Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/1

662 Erſte Ordnung: Baumvögel; zweiunddreißigſte Familie: Kolibris.

wurde, gibt mehr oder weniger ein Lebensbild der Geſamtheit. Jh will verſuchen, das mir bekannt Gewordene überſichtli< zuſammenzuſtellen, glaube aber vorher erſt einige Kolibris ſelbſt näher beſchreiben zu müſſen. Vergebliches Beginnen würde es ſein, wollte ih verſuchen, an dieſer Stelle den Geſtaltenreihtum der Familie in genügender Ausführlichkeit zu beſprechen. Der mir zugemeſſene Raum verbietet, etwas Vollſtändiges zu geben, und da ih nun einmal unvollſtändig ſein muß, bleibt es ſi< glei, ob ih viele oder wenige von den in mehr als 70 Unterabteilungen oder Gattungen gebrachten, etwa 400 Arten zählenden Vögeln hier beſchreibe, ſoweit es ſi< um Geſtalt und Färbung handelt. Wer die Kolibris kennen lernen will, muß zu dem Gouldſchen Prachtwerke oder wenigſtens zu Reich enba<s „Vollſtändigſter Naturgeſchichte“ greifen. Fn jenem ſind ſie niht bloß alle abgebildet, ſondern auh beſchrieben, dieſe bietet mindeſtens die größtenteils wohlgelungenen Bilder der lieblihen Geſchöpfe.

Einer überſichtlichen Einteilung der Kolibris ſtellen ſi< verſchiedene Schwierigkeiten entgegen. Nicht allein die außerordentliche Anzahl der Arten und deren ungenügende Kenntnis, insbeſondere ſoweit es ſi<h um Beſtimmung der Geſhlehts- und Altersverſchiedenbeiten handelt, ſondern au die Kleinheit der Vögel erſhwert Gliederung der Geſamtheit und zwe>dienlihe Zuſammenfaſſung der verwandten Arten. Die Geſchlehtsunterſchiede ſind ſo erhebli, daß einzelne Forſher Männchen und Weibchen derſelben Art verſchiedenen Gattungen, ja ſelbſt Unterfamilien zugewieſen haben. Kein Wunder daher, wenn wir noh heutige3tags in den Lehrbüchern und tierkundlichen Shrifſten überhaupt ſehr verſchiedenen Anſichten über die Würdigung der einzelnen Gruppen begegnen. Jh habe im Nathſtehenden mich an Cabanis gehalten und deſſen Gliederung beibehalten.

Die zur Unterfamilie der Gnomen (Poly tminae) zu zählenden Arten ſind ziemlih groß und gedrungen gebaut. Der Schnabel iſt mittellang, kräftig, ſhwach oder ſehr ſtark gebogen, der Mundrand beider Kiefern vor der Spitze kerbig gezähnelt, der Fuß kurzzehig und langfkrallig, der Flügel breit, mäßig gekrümmt, der Schwanz breit, wenig länger als die ruhenden Flügel und, weil die beiden äußerſten Federn jeder Seite verkürzt ſind, abgerundet. Das Gefieder prangt nicht in beſonders lebhaften Farben; die Oberſeite pflegt grünlich oder bronzefarbig zu ſein, die untere iſt gewöhnlich bräunlih und häufig längs gefle>t, die ſeitlichen Schwanzfedern ſind liht an der Spie. Die Geſchlechter unterſcheiden ſih wenig.

Der Adlerſchnabel (Eutoxeres aquila, Trochilus, Polytmus, Glaucis und Myiaëtina aquila) und ſeine Verwandten kennzeihnen ſih hauptſählih durch den ſihelförmig gebogenen, kräftigen Schnabel und den mehr keilförmigen Shwanz. Die genannte Art iſt auf der Oberſeite glänzend graugrün, unterſeits bräunlihſhwarz, an der Kehle mit dunkel graugelben, an der Bruſt mit weißlichen Längsfle>en gezeihnet; das Kopfgefieder und eine kleine Holle ſind bräunlihſhwarz, die Kopf: und Bürzelfedern bräunlih geſäumt; die Shwingen purpurbraun, die leßten Armſchwingen an der Spiße weiß gefle>t, die Steuerfedern glänzend dunkelgcün, gegen die Spige hin ſ{hwärzlih, an ihr ſelbſt weiß. Dieſe Endzeichnung wird breiter nah den Seiten zu. Der Oberſchnabel iſt ſ{<warz, der Unterſ<hnabel bis gegen die Spive hin gelblich.

Das Vaterland iſ Bogota.