Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/2

102 Erſte Ordnung: Baumvögel; zweiundvierzigſte Familie: Kucku>e.

rütteln, ließ ſi< dann langſam herab, ſezte ſeinen Flug diht über den Spißen der hohen Gummibäume und Kaſuarinen fort, ſchwenkte ſih au<h rund um dieſe Bäume, bald volle Kreiſe beſchreibend, bald von einem Zweige zum anderen ziehend und dort anhaltend, um na< Heuſchre>en und anderen großen Kerbtieren zu ſpähen, ſtieß endli<h wiederholt auf dieſe herab und nahm ſie von den Blättern oder ſelbſt von den Stämmen der Bäume weg, gelegentli<h laut und kreiſhend aufſhreiend und mit ausgebreiteten Shwingen vor den äußerſten Spitzen rüttelnd, alles ganz wie Falken zu thun pflegen. Erſt nachdem er die verſchiedenſten Übungen dieſer Art ausgeführt und ſich ſeine Morgenmahlzeit geſichert hatte, ließ er ſih auf einem ſehr hohen Zweige nieder, von welchem er herabgeſchoſſen wurde. Das erwähnte durchdringende Geſchrei läßt er im Sißen wie im Fliegen, insbeſondere aber dann vernehmen, wenn ein Falke oder ein anderer Raubvogel ihm zu Geſichte kommt. Elſey, der den Vogel im Norden beobachtete, ſagt, daß er mitunter 5 Minuten lang ſein fläglihes Geſchrei ausſtoße. „Zuweilen kümmerte er ſih niht um unſere Gegenwart; gewöhnli< aber war er ſehr ſcheu. Zu dem Boden kam er niemals herunter; ich habe ihn - ſtets nur auf den Wipfeln der höchſten Bäume geſehen.“ Der Magen des von Bennett erwähnten Vogels enthielt Goldkäfer und große Heuſchre>en in Menge. Jn den Magen anderer Fragzenku>u>e wurden neben Kerbtieren auh Früchte und Samen, insbeſondere ſolche vom roten Gummi- und Pfeſferminzbaume, gefunden.

Über die Fortpflanzung fehlen noh ausführliche Berichte, doh ſcheint ſo viel feſtzuſtehen, daß auh der Nieſenku>u> ſeine Eier fxemden Eltern anvertraut. Gould erhielt einen, der angebli<h von zwei anderen fremden Vögeln gefüttert worden war. Strange fand in dem Legſchlauche eines von ihm erlegten Weibchens ein reifes Ei, das auf gräulichhem Grunde überall mit rötlihbraunen Fle>en und Punkten gezeihnet war.

Ein junger Rieſenku>u> wurde in ein Gebauer, das bis dahin ein Rieſenfiſcher innegehabt hatte, gebraht und hier von Bennett beobachtet. Sofort nah ſeiner Ankunft öffnete der Neuling, anſcheinend hungrig, den Schnabel, und ſiehe da, der Rieſenfiſcher erbarmte ſih der Waiſe. Gutmütig nahm er ein Stückchen Fleiſch, bearbeitete es mit ſeinem Schnabel ſo lange, bis es ihm die nötige Weiche zu haben ſchien, und ſte>te es ſeinem Schüglinge ſorgfältig in den Schnabel. Dieſes Pflegegeſchäft ſeßte er ſo lange fort, bis der junge Kucku> fähig. war, ſelbſt zu freſſen. „Als ich ihn ſah“, ſhreibt Bennett, „ſaß er auf der höchſten Spive des Käfigs, erhob ſi gelegentlich, ſ<hlug mit den Flügeln und bäumte dann wieder, na< Art gewiſſer Falken, mit welchen er überhaupt Ähnlichkeit zeigt. Wenn ihm des Morgens Futter gebraht wurde, kam er herab, kehrte aber augenbli&li{h wieder zu ſeinem erhabenen Sigßplaße zurü>. Von dem, was ich geſehen habe, möchte i \<ließen, daß ex in der Gefangenſchaft ſehr zahm werden muß.“

Die Eilande Ozeaniens und Südaſien beherbergen eine Îleine Gattung von Häherfududen, die man Gudel (Eudynamis) genannt hat. Fhre Kennzeichen ſind di>er, kräf: tiger, auf dem Firſte ſehr gebogener, ſtarkhakiger Schnabel, deſſen Unterkiefer faſt gerade iſt, ſtarke Füße, mittellange Flügel, in denen die vierte Schwinge die längſte iſt, langer, abgerundeter Schwanz und ziemlih weiches, ſehr übereinſtimmend gefärbtes Gefieder. Das fleinere Männchen iſt nämlich gewöhnlich ſhwarz, das Weibchen mehr oder weniger \{<hwarz und weiß gefle>t.

Die berühmteſte Art iſt der Koel oder Kuil der Hindus, Kokil der Bengalen, Koha der Singaleſen, Kuſil der Malayen, Tuhu und Tſhuli der Favanen (Eudynamis nigra, Cueculus niger, variegatus, panayanus, maculatus, honoratus, scolopaceus,