Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/2

KuEu>: Weſen. Bewegungen. Stimme. 83

nur hüpfend im ſtande, ih auf flachem Boden zu bewegen. Gewandter zeigt er ſich im Gezweige, obſchon er auch hier einen einmal gewählten Siß nur ungern und dann meiſt fliegend verläßt. Jm Frühlinge verſäumt er nie, nah dem Aufbäumen viele Male naheinander ſeinen lauten Ruf erſchallen zu laſſen, und wenn ſich die Liebe in ihm regt, treibt er ſo argen Mißbrauch mit ſeiner Stimme, daß er zuleßt buchſtäblich heiſer wird. Faſt in allen Sprachen iſt ſein Name ein Klangbild dieſes Rufes, ſo wenig richtig lebterer in der Regel auh wiedergegeben wird. Wie vielen anderen Vogelſtimmen ſind dem Ku>kucsrufe au< Mitlauter eigen, wie die im Mai 1891 in Frankfurt verſammelten deutſchen Vogelkundigen an einem laut und oft rufenden Stücke des dortigen Tiergartens feſtſtellen konnten. Der Ruf lautet faſt „Fu>u>“/ und ſeine erſte Silbe wird ſchärfer ausgeſtoßen als die zweite; wir vernehmen ein deutliches K oder G, ebenſo wie das zweite gedehntere U zu Anfang und zu Ende durch einen G- oder K-Laut vervollſtändigt zu werden ſcheint. Wer wie ih jeden ſchreienden Ku>ku> dux< Nachahmung ſeiner Stimme herbeiruft, weiß freilih, daß auf den Ruf „Ku>u>“ kein einziger fommt. Naumann ſagt, daß man den Ku>ku>sruf auf der Flöte dur< die Töne fis und d der mittleren Oftave täuſchend nahahmen kann; ih habe die beiden Töne mir vorſpielen laſſen und muß zugeſtehen, daß ſie dem Rufe ähneln, finde jedoch, daß die Klangfarbe der Flöte eine ganz andere iſt als die des Ku>u{3rufes und bezweifle ſehr, daß ein Ku>u> durch ſie herbeigelo>t werden würde oder könnte. Mit Beſtimmtheit darf ih behaupten, daß der Ruf auf dem Klaviere ſih niht wiedergeben läßt und ebenſowenig dur< unſere Ku>u>suhren richtig ausgedrückt wird, ſo zwe>entſprechend es auch erſcheint, zwei verſchiedene Pfeifen zu verwenden.

Jm Anfange ſeines Hierſeins ruft der Ku>u> ſelten eifrig; das wahre Feuer lodert erſt dann auf, wenn er bereits die Freuden der Liebe gekoſtet hat. Während ſeiner Begattungszeit, die freili<h kaum länger währt, als er ſchreit, ruft er niht allein nah dem Aufbäumen, ſondern auh während des Fluges, in den Morgen- und Abendſtunden wie unmittelbar vor oder na< Regen am eifrigſten, aber auch ſonſt zu allen Stunden des Tages, und beſtimmt läßt er ſih hören, wenn er dur<h Nachahmung ſeiner Stimme hierzu angereizt wird. Während er ruft, ſenkt er die etwas ausgebreiteten Flügel und hebt dafür den Schwanz ein wenig über die wagerehte Linie empor, bläſt die Kehle auf, ſtößt ſein „Su-guh“ aus und wendet ſi<h nun, während er es 15, 20, 30, 40, ſelbſt 60 und mehr Male nacheinander hören läßt, auf dem Aſte hin und her, dreht ſi in der Regel auh mehrmals um und ſchreit ſo ſeinen Ruf und Namen in alle Richtungen der Windroſe hinaus. Wird er dur einen Nebenbuhler beſonders erregt, ſo verdoppelt er den erſten, höheren Laut, und der ganze Ruf lautet dann nah gewöhnlicher Schreibweiſe „guguguh“. Wird er während des Schreiens durch kleine Vögel gene>t, ſtößt namentlih einer von dieſen auf ihn, während er ſih blähend auf einem Aſte ſigt, ſo bricht er im Schreien plößlih ab und unterdrü>t regelmäßig die lebte Silbe. Kommt ein Weibchen in Sicht, ſo wiederholt er den dreifachen Nuf zweimal oder verdoppelt, alſo viermal, nacheinander und fügt ihm dann faſt unwandelbar heiſere Laute bei, die man durch die Silben „quawawa““ und „haghaghaghag“ übertragen hat, in Wirklichkeit aber weder wiedergeben noh au<h nachahmen kann. Ärgert ex ſi< über einen Nebenbuhler, den er zunächſt no< niht ſehen kann, ſo läßt er unmittelbar vor oder nah dem Aufbäumen einen ähnlichen, aber einzeln ausgeſtoßenen, obſchon zwei- bis viermal wiederholten, heiſer würgenden Laut vernehmen, dex mit dem Knarren eines Teichſroſches verglichen und dur< „quorr“ oder „quorrg“ übertragen werden mag. Wird ihm das Ne>en des Kleingeflügels zu arg, und hilft das Beißen nicht mehr dagegen, ſo vernimmt man endlih noch ein heiſeres, ungefähr wie „ſärrr“ klingendes Ziſen, das er namentli< im Fluge ausſtößt. Vorherrſchend bleibt immer das „Gu-guh““. Es folgt bei längerem Schreien binnen 5 Sekunden 4mal, ſelten aber öfter als 20—30mal