre>t.“ Bates verſichert, daß er die Flüge einer anderen Art der Gattung niemals auf Fruchtbäumen verſammelt, ſondern beſtändig auf der Wanderſchaft geſehen habe, auf den niederen Bäumen von Zweig zu Zweig hüpfend und ſih im Gelaube verſteœŒend. „Kein Araſſari ſtößt, ſoviel ih weiß, ein kläffendes Geſchrei aus, wie die großen Tukane thun; eine Art quakt wie ein Froſch.“

Derſelbe Forſcher erzählt, daß er eines Tages ein merkwürdiges Zuſammentreffen mit unſeren Vögeln gehabt habe. „Von dem höchſten Baume einer dunkeln Schlucht hatte ih einen Araſſari herabgeſchoſſen. Er war nur verwundet und ſchrie laut auf, als i, ihn aufnehmen wollte. Fn demſelben Augenbli>e belebte ſich die ſchattige Schlucht wie dur<h Zauberei mit Kameraden des verleßten, von denen ih vorher keinen einzigen geſehen hatte. Sie ließen ſi<h, von Aſt zu Aff hüpfend, zu mir hernieder, hingen ſi<h an den Ranken der Schlingpflanzen an, und alle krähhzten und ſchlugen mit den Flügeln wie Furien. Hätte ih einen langen Sto> in der Hand gehabt, ih hätte mehrere von ihnen von den Zweigen herabſ<lagen fönnen. Nachdem ih den verwundeten getötet, bereitete ih mich vor, die frechen Geſellen zu beſtrafen; dieſe aber begaben ſi, ſobald das Geſchrei ihres Gefährten verſtummt war, ſofort wieder in ihre ſiheren Wipfel zurü> und waren, noh ehe ih mein Gewehr wieder geladen hatte, ſämtlih verſ<hwunden.“

Layard fand ein Pärchen Araſſaris in Geſellſchaft verſchiedener Spechte und wahrſcheinli< au< in einem von deren Löchern brütend, war aber nicht im ſtande, den Baum zu beſteigen und ſih der Eier zu bemächtigen. Von dem Vorhandenſein der Vögel gewann er erſt Kunde, nachdem er einen Specht vom Baume herabgeſchoſſen hatte. Unmittelbar nah dem Schuſſe ſtre>te der Araſſari vorſichtig ſeinen Kopf aus dem Loche hervox, um zu ſehen, was es gebe, ſchaute ſi< um, entde>te unſeren Forſcher und zog den Kopf ſhleunigſt in die Höhle zurü>. Dies wiederholte: er nah jedem einzelnen Schuſſe, welcher fiel.

Dur<h Schomburgk erfahren wir no< außerdem, daß auch der Araſſari ſehr häufig von den Fndianern gefangen und gezähmt, in der Regel auch bald zutraulih wird; dur Pöppig, daß die Eingeborenen in dem geſhabten Schnabel und der langen, gefranſten Zunge der Vögel ein untrügliches Mittel gegen Herzdrücken und Krämpfe ſehen.

An die Pfefferfreſſer reihen ſi< naturgemäß die Bartvögel (Capitonidae) an. Sie tennzeihnen ſi<h dur< etwas ſhwerfälligen, gedrungen walzigen Leib, mittellangen, kräftigen, faſt kegelförmigen, ſeitli<h ausgeſhweiſten, an der Wurzel weiten, gegen die Spige hin zuſammengedrüten, an den Schneidenrändern entweder geraden oder von unten nach oben eingebuchteten, auh wohl gezahnten oder mit zahnartig endenden Furchen verſehenen Schnabel, kurze, aber kräftige, paarzehige Füße, mit nach hinten gewendeter Daumen- und Außenzehe, mittellange oder kurze, gerundete Flügel und kleine Flügelde>federn, kurzen, meiſt gerade abgeſchnittenen, zuweilen aber au< etwas zugerundeten und dann verhältnismäßig längeren, aus zehn Federn gebildeten Schwanz ſowie endlih weiches, aber feſtſizendes, in prächtigen Farben prangendes Gefieder, das ſich in der Schnabelgegend zu zahlreichen Borſten umgeſtaltet hat.

Die Familie, von welcher man etwa 80 Arten kennt, iſ in dem heißen Gürtel beider Welten heimiſch, wird jedoch in den verſchiedenen Erdteilen dur< beſondere Gattungen