Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/1

652 Erſte Drdnung: Baumvögel; dreißigſte Familie: Bartvögel.

wie bei Fndern gäng und gäbe. Sundevall bemerkt, daß ein und derſelbe Goldbartvogel imimner gleihlautend ſingt, ſelten aber zwei gefunden werden, die ihr Lied genau in gleicher Weiſe vortragen, daß deshalb, wenn zwei oder mehrere dieſer Vögel nahe bei einander ſien und gleichzeitig ſhreien, ein niht unangenehmes Tonſtü> entſteht.

Früchte verſchiedener Art, zeitweilig vielleiht auh Kerbtiere bilden die Nahrung des Vogels; doch ließ ein gefangener, den Blyth beobachtete, tieriſhe Nahrung liegen, wenn ihm Früchte gereiht wurden. Ein Goldbartvogel, den ich pflegte, verfuhr gerade umgekehrt und zog Mehlwürmer allen übrigen Le>erbiſſen vor, ohne jedo<h Früchte zu verſ<mähen. Mein gefangener lebte mit allen ſeinen Käfiggenoſſen in beſtem Einverſtändnis oder, richtiger, bekümmerte ſih niht im geringſten um ſie, hielt ſih ſtets von ihnen geſondert auf einem vom erſten Tage an gewählten Plate auf, ſaß hier oft ſtundenlang regungslos ftill oder ließ dann und wann ſeine laute, ſhallende Stimme vernehmen. Zum Boden herab kam er nur dann, wenn der Hunger ihn nötigte, ſette ſih aber auch hier, falls er es fonnte, auf einen Zweig oder den Rand des Freßgeſchirres und betrat nur ausnahmsweiſe den Boden ſelbſt, hüpfte jedo<h weniger ſ<werfällig auf ihm umher, als man von vornherein hätte annehmen mögen.

Über die Fortpflanzung des Goldbartvogels vermag ih wenig zu ſagen. Das Neſt wird in Baumlöchern angelegt und dieſelbe Höhle wahrſcheinlich jahrelang nacheinander benugßt. Das Gelege beſteht aus zwei und vielleiht mehr weißen Eiern.

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Unter den afrikaniſchen Bartvögeln hat mich der Perlvogel (Trachyphonus margaritatus, Bucco, Micropogon und Capito margaritatus, Tamatia und Lypornix erythropygia, Polysticte margaritata) am meiſten angezogen. Er vertritt die Gattung der Shmucbartvögel, deren Kennzeichen in dem ſchlanken, mittellangen, auf dem Firſte leiht gewölbten, an der Spiße zuſammengedrü>ten, niht aber ausgeſ<hweiften Shnabel, den verhältnismäßig hohen Füßen, deren Läufe länger als die Mittelzehe ſind, den ziemlih langen Flügeln, in denen die vierte Schwinge die längſte iſt, und in dem ziemlih langen, abgerundeten Schwanze zu ſuchen ſind.

Das Gefieder der Oberſeite iſt umberbraun, weiß geperlt und gebändert, das des Hintertopes, Hinterhalſes, der Halsſeiten und Unterteile glänzend ſ{hwefelgelb, in der Bruſtgegend rötlich überflogen; Stirn und Scheitel, beim Männchen auch ein Kehlfle>en ſowie ein aus Punkten gebildetes Bruſtband ſind ſ<hwarz, Steiß und Bürzel dunkel ſcharlahrot. Das Auge iſt dunkelrot, der Schnabel hellrot, der Fuß bleigrau. Die Länge beträgt 19, die Fittichlänge 9 cm.

Südlich des 17. Grades nördlicher Breite iſt der Perlvogel in allen von mix durhreiſten Gegenden Nordafrikas keine Seltenheit, in den Waldungen und Gärten Sennars und Kordofans, hier und da wenigſtens, ſogar eine regelmäßige Erſcheinung. Zu erwähnen iſt hierbei freilih, dáß er ſein möglichſtes thut, ſi< bemerkbar zu machen. Er ſpricht von ſi ſelbſt; denn er iſt es, der die Gärten in den Dörfern der Niederungen der Steppe und den Wald zu beleben weiß. Gewöhnlich trifft man ihn paarweiſe, nah der Brutzeit aber auh în leinen Geſellſchaften. Niemals verſte>t er ſih ſo wie andere Bartvögel Afrikas, ſondern zeigt ſih, namentlih zu gewiſſen Zeiten, ſehr gern frei. Zumal in den Morgenund Abendſtunden ſchwingt er ſih auf die höchſte Spiße gewiſſer Bäume und ſchreit von hier aus munter und fröhli<h in die Welt hinaus. Sofort nah dem Eintreffen auf einem Baume. beginnen beide Gatten vereint einen hö(hſt eigentümlichen Geſang, der nah meinem Urteile durh die Silben „gukguk girre girre gukgut“/ nah Hartmanns Anſicht durch „ur tiur“, nah des Marquis Antinori Angabe „tſchioi tſchio i“, nah der Auffaſſung