Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/1

650 Erſte Ordnung: Baumvögel; dreißigſte Familie: Bartvögel,

vertreten. Jhre größte Entwickelung erlangt ſie in Afrika und in Aſien; in Auſtralien hingegen wird keines ihrer Mitglieder gefunden. Die meiſten Bartvögel ſind lebhafte, muntere, rührige Vögel, lieben die Geſelligkeit und vereinigen ſich deshalb oft zu kleinen Scharen, die längere Zeit gemeinſchaftlih ihre Geſchäfte betreiben. Jhre Nahrung erwerben ſie ſi, indem ſie Baumwipfel und Gebüſche nah allen Richtungen hin dur<ſtöbern und fleißig aufleſen, was ſie finden. Gelegentlich ſolher Fagdunternehmungen dur<hſtreifen ſie ein engeres oder weiteres Gebiet im Laufe des Tages. Jhre Nahrung beſteht aus Kerbtieren wie aus verſchiedenen Beeren und Früchten. Die größeren Arten begnügen ſi<h niht mit kleinen Kerbtieren, ſondern gehen unter Umſtänden auh kleine Wirbeltiere an, thun dies wenigſtens zuweilen in Gefangenſchaft. Ein Bartvogel den Layard im Geſellſchaftskäfige hielt, vernichtete. na<h und nah ſämtliche kleine Finken, die denſelben Raum mit ihm teilten. Anfänglich fielen ihm nur diejenigen zum Opfer, welche ſi< ihm in unvorſichtiger Weiſe näherten; zuleßt aber legte er ſih förmlih auf die Lauer, indem er ſi hinter einem di>en Buſche oder dem Freßtroge verſte>te, und pa>te, vorſhnellend, die in den Bereich ſeines Schnabels gelangten unvorſichtigen kleinen Genoſſen, ſ<lug ſie gegen den Boden oder einen Zweig und ſlang ſie dann hinunter. Demungeachtet müſſen wir annehmen, daß Früchte doch den Hauptteil ihrer Mahlzeiten bilden. Hierauf deutet namentlih das Ausſehen der frei lebenden Vögel. Selten iſt deren Gefieder in Ordnung, ein mehr oder minder ausgedehnter Teil, insbeſondere die Schnabelgegend, vielmehr faſt ſtets von dem klebrigen Safte der Früchte zuſammengekleiſtert und infolgedeſſen unſcheinbar geworden. Den Früchten zuliebe kommen die Bartvögel aus den Waldungen in die Gärten hinein und treiben ſi oft tagelang nacheinander darin umher, von einer fruchtbehangenen Baumkrone zur andern fliegend.

Auf dem Boden ſcheinen ſie fremd zu ſein, im Klettern hingegen zeigen ſie ſi< niht ungeſchi>t. Der Flug iſt kurz, aber ſchnell; die Flügel werden ſ{hwirrend bewegt, um die verhältnismäßig ſ{hwere Laſt des Leibes zu tragen. Faſt alle ſind mit einer lauten, weit hörbaren Stimme begabt, und mehrere Arten führen regelmäßig Tonſtüke aus, an welchen alle Mitglieder der Geſellſchaft teilnehmen. Dem Menſchen gegenüber bekunden die meiſten geringe Scheu; es ſcheint, daß ſie auf den Schuß vertrauen, den ihnen die dichten Baumtronen, ihre Lieblingspläße, gewähren, und in der That hält es ſchwer, ſie hier zu entde>en. Diejenigen aber, welche es lieben, ſi frei zu zeigen und von hier aus ihr ſonderbares Lied in die Welt zu ſhmettern, pflegen vorſichtig zu ſein und das Gewiſſe für das Ungewiſſe zu nehmen. Das Neſt hat man in hohlen Bäumen, aber auh in Erdhöhlen gefunden; die Eier, die man kennen lernte, waren weiß. Fm übrigen mangelt über das Brutgeſchäft jegliche Kunde.

Als Vertreter der aſiatiſchen Arten habe ih den Goldbartvogel oder Gelbkehlbartvogel (Megalaema flayigula, Bucco flavigulus, haematocephalus, nanus, philipPensis, parvus, indicus, luteus, rubrifrons, lathami und raflesii, Xantholaema flayigula und indica, Capito indicus) erwählt, weil wir über ſeine Lebensweiſe einigermaßen unterrichtet ſind. Die Gattung der Grünbärtlinge (Megalaema), die er vertritt, tennzeichnet ſih durch kurzen, ſeitli<h ausgebauhten Schnabel, ziemlih ſpibige Flügel, in denen die dritte, vierte und fünfte Shwinge die längſten ſind, und einen kurzen, faſt gerade abgeſchnittenen Shwanz. Das Gefieder des Goldbartvogels iſt oberſeits düſter ölgrün, welche Färbung an den Außenſäumen der ſhwarzen Swingen ins düſter Grünblaue übergeht; Vorder- und Oberkopf ſind ſharlachrot, Hinterkopf und Kopfſeiten ſhwarz, ein ſ{hmaler über und ein breiter Streifen unter dem Auge, Kinn und Kehle ſ{hwefelgelb; ein leßtere