Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/2

89 Erſte Drdnung: Baumvögel; zweiundvierzigſte Familie: Ku>u>e.

Jn Europa, Aſien und Afrika gibt es wenige Länder oder Gegenden, in welchen der „Ku>ku> niht beobachtet worden iſt. Als Brutvogel bewohnt ex den Norden der Alten Welt/ von China und den Amuxländern an bis zux Küſte von Portugal und vom Nordkap an bis Syrien, Paläſtina und Algerien oder zu den inneraſiatiſhen Steppen und Gebirgen, ebenſo au< Perſien. Von hier wandert er nah Süden; von Sibirien aus dur< China und ganz Jndien bis auf die Sunda- Jnſeln und nah Ceylon, von Europa aus bis nah Südafrika. Jn allen Ländern des Oſtſudan, die ih durchreiſte, habe ih au< den Ku>u> geſehen, aber no< nirgends als zeitweilig angeſeſſenen, in der Winterherberge ſih auf: haltenden Vogel. Cabanis unterſcheidet allerdings die in Sibirien lebenden und in Mittel: und Südafrika erlegten Ku>ku>e als beſondere Arten; ih muß jedo<, auf eigne Beobachtungen des Lebens geſtüßt, ſagen, daß ih in beiden Fällen anderer Meinung bin. Daß der weſtſibiriſ<he Ku>ku> von dem unſerigen niht abweicht, unterliegt für mich keinen Zweifel; ebenſowenig glaube ih im Süden Nubiens jemals einen anderen Ku>u> als den unſerigen erlegt zu haben, ſomit auch die aus dem Süden Afrikas in unſere Sammlungen gebrachten Stücke für den einheimiſchen Vogel anſehen zu müſſen. Verwundern darf es niht, daß ein ſo gewandter Flieger wie der Ku>u> ebenſo große Stre>en durchreiſt wie andere weit minder flugbegabte Zugvögel. Nach meinen und allen übrigen Beobachtungen wandert er ſ{<nell, läßt ſi<h wenigſtens im Norden Afrikas oder in Syrien wie in Südeuropa niht erhebli<h früher vernehmen als in Deutſchland, und verzögert aus leicht begreiflichen Gründen erſt weiter gegen den Norden hin ſeine Reiſe. Bei uns zu Lande erſcheint ex in der Regel Mitte April: „Am 18. kommt ex, am 19. muß ex kommen“, heißt es im Volksmunde. Ausnahmsweiſe trifft ex auh ſhon früher, unter Umſtänden ſogar ſhon im Anfange des Monats ein, gleichviel, ob die Witterung günſtig iſt oder niht. So vernahm Schacht, ein in jeder Beziehung treffliher Beobachter, im Fahre 1875 ſchon am 5. April, „als der Wald noh kahl war und ſelbſt die Birke noh blätterlos daſtand“, ſeinen Ruf. „Dſt lag des Morgens wieder eine weiße Schneede>e auf Wald und Flur; doch der Ku>u> {lug ſi< ſ{hle<t und re<t dur<h. Wenn aber die Sonne das Gewölk durhbra<h, dann rief er laut ſein ,Ku>ku>‘, obſchon immer nux einmal: ein Zeichen, daß es ihm doh no< niht ganz wohl ums Herz war.“ Nach Sachſes Beobachtungen kommt er im Weſterwalde ebenfalls nicht ſelten im erſten Drittel des April an. So hörte ihn dieſer Berichterſtatter 1863 am 10. und 1871 am 8. April. Fn Eſthland vernahm Huene am 3. Mai ſeinen Ruf: im nördlichen Norwegen dagegen erſcheint er, laut Helen, niht vor Ende Mai, und der dortige Bauer meint, es ſei ein ſ{<le<tes Zeichen für das Fahr, wenn er ſih hören laſſe, ehe der Schnee von den Feldern weggetaut iſt und die Bäume auszuſc<lagen beginnen. Jn Deutſchland wie in Skandinavien verweilt er nux bis Anfang September, und ſchon am 11. dieſes Monats bin ih ihm in Südnubien begegnet. Ausnahmsweiſe traf ih ihn bereits am 14. Juli bei Alexandria als Wandervogel an. Weſentlich anders ſcheint es fi im ſüdweſtlichen Aſien zu verhalten. Nah Blanfords und St.-Fohns Beobachtungen iſt er im öſtlichen Perſien ziemlich allgemein verbreitet, hier und da gemein, pflanzt ſih auch fort, verläßt das Land wahrſcheinlih aber niht. Blanford vernahm ſeinen Ruf bereits am 18. Februar, St.-John ſogar ſhon am 25. Januar, zu derſelben Zeit alſo, in welcher der ſeiner nordiſchen Heimat entwanderte Vogel noh im tiefſten Fnneren Afrikas weilt.

Jn Deutſchland iſt der Ku>u> allgemein verbreitet, in Südeuropa weit ſeltener als bei uns, aber do< noh Brutvogel. Jm ſüdlichen Portugal hörte ihn E. Rey vom 18. April an einige Tage lang, ſpäter jedoh niht mehr rufen und glaubt deshalb, daß er niht im Lande brüte; ih hingegen beobachtete ihn in Spanien während des Sommers und bezweifle deshalb die Nichtigkeit der Annahme Reys. Nach Norden hin wird er häufiger: in Skandinavien gehört er zu den gemeinſten Vögeln des Landes; wenigſtens erinnere ich mi